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Lockerungen Kein Leichtsinn in Oschersleben

Werden wir durch die Lockerungen zu leichtsinnig? Die Volksstimme hat nachgefragt.

Von Uta Müller 19.05.2020, 02:00

Oschersleben l Noch kann nicht von Normalität die Rede sein – zu sehr erinnern Maskenpflicht, Corona-Sondersendungen und die Arbeit im Homeoffice an die Ausnahmesituation. Aber das Verhalten ist bei vielen Bürgern bereits in den Modus „Schranken auf“ geschaltet.

Diesen Eindruck hat zumindest Reinhard Gerke aus Oschersleben. Dem Rentner fällt auf, dass die Menschen mit den zunehmenden Lockerungen leichtsinniger werden. „Viele Menschen glauben, wir bewegen uns in Richtung Normalität, und verhalten sich dementsprechend leichtsinnig und gefährdend“, sagt Gerke. Die Menschen würden sich wieder häufiger mit Freunden treffen und würden öffentliche Plätze nicht mehr so stark meiden, bilanziert der Rentner. Ihm Falle besonders auf, dass die Menschen an Bushaltestellen ganz eng beieinander sitzen, da würde der Mundschutz im Bus auch nicht mehr helfen.

In einem Drogeriemarkt habe er eine Kundin sogar auf den falsch sitzenden Mundschutz angesprochen. „Ich habe nur eine dumme Antwort bekommen“, sagt Gerke. Auch der Mindestabstand werde – gerade beim Einkaufen – oft ignoriert. Manchmal werde er sogar angepöbelt. Er wolle nicht, dass die Menschen leichtsinnig werden, die Situation auf die leichte Schulter nehmen und zu lasch werden. „Wir können froh sein, dass es unsere Region nicht so hart getroffen hat“, sagt Gerke. Damit das so bleibt, müssten bestimmte Hygiene- und Abstandsregeln eingehalten werden.

Zu beginn der Corona-Pandemie hätten die Supermärkte, Discounter und Drogerien noch wert drauf gelegt, dass die Kunden ordnungsgemäß mit Wagen und Nase-Mundschutz den Markt betreten. Aber nun? Auch die unterschiedliche Handhabe sei ein Problem, so der Rentner. Seiner Meinung nach sei es von der Politik schlecht durchdacht. So würden die Verkäuferinnen beim Bäcker um die Ecke Mundschutz tragen, bei großen Ketten allerdings nicht.

Eine Nachfrage beim Discounter Aldi Nord ergab, dass dort weiterhin auf die Einhaltung der Hygiene- und Abstandsregeln geachtet würde. „Im Gegenteil verhalten sich unsere Kunden vorbildlich, unterstützen uns beim Einhalten der Hygienevorgaben und halten sich strikt an die Hygiene- und Abstandsregeln“, sagt Pressesprecher Axel vom Schemm. In den Märkten würde außerdem streng darauf geachtet, dass die Kunden den Markt mit Mundschutz betreten. „Wir informieren sie mit Hilfe von Hinweisen an den Eingängen unserer Filialen darüber, dass beim Betreten des Marktes der Mund und die Nase mit einem Tuch, Schal, einer Maske oder ähnlichem abgedeckt sein muss“, so der Aldi-Sprecher weiter.

Zudem würden die Mitarbeiter oder in Einzelfällen auch externe Sicherheitsdienstleister in den Filialen auf diese Regelungen hinweisen. „Um ausreichend Abstand zu ermöglichen, begrenzen wir in allen Märkten die Höchstanzahl der Kunden, die sich gleichzeitig im Geschäft aufhalten“, sagt Axel vom Schemm. Die Kunden würden gebeten, einen Einkaufswagen zu nutzen. Das mache es für alle einfacher, den sicheren Abstand zu wahren. Und auch für die Marktmitarbeiter vereinfache es den Überblick, wenn nur so viele Einkaufswagen ausgegeben würden, wie sich Kunden im Markt gleichzeitig aufhalten können.

Die Einkaufswagen würden nach einem strengen Hygieneplan in regelmäßigen Abständen desinfiziert. In allen Märkten im Landkreis Börde müssten alle Kunden sowie die Mitarbeiter Mundschutz tragen. Wenn das, wie in der Situation von Reinhard Gerke geschildert, einmal nicht der Fall sein sollte, handele es sich um eine absolute Ausnahme.

„In den betroffenen Filialen weisen entweder eigene Mitarbeiter oder externe Sicherheitsdienstleister auf diese Regelungen hin“, so Pressesprecher vom Schemm auf Volksstimme-Nachfrage. „Wir stehen dazu in engem Austausch mit den Behörden und setzen deren zum großen Teil lokalen Empfehlungen und Vorgaben schnellstmöglich um“, sagt der Aldi Nord-Sprecher.

Reinhard Gerke indes appeliert an seine Mitmenschen, sich doch an die Abstands- und Hygieneregeln zu halten. Das sei doch das Ziel der Lockerungen, dass bald alles wieder möglich sein kann – auch ohne Mundschutz und Angst vor einer zweiten Welle.