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An der Kirche Baumschnitt erregt die Gemüter

Mit Unverständnis haben Volksstimme-Leser auf einen Baumschnitt in der Oschersleber Kornstraße vor drei Wochen reagiert.

Von Sebastian Pötzsch 26.04.2016, 01:01

Oschersleben l „Es ist doch verboten, Bäume während der Blütezeit zu beschneiden“, meinte beispielsweise Doris Müller (Name auf Wunsch von der Redaktion geändert). Ein Passant in der Kornstraße fragte: „Dürfen die das überhaupt?“ Zwei Mitarbeiter einer Gartenfirma waren gerade dabei, die Äste an sechs Kastanien in der Kornstraße zwischen Fußweg und Kirche St. Nicolai zu stutzen.

„Das muss sein. Die Äste ragen doch in den Verkehrsraum hinein“, sagte einer Mitarbeiter der ausführenden Firma vor Ort und nannte als Auftraggeber den Gemeindekirchenrat.

Dessen Vorsitzender Rainer Bückner bestätigte auf Volksstimme-Nachfrage die Aussage des Mitarbeiters. Als Hauptgrund für den Beschnitt nannte er jedoch die Schaffung von Baufreiheit. So soll in den kommenden Wochen und Monaten beispielsweise ein alter Heizungskeller verfüllt werden. So hätte Platz für große Fahrzeuge geschaffen werden müssen. Aber auch für die großen Baufahrzeuge im Zuge der Arbeiten an dem neuen Gebäude der Wohnungsgenossenschaft „Neues Leben“ in der Halberstädter Straße müsse Freiheit geschaffen werden.

Laut Katrin Windel vom Fachdienst Natur und Umwelt der Landkreisverwaltung ist ein Baumschnitt zwischen März und November wegen des Brutschutzes grundsätzlich verboten. „Ausnahmen gibt es dennoch“, verriet sie gegenüber der Volksstimme. So könne etwa gestutzt werden, wenn die jeweilige Maßnahme Bestandteil einer Baugenehmigung ist. „Gern werden wir uns ein eigenes Bild von den Bäumen in der Kornstraße machen und das durch einen Fachmann begutachten lassen“, sagte die Verwaltungsmitarbeiterin weiter.

Mittlerweile liegt ein Ergebnis vor. „Der Beschnitt hat nichts mit fachgerechtem Baumschnitt zu tun und wäre für die Baustelle nach unserem bisherigen Kenntnisstand auch nicht nötig gewesen“, sagte Katrin Windel. Ihren Worten zufolge sind die Bäume jedoch zu retten. „Ein neuer Schnitt muss aber durch eine Fachfirma erfolgen“, sagte Windel weiter. An einer rechtlichen Überprüfung des Vorgangs werde gearbeitet.

Rainer Bückner indes nimmt die Kritik gelassen. Der Schnitt sei sehr wohl von einer Fachfirma durchgeführt worden. „Außerdem gibt es mehrere Ansätze, wie Kastanien richtig zu beschneiden sind“, sagte er. Katrin Windel von der Kreisverwaltung wolle sich am kommenden Donnerstag selbst ein Bild vor Ort machen.