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Kita-Notbetreuung Nicht den Kontakt verlieren

Seitdem der Anspruch auf Notbetreuung ausgeweitet wurde, sind wieder mehr Kinder in den Oschersleber Kitas.

Von Uta Müller 16.05.2020, 01:01

Oschersleben l „Wir vermissen euch“ steht an den Fensterscheiben der Kindertagesstätte „Wirbelwind“ in Oschersleben. Darunter ein Regenbogen, gemalt mit Fingerfarbe in Lila, Blau, Grün, Gelb und Rot. Wer an der Kita vorbeiläuft, der kann es schon von der Straße aus sehen.

Der Zaun rund um das weitläufige Gelände ist geschmückt mit den Kunstwerken der Kinder. „Die haben die Kinder während der Schließzeit gemalt und vorbei gebracht“, sagt Einrichtungsleiterin Kathrin Lohse. Eine kunterbunte Steinschlange säumt die Treppe an der Eingangstür. Liebevoll gestaltete Briefe hängen im Treppenflur. Die Kita-Leiterin ist sichtlich gerührt von all den kleinen Gesten, die Kinder und Eltern in den vergangen Wochen in der Kita der Arbeiterwohlfahrt (AWO) in der Windhorststraße vorbei gebracht haben.

Der Blick vieler Eltern auf die Arbeit der Erzieher habe sich in den langen Tagen im Homeoffice geändert. Nicht, dass sie die Arbeit nicht wert schätzen würden, allerdings wüssten einige jetzt, was es an Struktur und Kreativität bedarf, die Sprösslinge jeden Tag aufs gleiche zu fordern und zu fördern. Auch Nicole Eggers vom Elternkuratorium weiß die Arbeit der Erzieherinnen zu schätzen. „Wir wurden in der ganzen Zeit nie allein gelassen“, so die Mutter eines Vorschulkindes. Gleich zu Beginn hätten die Erzieher einen Brief an jedes einzelne Kind geschrieben, mit der Idee Bilder zu malen. Auch die Stein-Warteschlange an der Eingangstür haben die Erzieher initiiert. Um den Kontakt zu halten, bekamen alle Geburtstagskinder noch einmal Extra-Post aus der Kita nach Hause. Beim Morgenkreis werden die Kinder, die noch nicht wieder die Einrichtung besuchen, angerufen und in das tägliche Ritual mit einbezogen.

Die Kita-Leiterin könne kaum in Worte fassen, wie sich die vergangen Wochen angefühlt hätten. Endlich sei es nicht mehr still in den Räumen. Das Außengelände ist so weitläufig, dass sogar alle drei Gruppen unter der Einhaltung aller Hygiene- und Abstandsbestimmungen gleichzeitig draußen spielen können. „Das Händewaschen steht in diesen Wochen mehrfach täglich im Fokus“, sagt Einrichtungsleiterin Kathrin Lohse. Mundschutz tragen die Mitarbeiter nicht. Zum Schutz von Personal und Kindern werden die in der geltenden Eindämmungsverordnung verankerten Bestimmungen hinsichtlich Hygiene- und Abstandsregeln sowie der reduzierten Gruppengröße eingehalten, so Lohse. Die Kpazitäten der Notbetreuung kämen damit jedoch bald an ihre Grenzen, gibt die Erzieherin zu.

Denn nach der erweiterten Notbetreuung solle die schrittweise Öffnung zum Regelbetrieb erfolgen. Wenn jedoch die Abstands- und Hygieneregeln gleich blieben, könne sie das personell und räumlich nicht gewährleisten.

Aufgrund der Ausweitung der systemrelevanten Berufsgruppen werden derzeit 45 von insgesamt 93 Krippenkindern betreut, sagt Rathaussprecher Mathias Schulte. Laut Schulte gehen derzeit mehr als 100 Mädchen und Jungen in die städtischen Kindertagesstätten und Horte. Normalerweise sind es über 500 Kinder, die in den städtischen Einrichtungen betreut werden. Systemrelevant ist eines der Schlagwörter in der Corona-Krise. Derzeit fragen sich viele Eltern von kleinen Kindern, wie sie ihrer Arbeit nachkommen und gleichzeitig ihren Nachwuchs betreuen sollen. Denn nur, wer in einen systemrelevanten Beruf arbeitet, darf sein Kind in die Notbetreuung geben.

Auch die Gebühren für die Kinderbetreuung müssen ab Mai wieder gezahlt werden. Während das Land den Kommunen im April die nicht erhobenen Elternbeiträge noch erstattet hat, betrifft das im Mai nur noch die Kinder, die nicht in der Notbetreuung sind. Die Betreuung wird anspruchsgerecht gewährleistet, informiert Rathaussprecher Mathias Schulte. Eltern können ihre Kinder so lange in der Einrichtung lassen, wie vor der Krise. Laut Schulte wurden bislang keine Kinder abgewiesen, die die Notbetreuung in Anspruch nehmen können.

Die Abstands- und Hygieneregeln spielen eine große Rolle, sagt Schulte. Die Kinder seien in festen Gruppen eingeteilt, so dass alle Sammelgruppen am frühen Morgen oder am späten Nachmittag derzeit vermieden werden“, so Mathias Schulte. Die Kinder sind gleich in ihren Gruppen und werden dort von immer der gleichen Person betreut, so Schulte weiter.

Momentan läuft in den Oschersleber Kitas noch ein erweiterter Notbetrieb, das heißt, dass deutlich mehr Berufsgruppen als zum Höhepunkt der Pandemie ein Anrecht auf Betreuung haben, aber noch längst nicht alle. Die Notbetreuung in den Kindereinrichtungen ist in einem entsprechenden Erlass des Sozialministeriums des Landes Sachsen-Anhalt geregelt. Dort sind sämtliche Vorgaben hinsichtlich Gruppenstärke, Abstandsgebote sowie Hygienevorgaben definiert. Die Kindereinrichtungen der Stadt befolgen diese Regeln konsequent, so Schulte.

Sachsen-Anhalt plant die Rückkehr zum Normalbetrieb in den Kitas noch vor den Sommerferien. Das sagte Gesundheitsministerin Petra Grimm-Benne in der vergangenen Woche.