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Naturschutz Freiwillige arbeiten im Großen Bruch

Freiwilligen haben im Großen Bruch bei Hordorf aufgeräumt. Angler und Jäger sammelten Müll und pflanzten Bäume.

Von Sebastian Pötzsch 18.03.2019, 00:01

Hordorf l Es ist ein verregneter Sonnabendvormittag. Ein kalter Wind peitscht ins Gesicht. Typische Witterung, um das Haus nur ja nicht zu verlassen. Doch das ausgesprochene Schmuddelwetter hält eine Gruppe von Männern und Jugendlichen nicht davon ab, sich in der Natur aufzuhalten. Auf einem Betonweg in der Nähe der Bahnlinie Magdeburg-Halberstadt waten etwa zehn Personen neben einem roten Auto her, das einen Anhänger zieht. Die Unerschrockenen sind mit Regenkleidung und Handschuhen sowie großen blauen Tüten ausgestattet. Immer wieder greifen sie in Richtung Boden entlang des Zufahrtsweges zum Hordorfer Schöpfbecken, irgendwo zwischen der Bahnlinie und Wulferstedt. Das Gewässer ist ein Bestandteil des ausgeklügelten Grabensystems im Großen Bruch.

„Wir haben heute schon gut 20 Kilometer in den Beinen“, erzählt Gerald Pomme. Er ist der Hauptkassierer des Angelvereins Oschersleben und engagiert sich zudem in der Hordorfer Ortsgruppe. Seit 8.30 Uhr seien er und seine Mitstreiter bereits unterwegs, fünf erwachsene Petrijünger und fünf Nachwuchsangler. „Wir sind dabei, sämtliche Zufahrtswege zu den Gewässern von Müll zu befreien“, erklärt Pomme. Natur- und Umweltschutz gehöre zum Hobby Angeln eben einfach dazu.

Auch für Lenny Kohlstedt ist das überhaupt kein Ding. „Ich mag unsere Natur und bin viel draußen“, sagt der Zwölfjährige aus Hordorf und fügt hinzu: „Wenn ich dann Müll entdecke, finde ich das richtig eklig.“ Der 13-jährige Wilhelm Fuchs sieht das ganz ähnlich. „Ich finde unsere Aktion heute extrem wichtig. Jugendliche schmeißen ihre Flaschen überall hin. Die denken nur an sich“, meint der Neindorfer, entdeckt die nächste Flasche, hebt sie an und schmeißt das alte Glas in seinen Müllsack.

Gegen 11 Uhr ist der Anhänger voll, kein einziger Plastiksack passt mehr darauf. „Weil es so stark regnet und wir alle komplett durchnässt sind, ist hier Schluss für heute“, lautet der Vorschlag von Gerald Pomme. Mit dem Auto geht es vom Schöpfbecken entlang des Grabens einen guten Kilometer in Richtung Westen.

Schon von weitem ist zu erkennen, dass auch hier schwer gearbeitet wird. Etwa zehn Weidmänner und –frauen der Jagdpächtergemeinschaft Hordorf sind mit Spaten und Harken „bewaffnet“. „Wir sind heute dabei, neue Bäume zu pflanzen. Wenn wir fertig sind, werden es 35 junge Weiden sein, die heute in den Boden des Großen Bruchs gekommen“, erzählt Helge Beckurs aus Hordorf. Jedes Jahr würden sie das tun. Gerade Weiden seien wichtig und ganz typisch für das Große Bruch. Ihre weit ausladenen Wurzeln dienen der Sicherung der Uferbereiche. Außerdem bieten die Bäume, wenn sie einmal groß sind, Lebensraum für Vögel und Insekten. Und bei den Weiden soll es für heute nicht bleiben. „An der Krottorfer Grenze wollen wir heute Nachmittag noch Eichen und Lärchen pflanzen, sofern es das Wetter zulässt“, sagt Beckurs und ergänzt: „Alle reden über Naturschutz, und keiner macht’s. Deswegen sind wir heute hier draußen.“

Jene Bäume, die gepflanzt werden, so berichtet der Jäger weiter, stammen aus einer Spende. So züchte der Hordorfer Christian Tittelmeier die Stämme. „Er stellt sie uns kostenlos zur Verfügung. Alle Kopfweiden, die in den vergangenen Jahrzehnten in diesem Teil des großen Bruchs gepflanzt wurden, stammen eigentlich von ihm. Wir haben seine Bäume schon als Kinder am Wasserwerk gesetzt“, berichtet Helge Beckurs weiter.

Dann bietet sich für die beiden Nachwuchsangler Lenny und Wilhelm die Möglichkeit, gemeinsam mit dem zehnjährigen Marvin Bartnik, die letzten der 35 Weiden zu pflanzen. Als der junge Baum an Ort und Stelle ist, heißt es einpacken für heute. Doch so richtig Schluss soll noch lange nicht sein. So geht es erst einmal auf das Grundstück von Helge Beckurs in Hordorf. Schließlich muss der Autoanhänger noch entladen werden. Ein großer orangefarbener Container steht inmitten des Areals, und dieser wird fleißig befüllt. „Auch den Container bekommen wir gesponsert. Und zwar von der Abfallentsorgung des Landkreises“, erklärt Beckurs. Seit Januar stehe der Stahlbehälter auf seinem Hof und ist bereits so gut wie voll, „nur mit Müll aus der Natur“, hebt Angler Gerald Pomme mit erhobenem Zeigefinger hervor.

Derweil sind seine Schützlinge dabei, den Container weiter zu füllen. Dabei schütteln sie immer mal wieder den Kopf. Was die Leute so treibt, ihren Müll in die Natur entsorgen, können sie nicht verstehen. Asbestplatten, Pflanzenschutzmittel, altes Öl und Dachpappe ist ihnen heute schon untergekommen. „Man glaubt nicht, was die Menschen so in die Natur kippen“, macht Pomme seinem Ärger Luft.

Nach nur wenigen Minuten ist der Pkw-Anhänger von der Mülllast befreit. Es ist kurz vor 12 Uhr mittags. Damit ist der Einsatztag zunächst so gut wie beendet. Nur ein Punkt steht jetzt noch auf dem Plan: Grill anschmeißen, Bratwurst drauf und die gemeinsame Aktion von Anglern und Jägern ausklingen lassen.