Deutliche Worte von ex-Ortschaftsrat Guido Heuer Osterweddingen sollte nach Magdeburg gehen
Harsche Kritik übt der Osterweddinger Guido Heuer an den derzeitigen Entwicklungen in der Gemeinde Sülzetal. Bereits vor Wochen war er aus dem Osterweddinger Ortschaftsrat ausgetreten. Die Volksstimme sprach mit ihm über die derzeitigen Probleme.
Volksstimme: Sie sind aus dem Ortschaftsrat ausgetreten, weil sie die Entwicklung in der Gemeinde so nicht mehr mittragen wollten. Wie sehen Sie das heute?
Guido Heuer: Mit Bestürzung habe ich die jüngsten Entwicklungen in der Gemeinde Sülzetal zur Kenntnis genommen. Für mich als ehemaliges Mitglied des Osterweddinger Ortschaftsrates ist es traurig zu sehen, was aus meinem Heimatdorf durch die Handlungen von Gemeinderat und Verwaltung gemacht wird. Es ist einfach eine Farce, wie versucht wird, die Kuh, Osterweddingen mit seinem Gewerbegebiet, nicht zu melken, sondern zu schlachten. Wenn vor allem aus Altenweddingen gerufen wird, man sei zu kurz gekommen, dann sollten genau diese Damen und Herren mal richtig hinschauen.
"Sie haben wahrlich Großes vollbracht, wenn Eltern überlegen, wegzuziehen oder zumindest ihre Kinder in Magdeburg zu beschulen."
Volksstimme: Wie meinen Sie das?
Guido Heuer: Altenweddingen nennt ein saniertes Schwimmbad, eine sanierte Grundschule, auch wenn ein Spielplatz fehlt, zwei Sporthallen, in einer davon wurde erst jetzt mit Mitteln des Konjunkturpaketes II mit der Sanierung begonnen, einen Kunst-rasenplatz, beheizte Billardtische, einen Jugendklub und vieles mehr sein Eigen. Dazu kommen vorhandene Einrichtungen wie Drogerie, Apotheke, Einkaufsmärkte und so weiter. All diese Dinge suchen die Osterweddinger Bürger in ihrem Dorf vergebens. Hier frage ich mich ernsthaft, wie sich die Menschen in Osterweddingen noch mit der Gemeinde Sülzetal identifizieren sollen.
Volksstimme: Was wäre für Sie die Konsequenz?
Guido Heuer: Ich jedenfalls werde dafür eintreten, die Gemeinde Sülzetal aufzulösen und die Eingemeindung von Osterweddingen nach Magdeburg anzustreben. Schlechter als jetzt kann es in Osterweddingen nicht werden.
Wie soll es weitergehen, wenn große Teile des Gemeinderates, die Verwaltung und jetzt auch noch unser Bürgermeister sich nur für die Interessen von Altenweddingen stark machen? Wie kann es sein, dass bei allen Fördermöglichkeiten der letzten Jahre immer Zeitdruck entstanden ist und die Verwaltung immer nur Bauvorhaben für Altenweddingen aus der Schublade ziehen kann? Der Verwaltung samt Beratern und Bauamt sei gesagt, dass hier Kuhhandel vermutet werden muss. Oder wie ist zu erklären, dass Jens Hempel als Angestellter der Gemeinde und Bademeister Altenweddingens sich zur Schließung des Schwimmbades Langenweddingen äußern und auch noch mit abstimmen darf? Dieser Beschluss muss meiner Meinung nach annulliert werden.
Volksstimme: Sie üben auch Kritik an den Fraktionen Mitte und Linke, sie würden nicht genug für die Interessen aller Sülzetaler eintreten?
Guido Heuer: Auf meiner letzten Ortschaftsratsitzung, an der ich noch teilnahm, hat Ortsbürgermeister Wolfgang Kettner versucht, mir das Wort zu verbieten.
