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Besonderes Projekt in der Oschersleber DRK-Einrichtung für psychisch kranke Menschen In der Plan-B-Schneiderwerkstatt werden Hose "Emely" und Mütze "Ben" genäht

Von René Döring 04.07.2013, 03:09

15 psychisch kranke Frauen und Männer werden in der Oschersleber DRK-Tagesstätte "Plan B" betreut. Vier von ihnen entwerfen und schneidern dabei unter Leitung von Monika Fröba Kinderbekleidung. Im Landkreis Börde das einzige Projekt dieser Art.

Oschersleben l Es geht hier nicht um Stückzahlen und auch nicht um Liefertermine. Es gibt hier keinen Produktionsstress und auch keine Umsatzpläne. Dennoch geben sich die drei Schneiderinnen und ihr männlicher Kollege gemeinsam mit Monika Fröba große Mühe. Sie entwerfen und schneidern Baby- und Kinderbekleidung: Hosen, Blusen, Kleider, Mützen oder auch Mäntel.

Das Ganze passiert in der Oschersleber DRK-Tagesstätte "Plan B" für psychisch kranke Menschen, die sich in der Friedrichstraße 15 befindet. 15 Frauen und Männer werden hier tagsüber betreut. Vier von ihnen arbeiten beim "Plan Bärchen" mit. So heißt das Projekt, das in dieser Form einmalig im Landkreis Börde ist, wie Plan-B-Chefin Katja Germer sagt: "Möglicherweise ist es sogar das einzige in Sachsen-Anhalt."

Auf der Suche nach einem Projekt, das die Plan-B-Nutzer nicht unter Druck setzt, aber sinnvoll ist und diesen psychisch kranken Menschen zudem einen kleinen Nebenerwerb beschert, sind Katja Germer und ihre Mitstreiter auf die Idee einer Schneiderwerkstatt für Kinderbekleidung gekommen. "Wir haben dafür Fördermittel beim Europäischen Sozialfonds beantragt und auch bekommen", sagt Katja Germer: "So dass wir für ein Jahr das Geld für eine geeignete Projektleiterin haben." Diese Projektleiterin ist Monika Fröba, die einst als Schneiderin im früheren Oschersleber Kleiderwerk gearbeitet hat und später ehrenamtlich in der Tagesstätte "Plan B" aktiv war.

Und Monika Fröba arbeitet nun mit drei Frauen und einem Mann an der Plan-B-Kollektion für Kinder. Wobei Monika Fröba jeden Tag in der Werkstatt ist, ihre Mitstreiter aber nur einen Tag, maximal zwei Tage in der Woche mitarbeiten.

"Inzwischen hat jeder seinen Platz gefunden", sagt Monika Fröba. Während sie der kreative Kopf ist, kümmert sich eine Projekt-Kollegin beispielsweise um die Verpackung. Eine andere ist die Bügel-Fachfrau. Wieder eine andere setzt sich auch schon mal an die Nähmaschine. Und der einzige Mann in der Runde kümmert sich zum einen per Computer um die beispielsweise mit der Größe sowie mit Material- und Pflegehinweisen ausgestatteten Etiketten und bringt inzwischen auch die Schnitte auf Pappe und dann auf den Stoff.

Es ist Kinderbekleidung in den Größen 62 bis 134, die in der Plan-B-Schneiderei kreiert und gefertigt wird. Es sind individuelle Produkte, die auch individuelle Namen bekommen. So heißt eine Hose beispielsweise "Emely", eine Mütze "Ben" oder das erst jüngst gefertigte Kleid "Grüner Apfel".

Zu kaufen gibt es das alles zum einen an Ort und Stelle zu den Öffnungszeiten der Tagesstätte, also montags, mittwochs und donnerstags von 8 bis 15 Uhr, dienstags von 8 bis 17 Uhr und freitags von 8 bis 13.30 Uhr. Zum anderen bieten Monika Fröba und ihre Mitarbeiter die Waren auf Baby- und Kinderbörsen oder beispielsweise auch am 7. September beim Gröninger Museumsfest an.

"Passgenaue Maßanfertigungen stellen wir zwar nicht her. Aber wenn jemand ein Kleidungsstück in einer anderen Größe als vorrätig haben möchte, dann ist das durchaus möglich", wie Katja Germer sagt: "Aber das geht nicht von heute auf morgen, etwas Zeit muss der Interessent den Mitarbeitern unserer Schneiderei geben", sagt die Plan-B-Chefin, die hofft, dass das Projekt nach Ablauf des ersten Jahres weitergeführt werden kann. "Wir sind derzeit dabei, die Möglichkeiten dafür zu prüfen", so Katja Germer.