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Champions Tree Schlosspark-Zirbe hält Rekord

Nach dem Besuch der Deutschen Dendrologischen Gesellschaft steht dem Harbker Schlosspark nun ein Eintrag in die Liste der Rekordbäume bevor.

Von Ronny Schoof 04.08.2016, 01:01

Harbke l Der Ginkgobaum zog – logischerweise – zunächst das größte Interesse der Dendrologen auf sich. Er ist die erste Rarität, der man gleich bei Parkeintritt an der Levinskirche begegnet, gilt als einer der ältesten Ginkgos bundesweit und dient schon allein aufgrund seines zweigeschlechtlichen Wuchses als hervorragendes Erklärobjekt bei Führungen.

Parkgärtner Rudi Michalke lotste die Expertengruppe freilich auch zu den anderen Aushängeschildern des Schlossparks – zur Goethebuche im Südzipfel und zum Tulpenbaum nahe der Chinesischen Mauer. Doch schon wenige Schritte vom Ginkgo biloba entfernt weckte ein vermeintlich unscheinbarerer Artgenosse die Aufmerksamkeit der DDG-Tagungsteilnehmer Detlef Ehlert und Rudolf Schröder. Die beiden Fachleute erkannten in dem solo stehenden, zerfurchten und geschwulstigen Baum sofort eine stattliche Zirbelkiefer und hielten, das Maßband bei der Hand, schnurstracks darauf zu.

„Dreimeterfünfzehn“, stellte Ehlert fest, und Kollege Schröder erklärte: „Die Zirbelkiefer, auch Arbe oder Zirbe genannt, ist hierzulande selten, weil sie hier nicht heimisch ist. Ihr Verbreitungsgebiet erstreckt sich über Teile der Alpen und Karpaten. Dort sind 3,15 Meter Stammumfang völlig normal, nichts Ungewöhnliches, außerhalb des Areals ist das aber schon ein enormer Wert.“

DDG-Präsident Peter A. Schmidt mutmaßte aus dem Kopf heraus: „Das dürfte ein Rekordbaum sein, das heißt, dass es die bisher stärkste erfasste Zirbelkiefer in Sachsen-Anhalt ist.“ Sicherheit darüber hätte Chef-Vermesser Andreas Gomolka liefern können, „leider ist er heute krankheitsbedingt nicht mitgekommen“, bedauerte Schmidt. Dennoch äußerte er sich zuversichtlich, dass die Gemeinde Harbke durch die Zirbe am Südeck der Schlossruine ihren ersten Eintrag ins DDG-Verzeichnis der „Champion Trees“ erhält.

Bürgermeister Werner Müller hörte es gern. „Das wäre natürlich eine tolle Sache und würde unseren Park bestimmt nochmal ein Stück aufwerten.“ Sogleich ließ sich Müller von Peter A. Schmidt Genaueres über die Rekordbaumliste erörtern: „Als Rekordbaum bezeichnen wir grundsätzlich den jeweils umfangstärksten Baum einer Art in einem Bundesland, unterteilt auch in Hybride, Unterart, Varietät oder Sorte.“

Möglicherweise sind durch die DDG-Visite in Harbke noch weitere Rekordeinträge angeschoben worden, denn Detlef Ehlert und Rudolf Schröder haben ihr Maßband im Laufe des Rundgangs und abseits der Führung noch mehrmals angelegt. „Ich habe das nicht alles mitbekommen, kann mir aber vorstellen, dass insbesondere bei unseren Ulmen rekordverdächtige Gehölze dabei waren“, sagt Rudi Michalke. Er werde das im Auge behalten.

Die öffentliche Liste wird von ehrenamtlichen Helfern der DDG und der Gesellschaft Deutsches Arboretum stets aktualisiert.