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Volksstimme-Serie Zuhören oft wichtiger als kochen

Sie ist schlechthin das Gesicht auf dem Oebisfelder Wochenmarkt: Kordula Dahm aus Kakerbeck.

Von Harald Schulz 07.03.2020, 05:00

Oebisfelde l  Jeden Dienstag ist der Blondschopf nicht nur begehrt, weil ihre Suppen es sind, sondern die „taffe Frau“ im Monat März steht als Gesprächspartnerin, Unterhalterin und Beraterin in Lebensfragen im Mittelpunkt. „Naja, wie kommt man dazu, übers Land zu reisen und Suppen zu verkaufen“, schmunzelt Kordula Dahm etwas nachdenklich in sich hineinfragend, bevor die Antwort spontan erfolgt. „Der Liebe wegen. Ja das trifft es. Rolf-Ingo und ich unternehmen gern etwas gemeinsam. Und so kam der Gedanke bei uns auf, es auch mit einem rollenden Imbiss zu versuchen. Seit 2015 sind wir nun als ,Kalbenser Märkte‘ in Haldensleben und Oebisfelde jede Woche unterwegs“, erzählt Dahm, während sie auf dem Oebisfelder Marktplatz in der Altstadt den Imbissstand aufbaut.

Währenddessen ist Ehemann Rolf-Ingo damit beschäftigt die Gulaschkanone auf Betriebstemperatur zu bringen. Gleichzeitig wechselt er sich mit Ehefrau Kordula dabei ab, die schon bald dampfende Erbsensuppe unter ständigem und gleichmäßigem Umrühren vor dem Anbrennen am Bottichboden zu bewahren.

Seit 2017 ist Kordula Dahm auf dem Wochenmarkt in Oebisfelde bei Wind und Wetter, am liebsten bei Sonnenschein, damit beschäftigt, deftige Kost an den Mann oder die Frau zu bringen. Aber eigentlich muss sie sich dabei nicht anstrengen, denn die Stammkundschaft stellt sich zahlreich schon bald nach dem Marktstart um 9 Uhr ein. „Es gibt nur wenige, die so früh vormittags bereits Suppe essen wollen, doch es gibt sie nicht nur in Oebisfelde“, berichtet die Marktfrau, während die erste Anfrage für eine Gemüsesuppe gestellt wird. Selbst der Wunsch nach einer ordentlichen Portion Milchreis kann Dahm erfüllen, egal ob mit Zimt oder Apfelmus.

Zu den Stammgästen zählt unter anderem auch das Ehepaar Pettke. Die beiden Rentner holen sich dienstags ihr Mittagessen quasi direkt aus dem heißen Topf weg an den Mittagstisch. Aber es gibt noch einen anderen Anlass an den Dahm-Stand zu kommen. Dort trifft sich eine Männerrunde, die wohl so gut wie alle Ereignisse aus dem öffentlichen Oebisfelder Alltagsleben erörtern. Und nicht selten muss Marktfrau Kordula „auch ihren Senf dazugeben“, weil es so gewollt ist und ihre Meinung durchaus Gewicht in der Runde besitzt.

„Das gehört eben dazu, so ein Meinungsaustausch und ein wenig Tratsch. Das geht hier alles ruhig und gesittet zu. Wir kennen uns. Und wird es einmal lauter, lass ich mir nicht in die Suppe spucken. Ein freundliches Lächeln und nicht jedes Wort auf die Goldwaage legen, das zeigt Wirkung und glättet die Wogen“, weiß die Marktfrau an den Kochtöpfen aus Erfahrung.

Am Stand von Kordula Dahm kann grundsätzlich jeder so reden, wie ihm der Schnabel gewachsen ist. Was ihr aber wichtig ist, versichert die Kakerbeckerin: „Wenn sich mir jemand etwas aus seinem persönlichen Umfeld anvertraut, dann bleibt das bei mir. Das kann und darf nicht anders sein. Ich höre zu, das hilft schon einmal. Zuhören ist oft wichtiger als kochen, das hilft doppelt“, ist Marktfrau Dahm überzeugt.

In der lokalen Serie „Taffe Frauen“ wurden bislang in 2019 Bettina Klinnert aus Rätzlingen im Juli, Susanne Sass aus Bösdorf im August, Susanne Gätzschmann aus Oebisfelde im Oktober, Sigrun Klose aus Oebisfelde im Dezember, dann Anika Gerchel aus Detmerode im Januar 2020 und Natalie Harms aus Oebisfelde im Februar vorgestellt. Sollten Sie ebenfalls eine taffe Frau kennen, melden Sie sich doch bitte telefonisch unter 039002/98 48 98 oder auch gern per E-Mail: info.volksstimme@vsoebisfelde.com