Besuch in Harbke Stippvisite im Park

Die Deutsche Dendrologische Gesellschaft hat den aufgrund seiner exotischen Bäume bedeutenden Harbker Schlosspark besucht.

Von Ronny Schoof 02.08.2016, 01:01

Harbke l Mit zwei Reisebussen fuhren die etwa 100 Mitglieder der DDG am Montagmorgen am Harbker Schlosshof vor. Der kurzen Begrüßung in der Levinskirche folgte die Aufteilung in drei Gruppen, die dann wahlweise durch den Schlosspark oder den Lustwald geführt wurden. Für Erkundung und Gedankenaustausch blieb zwar aufgrund des engen Zeitkorsetts der Delegation nur gut eine Stunde, dennoch waren die Gemeindevertreter dankbar für die Visite der fachkundigen Gesellschaft.

„Das ist schon eine große Nummer für uns“, meinte Harbkes Parkgärtner und DDG-Mitglied Rudi Michalke, „denn abgesehen von einem inoffiziellen Abstecher Anfang der 1990er ist dies der erste Besuch der Deutschen Dendrologischen Gesellschaft im Harbker Schlosspark seit 1920.“

Verschmitzt zitierte Michalke zudem aus einem 25 Jahre alten Zeitungsartikel, in dem DDG-Vertreter Prof. Dr. Marcus Köhler – berechtigterweise – den damaligen, in der DDR hervorgetretenen Mangel an Pflege in Harbkes historischem Landschaftspark bedauerte, darin gar ein „verschollenes Paradies“ verortete. „Der Verfasser des Artikels steht heute neben mir und wird eine der Führungen übernehmen“, pointierte Michalke.

Auch Bürgermeister Werner Müller betonte, dass es der Gemeinde, dem Denkmalpflegeverein sowie den vielen Helfern und Förderern gelungen sei, den Mitte des 18. Jahrhunderts angelegten Schlosspark wieder aus dem Dornröschenschlaf zu wecken: „Ich freue mich daher sehr über den Besuch, der eine große Ehre für uns darstellt und gewiss auch eine Würdigung unserer Leistungen der letzten 20 Jahre ist.“

Die knapp 1300 Mitglieder starke DDG hält noch bis Mittwoch ihre Jahrestagung in Magdeburg ab. „Es nehmen diesmal rund hundert Wissenschaftler und Naturfreunde aus ganz Deutschland, Belgien und Holland daran teil“, erklärt DDG-Präsident Prof. Peter A. Schmidt. Neben Fachvorträgen stünden auch Besichtigungen und Exkursionen in Parks, Gärten und Wäldern auf dem Programm. „Die bedeutende Anlage hier in Harbke war natürlich ein Muss“, unterstreicht Schmidt, „ich bin sehr erfreut, dass sich die Gemeinde so sehr mit dem Park identifiziert. Er ist für uns wie eine Schatztruhe und natürlich die Wiege des auch heute noch wissenschaftlichen Standardwerks über die Harbkesche wilde Baumzucht.“

Aus dem wegweisenden Handbuch des Arztes und Botanikers Johann Philipp Du Roi (1741–1785) trug Rudi Michalke dann auch eine erheiternde Passage über Beschaffenheit und Wirkung der von Du Roi so genannten „Scheißbeeren“ vor, die der Parkaufseher seinerzeit als eine der exotisch-seltenen Pflanzen in Harbke kultivierte und erforschte. Die Harbkesche wilde Baumzucht sei zu Spitzenzeiten von mehr als 300 Arten bevölkert gewesen. „Heute haben wir es im Schlosspark mit einem sechs Hektar großen Areal zu tun, in dem sich ein 2,5 Kilometer langes Wegenetz entlang von 860 Gehölzen mit 110 Arten befindet“, ließ Rudi Michalke wissen. „Überzeugen Sie sich selbst, ob das Paradies, das verschollen war, jetzt wieder zu entdecken ist!“