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Asylbewerber Notunterkunft hat bald ausgedient

Die Asylbewerber-Notunterkunft im Körling hat bald ausgedient. Für die Arbeitsgruppe „Willkommen im Sülzetal“ ändert sich damit einiges.

Von Mathias Müller 11.02.2016, 00:01

Osterweddingen l „Mittelfristig wird die Notunterkunft für Asylbewerber, die der Landkreis Börde im Körling betreibt, nicht mehr benötigt“, sagte Raimund Müller-Busse bei der jüngsten Sitzung des Sozialausschusses des Gemeinderates im Rathaus Osterweddingen. Der Pfarrer des evangelischen Kirchspiels „Im Sülzetal“ ist als berufener, sachkundiger Bürger Mitglied des Sozialausschusses und Leiter der Arbeitsgruppe „Willkommen im Sülzetal“. Diese Gruppe engagierter, ehrenamtlicher Helfer kümmert sich seit September vergangenen Jahres um die Asylbewerber, die der Kreis in der Not- und Zwischenunterkunft im früheren Rasthof Körling bei Schwaneberg in der Einheitsgemeinde untergebracht hat.

„Die Arbeit der Gruppe ändert sich grundlegend“, war sich Müller-Busse sicher. Grund dafür sind die vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge angestrebten, sehr beschleunigten Verfahren zur Anerkennung von Flüchtlingen. Das Amt wird noch im Februar sein Personal in der Zentralen Anlaufstelle für Asylbewerber des Landes in Halberstadt verdoppeln. Von März an sollen sich 90 Mitarbeiter der Bundesbehörde in Halberstadt um die Abwicklung der Anerkennungsverfahren kümmern und deren Bearbeitung deutlich verkürzen. Ziel ist es, innerhalb von längstens acht Tagen das Anerkennungsverfahren durchzuziehen. Dann wisse man genau, wer einen Status als anerkannter Flüchtling habe und wer nicht. Die anerkannten Flüchtlinge würden dann auf die Landkreise verteilt werden und müssten nicht mehr so lange wie bisher in Unterkünften wie dem Körling auf das Ende ihrer Verfahren warten müssen.

Die bescheinigten Verfahren haben Auswirkungen auf die Arbeit der AG im Sülzetal. Nach den Worten von Pfarrer Müller-Busse seien die Asylbewerber im Körling von den Helfern am Anfang bis zu drei Monate lange betreut worden. In dieser Zeitspanne seien Deutschkurse, medizinische Versorgung und andere Wege der Integration möglich gewesen. Diese Zeit habe die Arbeitsgruppe nun nicht mehr.

Der Kreis hat Anfang Februar viele der Syrer, die im Körling untergebracht waren, auf Wohnungen verteilt. Die liegen verstreut in Orten des Kreis. Viele der Flüchtlinge aus dem Sülzetal leben jetzt in Oschersleben, zwei Familien konnten Wohnungen in Schwaneberg beziehen. Von den zuvor 125 Menschen, die im Körling wohnten, sind zurzeit noch 25 dort untergebracht. Und die Belegung des Körlings ändere sich nach Auskunft von Pfarrer Müller-Busse täglich. In der Willkommen-Arbeitsgruppe arbeiten nunmehr 35 Frauen und Männer ehrenamtlich mit. Durch die neue Situation habe es in der AG einige Abbrüche gegeben, sagte der Pfarrer. Über den langen Zeitraum hätten sich bei einigen Helfern enge Bindungen zu den syrischen Familien entwickelt, die nunmehr in Patenschaften münden würden. Diese gingen in Einzelbegleitungen über, die in den Orten stattfinden, in denen die Familien jetzt wohnen würden. „Für die Arbeitsgruppe bleibt aber eine Reihe von Aufgaben bestehen“, versicherte Müller-Busse. Diese Aufgaben beinhalteten die Versorgung der ankommenden Flüchtlinge mit Kleidung, eine medizinische Grundversorgung und eine erste Orientierung, wo sie sich überhaupt befinden würden. „Mitten von Nichts“, wie der Pfarrer den Körling nannte. Auch sollten die Flüchtlinge im Körling zunächst zur Ruhe kommen, um dann gemeinsam mit ihnen die nächsten Schritte hin zu einer wirkungsvollen Integration zu planen. Eine Begleitung auf Dauer, wie sie bisher möglich gewesen sei, werde es jedoch nicht mehr geben.

Auch die Flüchtlinge stünden durch die schnelleren Verfahren ihrer Anerkennung vor einer neuen Situation, war sich der Pfarrer sicher. Wenn sie einen Anerkennungsstatus als Kriegsflüchtling erhalten haben, würden sie in die Zuständigkeit der Agentur für Arbeit und der Job Center wechseln. Weiterhin seien sie dann berechtigt, Hartz IV-Leistungen zu beziehen. „Die Migranten müssen sich dann um alles selbst kümmern und sich auch selbst versorgen“, nannte Müller-Busse die neuen Herausforderungen, vor denen die Migranten stehen würden. Ihnen dabei und bei der Suche nach Wohnungen zu helfen, sei ein mögliches Betätigungsfeld für die Arbeitsgruppe „Willkommen im Sülzetal“. Der Kreis indes werde nur dann anerkannte Flüchtlinge in die Gemeinden vermitteln, wenn dort entsprechende Wohnungen zur Verfügung stünden. „Wie es sich in Zukunft gestaltet, ist völlig offen“, sagte Raimund Müller-Busse. Die Arbeit der AG „Willkommen im Sülzetal“ werde jedoch weiter gehen und sich auf die vorübergehende Begleitung der Migranten konzentrieren. Wenn dann in Zukunft vermutlich mehr Flüchtlinge in den Orten der Einheitsgemeinde Sülzetal leben würden, bräuchten sie einen zentralen Ort, an dem sie sich zusammenfinden und beraten werden. Müller-Busse könne sich dafür Altenweddingen vorstellen, da es zentral in der Gemeinde gelegen sei. „Dann müssen die Migranten aber selber kommen. Bisher ist die Arbeitsgruppe zu ihnen gekommen“, nannte er den gravierenden Unterschied.

Wie Hauptamtsleiter René Kellner bei der Sitzung ankündigte, werde demnächst der Syrer Moeled Alokdeh über den Bundesfreiwilligendienst als Vermittler zwischen der Einheitsgemeinde Sülzetal und den Migranten sowie als Dolmetscher seine Arbeit aufnehmen. Der Syrer sei 25 Jahre alt und habe Betriebswirtschaft studiert. Er werde dann in eine Wohnung in Altenweddingen ziehen.