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Erinnerungen an den Hötensleber Christoph Hallermann Als "gewiefter Geschäftsmann" bekannt

Von Reinhard Klar 08.02.2012, 04:24

Hötensleben l In einer Ausgabe vom November 1931 würdigte der "Hötenslebener Anzeiger" die Verdienste des Bürgers Christoph Hallermann, dessen Leben und Werdegang über Jahrzehnte hinweg eng mit Hötensleben verbunden war. Am 24. November des gleichen Jahres wäre er 100 Jahre alt geworden

Christoph Hallermann sei, so heißt es in der Zeitung einleitend, schon "äußerlich wegen seiner Größe von über zwei Meter eine imposante Erscheinung" gewesen. In seinen jüngeren Lebensjahren erlernte Hallermann nach seiner Schulzeit bei August Böwing in Hötensleben das Weber-Handwerk. Zeitgenössische Aussagen bestätigen ihm "viel Geschick und Tatkraft in diesem Beruf". 1851 trat er in das Magdeburger Infanterie-Regiment 26 ein, wo er es bis zum Unteroffizier brachte. Seine auffällige Körpergröße trug wesentlich dazu bei, "dass er wiederholt hohen Persönlichkeiten vorgestellt wurde, unter anderem 1858 auf dem Manöverfelde von Stumsdorf bei Halle an der Saale dem späteren Deutschen Kaiser Wilhelm I."

Nach der Beendigung seines Militärdienstes kehrte Christoph Hallermann nach Hötensleben zurück, wo er im Jahre 1861 Altmeister der Weberinnung von Hötensleben und Schöningen wurde. In dieser Zeit arbeitete er "mit 32 Gesellen und hatte großen Anteil an den von der Damastweberei Nickel in Schöningen ausgeführten Kunstwebereien". 1867 musste Hallermann seinen Betrieb aber aufgeben, "denn er konnte mit den aus England eingeführten mechanischen Webstühlen, die die Handweberei immer mehr verdrängten, nicht mehr konkurrieren". Zu einer Umprofilierung seiner Werkstatt aber fehlte ihm das Kapital. Schweren Herzens musste Hallermann seine Arbeiter entlassen, die meist in den Kohlengruben der Region eine neue Arbeitsstelle fanden.

Als Hallermann am Tage des Schützenfestes 1867 seine ehemaligen Weber "ausgelohnt und sich von ihnen verabschiedet " hatte, besaß er am Ende selbst nur noch einen einzigen Taler. Mit dem wollte er sich in Richtung Schützenplatz begeben, als "ein guter Kunde, ein Bauer aus Wackersleben, vorbei kam, um sich bei ihm Geld für den Besuch des Schützenfestes auszuleihen". Christoph Hallermann gab ihm seinen letzten Taler und musste selbst schweren Herzens zu Hause bleiben.

Auf der Suche nach einer neuen Arbeitsmöglichkeit nutzte er die guten Verbindungen, die er während seiner Militärdienstzeit geknüpft hatte. Von einem ehemaligen Vorgesetzten, der nun Landrat in Neuhaldensleben war, erhielt er 1868 eine Konzession zum Betrieb einer Gastwirtschaft in Hötensleben, die er zusammen mit seiner Frau führte.

Nach dem Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 setzte sich die in den 1860er Jahren begonnene stürmische industrielle Entwicklung in Hötensleben fort. Viele Menschen fanden hier Lohn und Brot, Hötensleben wurde ein blühender, aufstrebender Ort. Vergnügen und Geselligkeit wurde eifrig gepflegt, ein reges Vereinsleben entwickelte sich. Die gute Zusammenarbeit mit den Vereinen zahlte sich für Hallermann auch finanziell aus, so dass er sich 1894 zum Bau eines größeren Gastronomieobjekts entschloss. Er taufte seine Gaststätte, die bis 1928 im Besitz der Familie blieb, auf den Namen "Zum einigen Deutschland". Den Hötenslebern ist das derzeit leer stehende Gebäude in der Bäckerstraße noch heute als "Deutsches Haus" (später "Kulturhaus Martin Andersen Nexö") bekannt. Christoph Hallermann, den Zeitgenossen "als einen gewieften Geschäftsmann" bezeichneten, lag aber auch das öffentliche Wohl des Ortes sehr am Herzen. "Nach der Einführung der Gemeindevertretung 1874 hat er 22 Jahre lang die Interessen des Ortes und der Bürger bis zu seinem Tode in selbstloser Weise vertreten. Lange Jahre war Hallermann auch als Schöffe bei Amtsgerichtssitzungen tätig." Von Christoph Hallermann, er war über einige Ecken auch mit Fürst Otto von Bismark verwandt, war bekannt, "dass keiner sein Haus ohne einen Obolus verließ, wenn er in Not geraten war". So mancher Familie mit vielen Kindern im Ort gewährte er Hilfe und Unterstützung.

(Nach Unterlagen des Ortschronisten gestaltet).