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Landkreis Börde Stadtrundgang: Blick in Gröningens Zukunft

In Gröningen steckt eine Menge Potenzial. Interessante Projekte könnten mithilfe der Städtebauförderung umgesetzt werden.

Von Yvonne Heyer 18.08.2020, 01:01

Gröningen l Marco Pocher und Benjamin Falk, beide Männer sind Mitarbeiter des Landesverwaltungsamtes Halle, arbeiten im Fachbereich Stadtbauförderung. Sie folgten jüngst einer Einladung der Stadt Gröningen und der Verwaltung der Verbandsgemeinde Westliche Börde zu einem Stadtrundgang durch das Sanierungsgebiet der Bodestadt. Während des besonderen Spazierganges wurden die aktuellen Fördermaßnahmen wie auch zukünftige Projekte vorgestellt. „Es ist etwas Anderes die Projekte, für die eine Förderung aus dem Programm ‚Kleine Städte und Gemeinden‘ direkt vor dem Auge zu haben, als nur die eingereichten Planungsunterlagen und Fördermittelanträge“, erklärt Marco Pocher beim Rundgang. Hintergrund der Teilnahme des Landesverwaltungsamtes ist auch der Fakt, dass das Förderprogramm am 1. Januar 2020 mit neuen Richtlinien gestartet ist. Es gibt nur noch drei Säulen, denen die einzelnen Projekte zugeordnet werden müssen.

Grabenstraße 14:
Am „Notverwaltungssitz“ der Verbandsgemeinde begrüßt Verbandsgemeindebürgermeister Fabian Stankewitz (SPD), Bauamtsleiterin Ines Kühn und Gröningens Bürgermeister Ernst Brunner die Gäste aus Halle, Babett Riel von der Saleg, Katharina Siebert von der unteren Denkmalschutzbehörde des Landkreises Börde, Gabriele Schwentek, Geschäftsführerin des Diakonischesn Werkes Halberstadt, und die Stadträte Roland Stankewitz, Dietrich Bollmann, Dietmar Kinzel und Vera Jander vom SPD-Ortsverein.

Der aktuelle Verwaltungssitz befindet sich in einem ehemaligen Schulgebäude, auf dem Gelände befinden sich zwei weitere Gebäude. Eines wird als Hort genutzt. Hier haben bereits Umbaumaßnahmen stattgefunden, um den Hortkindern der Grundschule ein neues Zuhause zu schaffen. In diesen Tagen ist die Submission für den 1. Bauabschnitt bei der Gestaltung der Freiflächen erfolgt. Eine Sport- und Spielanlage wird während der Bauarbeiten entstehen. Fabian Stankewitz und Ines Kühn weisen auf einen Flachbau, in dem sich aktuell die Toilettenanlage befindet. Für dieses Gebäude ist der Abriss geplant, hier soll die Aula für die neue Grundschule entstehen. Denn die Grundschüler werden aus ihrer jetzigen Heimstatt in der Goethepromenade ausziehen. Ihr neues Domizil wird das ehemalige Fachkabinettgebäude auf dem Gelände der Grabenstraße 14. Hier könne dann auch eine Barrierefreiheit gesichert werden.

Die Rahnschule, die ihre Anfänge in der Grabenstraße 14 hatte und hier eine Freie Sekundarschule gründete, ist inzwischen in einen Neubau an der Goethepromenade gezogen. Gegenüber befindet sich die Grundschule. Die Rahnschule hat Interesse an der Übernahme des Gebäudes, um die Oberstufe dort unterrichten zu können. „Daraus entwickelte sich das heutige Konzept eines Bildungscampus mit Hort und Grundschule in der Grabenstraße 14. Die Maßnahme wurde über mehrere Programmjahre im Rahmen der Städtebauförderung beantragt“, erklärte Fabian Stankewitz den Gästen. Lediglich für das Gebäude, in dem sich aktuell die Verwaltung befindet, müsse noch eine Nachnutzung gefunden werden, wenn das neue Rathaus fertig ist. Vorstellbar wäre eine „Reserve“ für die Grundschule, falls diese in einzelnen Klassenstufen in die Zweizügigkeit fällt. Auch eine Nutzung einzelner Räume als Archiv für die Gemeindeverwaltung wäre denkbar. Weite Wege zwischen der Grabenstraße 14 und der Marktstraße 7, wo aktuell der neue Verwaltungssitz entsteht, gibt es nicht.

Entwicklung Grabenstraße/Marktstraße:
Die Stadt Gröningen verfügt, aus der Historie heraus betrachtet, über keinen Marktplatz. Das Zentrum der Stadt erstreckt sich über die Marktstraße und die Grabenstraße. Mit Entstehen des Bildungscampus (Grabenstraße 14) und des neues Verwaltungssitzes (Markstraße 7) bekommen diese Straßen eine neue Bedeutung. Die Marktstraße war einst die Durchfahrtsstraße, die B 81, und so sind hier noch immer Leitplanken, selbst Betonbarrieren zu finden. Durch den geplanten Rückbau dieser Barrieren, auch im Fußweg für Menschen mit Handicap, sollen hier Ruhe- und Rastzonen entstehen, vor allem aber mehr Straßenbegleitgrün mit geringem Pflegeaufwand geschaffen werden. Damit solle die Qualität der Innenstadt deutlich gesteigert werden.

