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Seltene Erkrankung Neindorf: Warum eine Patientin für eine wichtige Operation extra in die Börde reist

Seit Monaten leidet eine Patientin aus Paderborn an Schmerzen in den Fingern, das Greifen wird unmöglich. Wie der Frau in der Bördeklinik Neindorf mit ihrer seltenen Nervenerkrankung geholfen wird.

25.07.2025, 19:00
 Dr. Hans-Georg Damert, Chefarzt der plastischen und ästhetischen Chirurgie in der Bördeklinik Neindorf, mit seiner Patientin Birgit J.
Dr. Hans-Georg Damert, Chefarzt der plastischen und ästhetischen Chirurgie in der Bördeklinik Neindorf, mit seiner Patientin Birgit J. Foto: Helios Kliniken

Neindorf - vs/Jan Dahms

Eine seltene Erkrankung hat die 64-jährige Birgit J. aus Paderborn hunderte Kilometer nach Sachsen-Anhalt in die Helios Bördeklinik Neindorf geführt: Aufgrund eines „Nervus Interosseus-anterior-Syndroms“ – einer seltenen Schädigung eines motorischen Nervs im Unterarm – in ihrem linken Arm fand sie in Nordrhein-Westfalen niemanden, der die notwendige Operation durchführen konnte. Vorher hatte sie schon einige Arztgespräche und Diagnosen hinter sich.

Anzeichen des seltenen Nervenkompressionssyndroms können nach Angaben der Bördeklinik Neindorf Schmerzen im Bereich von Arm und Hand sein. Viel häufiger berichten Betroffene über eine zunehmende Muskelschwäche oder sogar Lähmungserscheinungen, die vor allem die ersten drei Finger betrifft und bei gezielten Bewegungen, wie dem Greifen oder dem Halten von Gegenständen bemerkbar wird.

Die Bördeklinik Neindorf verfügt nach eigenen Angaben über 184 Betten. Rund 270 Mitarbeiter versorgen jährlich rund 10.000 stationäre Patienten.
Die Bördeklinik Neindorf verfügt nach eigenen Angaben über 184 Betten. Rund 270 Mitarbeiter versorgen jährlich rund 10.000 stationäre Patienten.
Foto: Jan Dahms

Seltene Erkrankung: Langer Weg zur Diagnose

So wie bei der Patientin aus Nordrhein-Westfalen. „Ich konnte plötzlich nicht mehr richtig zugreifen – nicht mal mein Handy halten. Daumen und Zeigefinger wollten einfach nicht mehr“, erklärt Birgit J. „Zuerst dachten die Ärzte an ein Karpaltunnelsyndrom, aber das passte nicht. Ein Neurologe hat dann endlich die richtige Diagnose gefunden und mich in die Klinik nach Gütersloh verwiesen“, fasst die 64-jährige kurz zusammen.

Ihr behandelnder Handchirurg am Krankenhaus Gütersloh unterstützte seine Patientin, um einen Spezialisten für die besondere OP zu finden. Er entdeckte, nach intensiver Internetrecherche, eine Veröffentlichung zur minimalinvasiven Behandlung der Nervenkompression von Dr. Hans-Georg Damert aus der Bördeklinik in Neindorf – und schickte die Patientin gezielt dorthin.

„Bei uns erfolgt der Eingriff über einen kleinen Zugang – etwa 3 bis 4 Zentimeter – nahe der Ellenbeuge“, erklärt Dr. Damert, Chefarzt der plastischen und ästhetischen Chirurgie/Handchirurgie in der Bördeklinik Neindorf, der als Spezialist auch die minimalinvasive Operation am Arm durchführte. „Im Vergleich zur offenen Operation mit bis zu 15 Zentimeter Hautschnitt bietet die endoskopische Methode klare Vorteile für unsere Patientinnen und Patienten: weniger Narben, weniger Schmerzen und eine schnellere Genesung“, führt der Mediziner aus.

Typisches Zeichen der Erkrankung: Patienten können kein O-Zeichen formen.
Typisches Zeichen der Erkrankung: Patienten können kein O-Zeichen formen.
Foto: Helios Kliniken

Nervenerkrankung: Spezielle Methode in der Bördeklinik Neindorf

Die seltene Erkrankung betrifft einen rein motorischen Nerv, der unter anderem für das Beugen des Daumens und des Zeigefingers verantwortlich ist. „Typisches Zeichen: Patientinnen und Patienten können kein O-Zeichen mehr mit Daumen und Zeigefinger formen“, erklärt der Handchirurg. Alltagstätigkeiten wie das Greifen mit Daumen und Zeigefinger, das Öffnen einer Flasche werden unmöglich. „Versuchen sie einmal mit Messer und Gabel zu Essen, auf der Tastatur zu schreiben – alles wird erschwert“. Da merke man erst einmal wie wichtig beide Hände seien.

Die Patientin aus Paderborn litt bereits seit mehreren Monaten unter den Symptomen. Da konservative Therapien wie Physiotherapie nicht anschlugen und sich der Nerv nicht spontan erholte, war eine Operation unumgänglich. Die endoskopische Methode, wie sie Dr. Damert anwendet, ist nach eigenen Angaben in Deutschland bislang nur wenigen spezialisierten Zentren vorbehalten.

Nach der etwa einstündigen Operation in der Neindorfer Klinik konnte die Patientin erste Bewegungsfortschritte verzeichnen, teilt die Bördeklinik mit. Der Wunsch der 64-jährigen Birgit J.: „Ich freue mich, wenn ich bald wieder stricken, wandern und den Alltag ohne Einschränkungen genießen kann“.