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Bodewehr Der Abriss rückt näher

Von André Ziegenmeyer 17.04.2021, 10:21

Oschersleben l Burkhard Henning ist der Direktor des Landesbetriebes für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft (LHB) Sachsen-Anhalt. Ihm zufolge bleiben dem Oschersleber Wahrzeichen nur noch wenige Monate. Im September soll der Abriss des Bodewehrs beginnen. Voraussichtlich werde er sich bis April oder Mai 2022 hinziehen. Die genaue Dauer hänge unter anderem von der Witterung ab.

Damit geht eine lange Geschichte ihrem Ende entgegen. Wie Burkhard Henning ausführt, soll das Wehr durch eine sogenannte Sohlgleite ersetzt werden. Eine solche Konstruktion würde die ökologische Durchgängigkeit der Bode gewährleisten. Das bedeutet unter anderem, dass die Stelle von Fischen passiert werden kann. Gleichzeitig würde eine Sohlgleite den vorhandenen Höhenunterschied ausgleichen. Die Gesamtkosten beziffert der Direktor des LHW mit voraussichtlich etwas mehr als einer Million Euro. Zur Erinnerung sollen Teile des jetzigen Wehres erhalten und zusammen mit einer Informationstafel am Uferbereich aufgestellt werden.

Kosten liegen bei rund einer Million Euro

Schon in der Vergangenheit hatte Burkhard Henning gegenüber der Volksstimme erklärt, dass ein Abriss der historischen Wehranlage „leider unumgänglich“ sei. „War man vor Jahren noch von einer Sanierung mit Integrierung einer Wasserkraftanlage ausgegangen, ergaben dann konkrete bautechnische Untersuchungen, dass dies äußerst fragwürdig wäre“, hatte der Direktor bereits im Dezember 2019 mitgeteilt. Das Wehr stehe zwar unter Denkmalschutz, sei aber unter anderem von Betonkrebs befallen. „Eine Sanierung solcher Art befallener Bauwerke ist nicht möglich“, so Burkhard Henning. Ein Ersatz durch einen Neubau sei „ein Widerspruch in sich, da das Denkmal damit verschwinden würde“.

Das Ganze zieht sich schon seit Jahren. 2019 wurde eine Genehmigung für den Abriss erteilt, allerdings unter gewissen Nebenbedingungen. „Diese Nebenbedingungen beinhalten im Wesentlichen eine gründliche Dokumentation des Bauwerkes, eine Klärung von Grundstücksangelegenheiten und eine Klärung von Einflüssen eines Rückbaues auf die Flora und Fauna in der Umgebung des jetzigen Wehres“, so Burkhard Henning. Die ersten beiden Punkte seien schon Ende 2019 im Wesentlichen abgearbeitet gewesen. Nun scheint dem Abriss, zumindest aus Sicht des LHW, grundsätzlich nichts mehr im Wege zu stehen.

Eigentümer des Wehrs ist das Land Sachsen-Anhalt. Für den Abriss braucht es eine Genehmigung durch das Landesverwaltungsamt. Auch dort hat sich die Volksstimme nach dem aktuellen Stand erkundigt. Allerdings teilte die Pressestelle lediglich Folgendes mit: „Für das Vorhaben zum Rückbau des Bodewehrs wird derzeit das wasserrechtliche Plangenehmigungsverfahren gem. § 68 Abs. 1 Wasserhaushaltsgesetz (WHG) durchgeführt. Das Verfahren läuft.“

Sohlgleite als Ersatz gedacht

Der Redaktion liegt jedoch auch ein Schreiben vor, das sich für den Erhalt des historischen Wehres einsetzt. Unterzeichnet ist es von Oscherslebens Bürgermeister und den Vorsitzenden der Fraktionen im Stadtrat. Es ist an das Landesverwaltungsamt adressiert. In dem Brief heißt es, dass die Stadt einem Rückbau nicht zustimmt. Zur Begründung wird ausgeführt, dass das Bodewehr zu den historischen Zeugen der Stadtgeschichte und zu den Wahrzeichen Oscherslebens gehöre sowie von besonderem Interesse sei.

Mit Blick auf die Vergangenheit steht in dem Brief: „Insbesondere die Sammlung von Unterschriften zum Erhalt des Bodewehres wurde durch den Stadtrat begrüßt. Eine große Anzahl an Unterschriften unserer Einwohner war ein deutliches Signal und brachte den starken Ausdruck des Wunsches, das Bodewehr zu erhalten, zum Ausdruck.“

Weiter heißt es: „Da die Stadt Oschersleben (Bode) lediglich die Interessen ihrer Einwohnerinnen und Einwohner vertreten kann und nicht Eigentümer des Denkmals ist, haben wir den Landesbetrieb für Hochwasserschutz gebeten, im Rahmen einer Informationsveranstaltung die Entscheidung zum Rückbau darzulegen. In Rahmen eines persönlichen Gespräches des Bürgermeisters und des Vorsitzenden des Bauausschusses der Stadt Oschersleben (Bode) wurde dies zugesichert. Ebenso soll die Darstellung des Abwägungsprozesses Teil dieser Information sein. Die geplante Informationsveranstaltung wurde bisher leider nicht durchgeführt.“

Stadt schreibt an Landesverwaltungsamt

Die Stadtverwaltung und die Fraktionsvorsitzenden räumen ein, dass das Wehr durch den technischen Fortschritt seinen eigentlichen Zweck verloren habe. Seit der Wende sei es dem Verfall preisgegeben. Weil es sich aber um ein Denkmal handele, sei sein Erhalt trotzdem von hohem öffentlichen Interesse.

Nicht zuletzt wird darauf verwiesen, dass das Bodewehr Teil des integrierten Stadtentwicklungskonzeptes (ISEK) sei. Dazu heißt es unter anderem: „Auf Grund dieses Förderprogramms ist es möglich, mit den Eigentümern erhaltenswerter Gebäude oder Bauwerke finanzielle Mittel zu beantragen und sinnvoll einzusetzen.“ Abschließend bitten die Unterzeichner das Landesverwaltungsamt darum, die Interessen der Einwohner Oscherslebens „hinreichend in Ihren Entscheidungsprozess einzubeziehen“. Welche Wirkung diesem Schreiben beschieden sein wird, muss sich in den kommenden Monaten zeigen.