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Anwohner ist sauer Baum der Stadt sorgt für Streit

Wegen eines Baumes vor seinem Grundstück ist Hausbesitzer Dietmar Weiß sauer auf die Stadt Oschersleben.

Von Sebastian Pötzsch 02.09.2015, 01:01

Oschersleben l Nur eine schmale Holztreppe führt hinauf auf den Dachboden des Hauses von Dietmar Weiß. Ein modrigerGeruch steigt in die Nase. Ganz oben angekommen zeigt sich, warum es so streng riecht. Der Teppich wurde zusammengerollt, an den Wänden und auf dem Fußboden zeigen sich Spuren von Wasser. Auch eine Etage tiefer, im Schlafzimmer des Ehepaares Weiß, zeugt ein großer Fleck an Wand und Decke von einem kapitalen Wasserschaden.

Es ist Montag, der 17. August. Schon seit dem ganzen Tag regnet es ohne Unterlass. Gegen 19.30 Uhr geht der Hausbesitzer in das Schlafzimmer im oberen Stockwerk seines Eigenheims und entdeckt einen großen Wasserfleck an Decke und Wand. Nun macht sich der Hausbesitzer Sorgen und steigt auf seinen Dachboden hinauf. „Oben im Mansardenzimmer angekommen falle ich bald in Ohnmacht“, erzählt Weiß weiter. Denn hier entdeckt der das ganze Ausmaß des Wasserschadens. „An den Wänden der Dachgaube lief das Regenwasser in Sturzbächen entlang und sammelte sich in Strömen auf dem Fußboden. Es war, als wenn jemand mit der Gießkanne hantiert. Ich hatte Angst um mein Haus“, erinnert sich Dietmar Weiß.

Denn die Decken des Hauses seien mit Lehmstampf errichtet. „Es bestand die Gefahr, dass mein Haus einstürzt“, erklärt Weiß, der an den Folgen eines Schlaganfalls leidet. Weil er sich keinen Rat mehr wusste, wollte er die Feuerwehr um Hilfe zu bitten. Gegen 20.30 Uhr habe er die 112 gewählt. Doch am anderen Ende der Leitung sei ihm gesagt worden, die Einsatzkräfte sind da, um Menschenleben zu retten und nicht, um kaputte Dächer zu reparieren. „Ich war völlig k.o.“, betont Weiß.

So sei ihm nichts weiter übrig geblieben, als unter der Rufnummer 110 bei der Polizei anzurufen. „Die Dame war außerordentlich nett und versprach mir, dass jemand zurückruft.“ Tatsächlich habe sich später der Einsatzleiter der Oschersleber Feuerwehr gemeldet.

„Nur kurze Zeit später standen mehrere Einsatzwagen bei mir vor der Tür“, berichtet der Hausbesitzer weiter. Der Einsatzleiter habe den Schaden begutachtet, jedoch gemeint, hier nichts tun zu können. Um die Gaube notdürftig mit einer Plane abdichten zu können, müsse die Drehleiter eingesetzt werden. „Doch weil der Baum auf der Straße im Weg steht, ist das nicht möglich“, soll Dietmar Weiß gesagt worden sein. „Unverrichteter Dinge ist die Feuerwehr dann wieder abgezogen. Dabei hatte ich solche Angst, dass die Decke durchweicht und einstürzt“, erzählt der ehemalige Lehrer.

Schon Ende März dieses Jahres, als Sturm Niklas über die Börde hinwegzog, sei die Gaube derart beschädigt worden. „Damals brachte der Dachdecker das Teil als wasserdichtes Provisorium wieder in Ordnung. Mit meiner gesundheitlichen Genesung wollten er es zu einem späteren Zeitpunkt richtig machen“, habe Weiß mit seinem Dachdecker abgesprochen. Doch schon damals sei ihm durch den Handwerker gesagt worden, dass aufgrund des Baumes auf der Straße an das Dach des Hauses kein Rankommen möglich ist. Deshalb habe sich Weiß mit der Stadtverwaltung in Verbindung gesetzt und um Abhilfe gebeten. „Doch hier bin ich auf taube Ohren gestoßen“, sagt Weiß.

Glücklicherweise sei während des Starkregens am 17. August ein größerer Schaden am Haus ausgeblieben, der Dachdecker habe die Gaube einen Tag später ordnungsgemäß repariert. Doch trotzdem macht Weiß sich weiter Sorgen. „Was ist, wenn wieder solch eine Situation eintritt oder gar nach einem Dachstuhlbrand gelöscht werden muss. Das ist dann nicht möglich, weil der Baum stört“, sagt Weiß. Deshalb sei er gleich nach dem Starkregen wieder ins Baubetriebsamt in den Peseckendorfer Weg gefahren.

„Die zuständige Mitarbeiterin hat dann auch mehrere Telefonate geführt. Doch ich hatte den Eindruck, dass ihr der derzeitige Zustand egal ist“, ist der Rentner überzeugt. So sei ihm gesagt worden, dass der Baum auf keinen Fall gefällt und zur gegeben Zeit beschnitten werde. „Mehr will ich ja gar nicht. Ich bin ein Naturfreund und liebe Bäume. Aber dass die Feuerwehr bei mir nicht durchkommt, war der Mitarbeiterin egal“, schimpft Dietmar Weiß.

Doch das will Astrid Häbecke so nicht stehen lassen. „Die Sorgen von Herrn Weiß sind völlig unbegründet. Im Notfall würde der Baum nicht behindern“, betont die zuständige Mitarbeiterin im Baubetriebsamt und untermauert ihre Aussage, die sie auch schon gegenüber Dietmer Weiß gemacht hat: „Der Baum wird nicht gefällt, sondern zum gegeben Zeitpunkt beschnitten. Doch im Moment sehen wir keinen Handlungsbedarf.“

So sieht das auch die Feuerwehr. „Der Baum hatte mit unserem Abbrücken nichts zu tun. Es war keine Gefahr im Verzug, sondern das Dach war einfach undicht“, erinnert sich der damalige Einsatzleiter Carsten Loof. Die Feuerwehr sei zwar dazu da, neben Leib und Leben auch Gut zu schützen, aber nicht um ein defektes Dach zu reparieren.

„Während des Einsatzes hatte ich mir noch einmal Rückendeckung vom Ordnungsamt geholt. Für weiteres Handeln sah man auch hier keinen Grund“, betont der Ortswehrleiter. „Das Dach bedarf einer Reparatur. Die Schäden waren nicht wegen eines Unwetters wie Sturm entstanden, sondern es hatte geregnet“, sagt Loof und fügt außerdem hinzu: „Im Brandfall ist übrigens sehrwohl ein Herankommen möglich.“