1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Oschersleben
  6. >
  7. Das grüne Klassenzimmer wächst unter dem Schatten der Baumkronen

Nach den Ferien können die Hamersleber Grundschüler draußen lernen Das grüne Klassenzimmer wächst unter dem Schatten der Baumkronen

Von Gudrun Billowie 09.08.2012, 05:19

Nach den Sommerferien erwartet die Kinder der Hamersleber Grundschule ein grünes Klassenzimmer. Eine Wiese, Sitzplätze und ein Naschgarten wurden im vergangenen halben Jahr geschaffen.

Hamersleben l Drei riesige Eschen spannen ihre Kronen über den grünen Platz neben der Schule. Sie bilden ein schützendes Dach über der Wiese, die im vergangenen halben Jahr noch eine wilde Brachfläche war.

Es ist ein geräumiges Klassenzimmer, über 1000 Quadratmeter groß, und bietet viel Platz zum Toben. Der Teppich des grünen Klassenzimmers webt sich gerade selbst aus neu ausgesätem, weichem Rasen. Zum Inventar gehören Sitzmauern, ein Hochbeet mit vielen Blumen, ein Naschgarten und ein Insektenhotel. Das grüne Klassenzimmer macht Lust auf das Lernen mit allen Sinnen und an der frischen Luft. "Im Sommer können die Kinder draußen im Schatten der Bäume arbeiten", erklärt Eva Stroka, Bürgermeisterin der Gemeinde Am Großen Bruch, das Konzept. "Außerdem können sie den Naschgarten aktiv mitgestalten."

Die große Fläche neben der Schule stand den Kindern bisher nicht zur Verfügung. Uralte Gebäude auf den Grundstücken Malinshof 1 und 2 grenzten an den ehemaligen Schulgarten. Der Platz unter den Bäumen war von hohem Kraut und Gestrüpp überwuchert. Aus den Baumkronen der Eschen drohte viel totes Holz herunterzufallen. Für Kinder war die Fläche viel zu gefährlich.

Bevor das grüne Klassenzimmer zu einer Idylle wurde, war viel Arbeit nötig. Die Gebäude wurden Anfang des Jahres mit Hilfe von Leader-Mitteln abgerissen. Die gesamte Fläche wurde umgegraben, von Steinen befreit, und Sträucher wurden gerodet. "Ohne unsere AGH-Leute hätten wir die Arbeit nicht bewältigt", betont Verbandsgemeindebürgermeisterin Ines Becker.

AGH steht für Arbeitsgelegenheiten und fügt sich in die Reihe der Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen und Ein-Euro-Jobs ein. Die AGH-Kräfte Kevin Siersleben und Frank Bloch standen dem Gemeindearbeiter Jörg Ratayczak die ganzen Monate lang zur Seite. "Die Männer haben nicht nur die Fläche urbar gemacht, sondern auch Pflastersteine gelegt, Rasenkantensteine gesetzt, Zäune gestrichen und Beete mit Sandsteinen ausgelegt und bepflanzt", sagt Ines Becker.

Derzeit arbeiten sie noch am Untergrund für eine Nestschaukel. "Das ist eine Art Reifen, in dem viele Kinder Platz finden", erklärt Gemeindearbeiter Jörg Ratayczak, "ein Nest eben." Das Gerüst ist schon fest einbetoniert. Noch muss der Untergrund mit einer 40 Zentimeter dicken Kiesschicht hergerichtet werden. "Die Nestschaukel hat sich die Schule aus Spendengeldern der vergangenen Jahre zusammengespart", sagt Eva Stroka. "Zum Schulfest im September kann sie wohl eingeweiht werden", verrät Jörg Ratayczak.

Viele Förderer haben sich zusammengetan, um den Kindern dieses Klassenzimmer zu schaffen. Die Schule, die Gemeinde Am Großen Bruch und die Verbandsgemeinde Westliche Börde haben ihren Teil beigesteuert. Doch für die Pflege aller drei Eschen reichte die Kraft nicht mehr aus.

"Das tote Holz musste zur Gefahrenabwehr herausgeschnitten werden", sagt Eva Stroka. Die Firma "Eckstein und Sommer" wurde beauftragt, eine der Eschen fachgerecht auszulichten. Dennis Hintze, Fachagrarwirt für Baumpflege, nahm sich des grünen Riesen an. "Wir haben die Verkehrssicherheit wieder hergestellt", nennt er den Fachausdruck für das Entfernen des Totholzes und die Pflege der riesigen Krone.

Die anderen beiden Bäume waren in einem ähnlichen Zustand, ebenfalls von Totholz durchzogen. Doch für deren Pflege reichte das Geld nicht mehr aus. "Die Firma Eckstein und Sommer hat auf den Betrag von fast 500 Euro verzichtet und auch bei diesen beiden Bäumen die Kronen fachgerecht gepflegt", freuen sich Ines Becker und Eva Stroka über die Unterstützung. "Es war sinnvoll, alle drei Baumkronen gemeinsam zu diesem Zeitpunkt zu pflegen", sagt auch Dennis Hintze, "bevor der neue Rasen ausgesät wurde." Der Baumfachmann schätzt, dass die drei Eschen noch gut 350 Jahre leben werden.