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Schützenumzug Günthersdorf: Kleiner Ort mit großer Sause

Keine 40 Einwohner, aber feiern wie die Großen: In Günthersdorf fand einer der größten Umzüge im südlichen Bördekreis statt.

Von Sebastian Pötzsch 04.09.2019, 01:01

Günthersdorf l Bereits gegen 9.30 Uhr füllt sich der Platz an der Dorfeiche inmitten des kleinen Ortes nahe Oschersleben. Mit jedem Auto, das am Straßenrand abgestellt wird, erreichen immer mehr Gäste ihr Ziel. Die meisten von ihnen sind in Uniformen gewandet. Die Oschersleber Schützenfrauen fallen in ihren leuchtend roten Oberteilen besonders auf.

Dann erscheint sogar ein großer Reisebus und parkt am Rande des Dorfplatzes. Mehr als ein Dutzend Frauen und Männer entsteigen dem silbergrauen Gefährt: Es sind die Schützen des Patenvereins aus Rottorf bei Helmstedt. Die weiteren Vereine kommen aus Wulferstedt, Alikendorf, Großalsleben, Beckendorf, Hornhausen, Hordorf, Krottorf und Hadmersleben.

Derweil füllt sich der Platz an der Dorfeiche, die kurz nach der Wende gepflanzt worden ist, immer mehr. Weitere Uniformierte kommen in Günthersdorf an. Aber auch Oscherslebens Bürgermeister Benjamin Kanngießer lässt es sich nicht nehmen, beim Abschluss des letzten Schützenfestes der Region dabei zu sein. Und es sollen noch weitere Politiker folgen. Mit Landrat Martin Stichnoth schaut auch der Bundestagsabgeordnete Manfred Behrens und die Landtagsabgeordnete Gabriele Brakebusch (alle CDU) mit Ehemann vorbei. „Das ist immer eine schöne Tradition und eines der größten Schützenumzüge des Landkreises“, erklärt Behrens seine alljährliche Teilnahme an diesem Fest.

Dann ruft der Hauptmann des Günthersdorfer Schützenvereins, Karsten Lekschas, mit donnernder Stimme die Teilnehmer auf, in Stellung zu gehen. Er und der Vereinsvorsitzende Achim Bückner sowie die Politprominenz postieren sich, um die Anwesenheitsmeldung der Vereine entgegenzunehmen. Die Musiker des Oschersleber Spielmannszuges stimmen eine Marschmelodie an. Nacheinander schreiten die Gruppen los, halten vor dem Hauptmann, machen Meldung und ziehen wieder ab, um sich auf dem Dorfplatz neu zu formieren. Dann ertönt das Startsignal für den großen Umzug durch das kleine Dorf. Angeführt wird der Tross vom Achim Bückner, Martin Stichnoth und Benjamin Kanngießer. Dahinter folgt mit Pauken und Trompeten der Spielmannszug unter der Leitung von Siegfried Wesemeier. Gut 200 Meter lang ist der Tross. Fahnen zeigen die Herkunft der Vereine an.

Begonnen hatte das Günthersdorfer Schützenfest bereits am Freitagabend mit dem traditionellen Austragen der Schützenscheiben des Vorjahres. Anschließend wurde bis in den späten Abend in der Partyscheune gefeiert. Am Sonnabendmittag gab es dann den nächsten Umzug, um die Schützenkönige 2018 abzuholen und zu ehren. Anschließend wurden mit einem Ausschießen die Majestäten 2019 ermittelt. Die Kinder bekamen dabei ein Pusterohr in die Hand. Ein Kaffeenachmittag mit Kinderprogramm rundete das Angebot ab. Die Proklamation und das Heimbringen der neuen Schützenkönige begann gegen 17 Uhr. Drei Stunden später fiel der Startschuss für den Schützenball. Für stimmungsvolle Lifemusik sorgte die Band „One and One“. „Das war eine Top-Veranstaltung mit toller Musik. Schade, es hätten viel mehr Gäste kommen können“, resümierte Vereinssprecherin Carola Bückner.

Das Gelage des Vorabends ist indes den Günthersdorfern an diesem Sonntagvormittag nicht anzumerken. Stramm marschieren die Teilnehmer des Festumzuges die einzige Straße des Dorfes, die Schützenstraße, entlang. Bis der Tross vor dem Dorfgemeinschaftshaus hält. Eine Delegation des örtlichen Vereins verschwindet im Gebäude, um mit der Schützenkönigin Anne-Mareen Müller aus Hordorf, der Kinderkönigin Tessa Brasche aus Wulferstedt und Claudia Stridte, der Gewinnerin des Königspokals, wieder das Gebäude zu verlassen. Nach ein paar Dankesworten der neuen Königin gibt es Bier, Schnaps und Limonade für alle Teilnehmer des Festumzuges. Das Gelage dauert zehn Minuten, dann setzt sich der Tross wieder in Bewegung.

70 Meter sind es bis zu Wendeschleife und nur fünf Minuten dauert es, bis der Festumzug nochmals Halt vor dem Dorfgemeinschaftshaus macht. Wieder werden Bier und Schnaps verteilt, bis sich nach weiteren zehn Minuten der Umzug wieder in Bewegung setzt.

Auf dem Dorfplatz in der Ortsmitte angekommen treten die Vereine zu einem Fahnenappell an. Hauptmann Lekschas erklärt den Umzug für beendet und lädt alle Teilnehmer zum Frühschoppen in die Partyscheune ein. Schon ertönen zünftige Melodien. Das Oschersleber Blasorchester weiß eben, wie man Stimmung macht. Währenddessen wird auch der Sieger des Bürgermeisterpokals, Justin Wolff, sowie der Zweitplatzierte, Andreas Brasche, geehrt.

Bis zum Mittag noch wackeln die Wände der Partyscheune. Gegen 13.30 Uhr erst kehrt wieder Ruhe in Günthersdorf ein – bis zum kommenden Jahr, wenn das nächste Schützenfest in dem 40-Seelenort steigt.