Marktstraße 23:
Gerade entlang der Marktstraße befinden sich zahlreiche Gebäude mit alter Bausubstanz. Dazu gehört auch das Gebäude in der Marktstraße 23. Es grenzt mit der Rückseite an das Gebäude mit der Toilettenanlage in der Grabenstraße 14. Und gerade die Rückseite des Gebäudes ist das Problem. Die Hofseite ist einsturzgefährdet. Der Abriss dieses Bereiches müsse auch deshalb mit dem Abriss des Toilettengebäude gekoppelt werden, weil es nur auf diesem Wege möglich ist, mit Baumaschinen oder Kran den Abriss vorzunehmen. Aus statischen Gründen gibt es keine Alternative zum Abriss. Die Stadt Gröningen wolle das Gebäude Marktstraße 23 kaufen, den Rückbau von nicht mehr genutztem Raum vornehmen und die Wohn- und Geschäftsräume wieder einer Nutzung zuführen, wieder beleben und den Leerstand, abbauen, auch um den historischen Stadtkern wieder aufzuwerten. Der Ankauf ist durch die Verwaltung unter Einbeziehung von Fördermitteln aus der Städtebauförderung geplant. Für die Nutzung der Geschäftsräume gäbe es erste Interessenten.

Ersatzneubau "Rathaus":
Am Bau des neuen Verwaltungssitzes für die Verbandsgemeinde Westliche Börde hatte sich auch der Architekt des Gebäudes, Karsten Liebner, eingefunden. Der Bau des neuen „Rathauses“ ist im Übrigen die erste Maßnahme aus dem Fördermittelprogramm „Kleine Städte und Gemeinden“, die im Rahmen der Städtebauförderung in Gröningen umgesetzt wird. Die Mittel standen der Stadt zur Verfügung und wurden an die Verbandsgemeinde übertragen. Für den Neubau galt, die Lage im Denkmalsbereich zu beachten, ein Architektenwettbewerb half bei der Umsetzung der Vorgaben. Vor wenigen Wochen konnte bereits das Richtfest gefeiert werden. Eine moderne und repräsentative Anlaufstelle für die Bürger, Ratsmitglieder, Eheleute und Investoren sowie Partner der Verbandsgemeinde ist im Entstehen. Alle Verwaltungsämter sind barrierefrei zu erreichen.

Im Verlauf des im Frühjahr begonnenen Neubaus gab es in den verschiedenen Gewerken einige Kostensteigerungen. „Aktuell liegen wir bei 2,65 Millionen Euro, die Summe werden wir auch halten können. Es wurden Einsparungen vorgenommen, auch die Umsatzsteueroptimierung half, weitere Kostensteigerungen zu verhindern“, erklärte Bürgermeister Fabian Stankewitz. Alle Beteiligten des Stadtrundganges waren sich am Ende einig, dass hier ein sehr schönes, modernes und funktionales Gebäude im Entstehen ist.

Marktstraße 19:
Genau dem neuen Verwaltungssitz gegenüber befindet sich das Haus Marktstraße 19. Das Gebäude mit sehr alter Bausubstanz steht seit einigen Jahre leer. Inzwischen wurde das Haus der Stadt Gröningen geschenkt und es soll eine Zukunft haben. Unter dem Titel „Lust auf Denkmal“ solle das Haus mithilfe von Themenworkshops denkmalgerecht saniert werden. Die Besonderheit dabei: Interessierte Menschen können an den Workshops teilnehmen und dabei den Umgang mit Baumaterialien oder Handwerkstechniken erlernen. Zur Idee gehört ebenso, dass Leute, die Interesse an einem alten Haus haben, lernen, Schäden an einer Immobilie zu erkennen und zu bewerten. Beispielsweise in einer HolzWerkstatt erste Handgriffe bei der Sanierung und dem Tausch von Holzbalken oder beim Wokshop „StaDtFachwerk“ das Sanieren eines Fachwerks erlernen oder den Baustoff Lehm erleben, eine Bruchziegelsteinmauer selbst mauern. Zum Hintergrund erklärt Fabian Stankewitz: „In allen Orten unserer Verbandsgemeinde und darüber hinaus bringt Altbausubstanz große Probleme, viele Menschen scheuen sich vor dem Unplanbaren, vor dem Denkmalschutz. Oft fehlen auch die handwerklichen Fähigkeiten oder die Erfahrungen mit besonderen Baustoffen. Mit ‚Lust auf Denkmal‘ wollen wir Anreize schaffen, Hilfestellung geben. Das Projekt könnte zum Leuchtturm für die gesamte Region werden“, ist Stankewitz überzeugt.