Aber vielleicht begreift er ja jetzt endlich, wer wirklich für die Interessen von Osterweddingen eintritt, die Fraktionen Mitte und die Linken jedenfalls nicht, wie man an der Abwesenheit von Jutta Spurek bei der Zukunftsentscheidung betreffs des Schwimmbades in Langenweddingen gesehen hat. Toll, unsere Kinder werden nun über nicht vorhandene Radwege nach Altenweddingen fahren. Kompliment Gemeinderat, Kompliment Bürgermeister und Verwaltung! Sie haben wahrlich Großes vollbracht, wenn Eltern überlegen, wegzuziehen oder zumindest ihre Kinder in Magdeburg zu beschulen. Kein Kindergarten der Gemeinde hat bis 20 Uhr geöffnet, auch das muss bemängelt werden. Die Beiträge jeglicher Art steigen trotz sinkender Leistungen, kein Breitband, kein Schnittstellenprogramm!
Volksstimme: Warum üben Sie besonders Kritik an der Tatsache, dass nur ein Förderantrag aus dem Programm Stark III für die Grundschule Altenweddingen gestellt wurde?
Guido Heuer: Es wurde entgegen jeden Beschlusses nur ein Fördermittelantrag für Altenweddingen gestellt. Da nutzen auch die fadenscheinigen Beschwichtigungsversuche mit einer Sporthalle für Osterweddingen wenig, denn diese kommt doch sowieso nicht. Es ist doch ein Witz, wenn Axel Spengler sagt, dass die Sanierung der ehemaligen Sekundarschule mit einem Platz für 280 Kinder nicht die Schließung der Grundschule Osterweddingen bedeutet. Welchen Bären will man uns denn hier wieder aufbinden? Als ich 2009 schrieb, wir können uns auf Dauer nur maximal zwei Grundschulen leisten und die können nicht in Altenweddingen stehen, ging ein Aufschrei durch die Gemeinde. Und was ist jetzt? Verwaltung, Fraktion Mitte und Linke reden nur noch von einem Grundschulzentrum Altenweddingen eventuell mit Außenstelle Osterweddingen, frei nach dem Motto: Was interessiert mich mein Geschwätz samt Beschluss von gestern!
"Wir als eine der 13 finanzstärksten Gemeinden Sachsen-Anhalts leben in der Haushaltskonsolidierung bei einer Pro-Kopf-Verschuldung von 500 bis 700 Euro. Diese ganze Konsolidierung ist doch irrsinnig."
Volksstimme: Was sagen Sie zur Haushaltskonsolidierung?
Guido Heuer: Wir als eine der 13 finanzstärksten Gemeinden Sachsen-Anhalts leben in der Haushaltskonsolidierung bei einer Pro-Kopf-Verschuldung von 500 bis 700 Euro. Diese ganze Konsolidierung ist doch irrsinnig. Wenn die Verwaltung unter konstruktiver Mitarbeit des Finanzausschusses und des gesamten Gemeinderates mal in der Lage wäre, einen richtigen Haushalt mit Einsparpotenzialen wie beispielsweise beim Bauhof oder durch Zeitverträge zu erarbeiten, dann gäbe es die Möglichkeit der Kreditaufnahme für die dringendsten Probleme wie den Schul- und Sporthallenkomplex in Osterweddingen. Auch das Schwimmbad am Standort der Ganztagsschule in Langenweddingen müsste nicht geschlossen werden. Unsere Kinder haben keine Zeit bis 2017, denn dann sind sie weg! Zurzeit kann man Menschen, die ein Haus in der Gemeinde Sülzetal bauen wollen, nur raten, es eher in Barleben zu versuchen.
Volksstimme: Sie bleiben dabei, dass Osterweddingens Zukunft in Magdeburg liegt?
Guido Heuer: Ich kann meinen Aufruf an Ortschaftsräte, Gemeinderäte und Vereine aus Osterweddingen nur wiederholen: Bitte engagieren Sie sich für ein Ende des Schreckens für unser Heimatdorf, lassen Sie uns versuchen, von Magdeburg eingemeindet zu werden. Denn aus Altenweddingen haben wir nichts Gutes mehr zu erwarten!