Das arg in Mitleidenschaft gezogene Gebäude könnte über einen gewissen Zeitraum als „Showroom“ im Rohbauzustand stehen bleiben, so können einzelne Schritte bei der Sanierung sichtbar und greifbar dargestellt werden. Neben den Workshops sollen auch Sprechstunden mit Fachleuten wie Architekten, Zimmerer, Holzgutachter und dergleichen mehr angeboten werden.

Kulturhaus Gröningen:
Nach der Sanierung des Kulturhauses Gröningen im Jahr 2010 mit EU-Landes- und Eigenmitteln hat sich das Kulturhaus in der Region etabliert, finden hier viele Veranstaltungen statt, ist das Haus Heimstätte des Karnevalvereins und lockt viele Hochzeitspaare und Familien für große Feiern an. Der Betreiber beschäftigt aktuell 4,5 Beschäftigte, hinzu kommen Aushilfen. Der Betreiber möchte das Haus weiter entwickeln, denkbar wäre der Betrieb einer Küche mit Café. Zugleich solle der Außenbereich und das Gebäude „Halberstädter Tor 7“ in das Betreiberkonzept einbezogen werden, auch unter dem Gesichtspunkt, dass der Boderadweg ausgebaut werden soll. Rad- und auch andere Touristen hätten am Kulturhaus einen Anlaufpunkt.

Aber in Sachen Kulturhaus müsse auch die Sicherung der historischen Bausubstanz in den Fokus gerückt werden. Die Änderung des Grundwasserspiegels habe dazu geführt, dass die historische Bausubstanz in Bewegung geriet. Erste Sicherungsmaßnahmen konnten weitere Schäden verhindern. Weitere Untersuchungen stehen noch aus, ein Sanierungskonzept müsse erstellt werden.

Quartier "Edelhof":
Die Entwicklung des ehemaligen Edelhofes ist bereits in mehreren Konzepten festgeschrieben, so im Isek 2016 und in der Fortschreibung von 2018. Rund zwei Drittel der Gesamtfläche gehören der Stadt Gröningen.

Mithilfe von Mitteln aus der Städtebauförderung konnte in den vergangenen Wochen eine alte Möbelhalle abgerissen werden. Damit ist Platz für ein neues Wohngebiet.

Das Haupthaus des Edelhofes wurde zuletzt als Pflegeheim genutzt und müsse zu einem Großteil aus denkmalschutzrechtlicher Sicht erhalten bleiben. Für eine neue Nutzung bringt Gabriele Schwentek die Idee des „Neuen Wohnens“ ins Spiel. Entstehen könnten in dem alten Gebäude Wohnungen mit dem zentralen Element einer gemeinsam genutzten Küche, in der die Menschen zusammenkommen. Die Wohnungen sollen im Übrigen allen Generationen zur Verfügung stehen. Ältere Bewohner, die Hilfe brauchen, können Dienstleistungen und auch Pflegeangebote, beispielsweise über die Diakonie, dazu buchen. Die Absicherung der Finanzierung dieses Projektes könne nur über einen erhöhten Fördermittelsatz für die Stadt Gröningen gelingen, da durch den Denkmalschutz hohe Anforderungen gestellt werden.

In unmittelbarer Nachbarschaft befinden sich alte Ställe und Scheunen. Hier möchte die Diakonie eine neue Kindertagesstätte hineinbauen. Damit verbunden ist eine denkmalgerechte Sanierung der Gebäude, die 2021 beginnen soll. 2022 könnten 45 Kinder die neue Kita besuchen. Vor dem Gebäude entsteht ein Kinderspielplatz, der öffentlich zugänglich sein wird.

Kita Goethepromenade
Die Kindertagesstätte der Kleinstadt befindet sich in einem Einzeldenkmal. Die Sanierung ist erforderlich, um auch in Zukunft den Anforderungen gerecht zu werden. Durch einen Anbau soll ein neuer Eingangsbereich geschaffen werden, die barrierefreie Erschließung aller Etagen der alten Villa durch einen Aufzug ist oberstes Ziel. Der Anbau soll auch den Mitarbeitern bessere Arbeitsbedingungen schaffen, erstmals wird es dann einen Pausen- und Besprechungsraum sowie ein Büro für die Leiterin geben. Mehrere Entwürfe wurden seitens des Denkmalschutzes abgeschmettert, aktuell liegt eine neue Fassung als Bauvoranfrage zur Entscheidung beim Landkreis.

Barrierefreie Goethepromenade:
Arzt, Grundschule, Börde-Campus der Rahnschule, Einkaufmarkt, Shopzeile, Kita, Zuckerpark oder Gemeindeverwaltung: Alle Wege führen über den Fußweg in der Goethepromenade. Dieser besteht aus alten Spurplatten und ist längst in die Jahre gekommen. So manche Stolperfalle verbirgt sich hier gerade für die ältere Bevölkerung, die auf Gehhilfen angewiesen sind. Die barrierefreie Erschließung der Goethepromenade tut absolut Not. Durch eine grundhafte Sanierung soll das Wegenetz zwischen den Punkten der öffentlichen Daseinsvorsorge abgestimmt ertüchtigt werden.