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Serie Schwerer Start für Hordorf

Wie ist es um Oscherslebens Ortsteile bestellt? In ihrer Serie „Die Zukunft im Blick“ spricht die Volksstimme mit Ortsbürgermeistern.

Von André Ziegenmeyer 29.07.2020, 01:39

Hordorf l Es geht ihm nicht um himmelstürmende Pläne: „Wenn wir den Stand halten, den wir jetzt haben, sind wir schon gut“, erklärt Norbert Kurzel. Er ist der Ortsbürgermeister von Hordorf. Aus seiner Sicht hat der Ort einiges vorzuweisen.

Wie Norbert Kurzel erklärt, ist der heutige Oschersleber Ortsteil 870 Jahre alt. Es gibt rund 620 gemeldete Einwohner. „Wir freuen uns, dass wir diese Zahl einigermaßen konstant halten können“, so der Ortsbürgermeister. Darüber hinaus gebe es eine ganze Reihe an Gewerken - vom Zimmermannsbetrieb über den Dachdecker, den Gas-, Wasser- und Heizungsinstallateur, die Autowerkstatt, die Landmaschinenfirma bis hin zum Baubetrieb. Das sei wichtig, denn dadurch gebe es Arbeitsplätze in Hordorf.

„Außerdem sind wir in der glücklichen Lage, dass wir eine Kita haben“, hält Norbert Kurzel fest. Nicht zuletzt gebe es auch eine gut besuchte Arztpraxis. Das Vereinsleben sei rege. Dafür sorge vor allem der Förderverein der freiwilligen Feuerwehr mit seinen mehr als 200 Mitgliedern. „Wir kämpfen darum, dass jedes bewohnte Grundstück in diesem Förderverein vertreten ist“, erklärt Norbert Kurzel. Dabei sei man auf einem guten Weg. Denn die Zahl der bebauten Grundstücke liegt bei 220.

Hinzu kommt der Schützenverein, der jedes Jahr ein Schützenfest auf die Beine stellt - sofern es nicht gerade eine Pandemie gibt. Der Tischtennis-Verein existiere seit mehr als 40 Jahren und biete eine hervorragende Jugendarbeit - ebenso wie die Kinder- und Jugendfeuerwehr. Die mobile Kinder- und Jugendarbeit des DRK mache jede Woche in Hordorf Station. Zu loben sei auch der Förderverein der Kirche. Er machte das Gotteshaus wieder nutzbar, obwohl bereits das Dach fehlte. „Man kann nur staunen, was daraus geworden ist“, so Norbert Kurzel.

Dabei habe der Ort Anfang der 90er Jahre keinen leichten Start gehabt. „Hordorf hat sich nach der Wende durch verschiedene Projekte dermaßen verschuldet, dass es kaum noch finanzielle Spielräume gab“, blickt der Ortsbürgermeister zurück. Maßgeblich seien der Ausbau des Trink- und Abwassernetzes sowie der Erhalt der Kita gewesen. „Die letzte Rate für das Trink- und Abwassernetz wird dieses Jahr aus dem städtischen Haushalt bezahlt“, berichtet Norbert Kurzel.

Auch aus diesen Gründen sei man 1998 unter „den Schutzschirm der Stadt Oschersleben gekrochen. Das war damals gut so und ist es heute noch. Dabei war es nicht ganz einfach, alle Hordorfer davon zu überzeugen“, betont der Ortsbürgermeister. Die Eingemeindung sei unter der Prämisse erfolgt, dass die Kita weiterhin erhalten werde. Die Stadt hat Wort gehalten. Sie habe sich um notwendige Erhaltungsmaßnahmen gekümmert. Im Frühjahr werde eine umfangreiche Sanierung der Kita beginnen. Das Bauschild steht schon. Allerdings äußert Norbert Kurzel in dieser Hinsicht auch Kritik. Von einigen Details der Gestaltung habe er selbst erst durch das Bild auf dem Bauschild erfahren. Dabei habe sich der Ortschaftsrat gewünscht, dass es auf einer seiner Sitzungen ein Gespräch mit Vertretern der Stadtverwaltung gebe.

Die Eingemeindung hatte laut Norbert Kurzel auch den Vorteil, dass Hordorf in den Genuss von Mitteln aus dem Dorferneuerungsprogramm gekommen sei. So sei das Dorfgemeinschafthaus in seiner heutigen Form entstanden - ebenso wie die Trauerhalle auf dem Friedhof.

Ein weiterer positiver Aspekt: In den letzten 15 Jahren habe sich in Sachen Straßenbau viel getan. „Unter anderem konnten wir mithilfe des Landes die L 101 als Ortsdurchfahrt grundhaft ausbauen“, sagt Norbert Kurzel. An anderen Stellen sei mit dem Trink- und Abwasserverband (TAV) Börde zusammengearbeitet worden. „Aber es bleibt noch genug zu tun und in den letzten fünf Jahren ist wenig passiert“, erläutert Kurzel. Dabei müsse es nicht immer um die komplette Erneuerung von Straßen gehen. „Aber wir mahnen regelmäßig Instandhaltungsmaßnahmen an“, betont der Ortsbürgermeister.

Über den gewünschten Radweg nach Oschersleben rede man schon seit über zehn Jahren. Sogar eine Unterschriftensammlung gab es schon. Aber aktuell sei ein Termin mit einem Braunschweiger Büro geplant. Außerdem möchte Norbert Kurzel die Hoffnung nicht aufgeben: „Die Planung für unsere Ortsdurchfahrt war auch schon 20 Jahre alt, als der Bau begann. Wir sind zuversichtlich“, hält er fest.

Ärgerlich sei, dass es in Sachen Hochwasserschutz nicht weiter vorwärts gehe. 1994 habe halb Hordorf unter Wasser gestanden. In der Folge sei einiges passiert. Unter anderem seien die Kanäle so umgebaut worden, dass sie sich in Richtung Bode abschotten lassen. Aber die Deiche müssten laut Norbert Kurzel technisch ertüchtigt und der Norm entsprechend gestaltet werden. Dann würde der Landesbetrieb für Hochwasserschutz Sachsen-Anhalt die Zuständigkeit übernehmen. „Bisher befinden sich die Deiche in kommunaler Verfügung“, so der Ortsbürgermeister.

Über solche Angelegenheiten werde immer gesprochen, wenn es gerade ein Hochwasser gegeben habe. Doch nach einer Weile bleibe außer Acht, dass irgendwann das nächste Hochwasser kommen könnte.

Beim Thema Baugrundstücke sehe es mager aus: „Eine Möglichkeit für junge Leute, Eigenheime zu errichten, gibt es so gut wie gar nicht“, erklärt Norbert Kurzel. Die Stadt verfüge praktisch über keine entsprechenden Flächen mehr. Also sei der Kauf von Baugrund nur in privatem Rahmen möglich. Es habe bereits Pläne gegeben, eine solche Fläche für das Bauen in zweiter Reihe zu nutzen. Aber das sei baurechtlich sehr schwierig und bisher nicht umgesetzt worden.

Der Mangel an kommunalen Grundstücken sei auch bei der Standortsuche für ein neues Feuerwehrgerätehaus zum Problem geworden. „Es sollte auf dem letzten kommunalen Grundstück am Eichplatz entstehen“, so Norbert Kurzel. Doch der Ortsrat und viele Bürger hätten sich dagegen ausgesprochen.

Stattdessen habe man ein altes, verfallenes Gewerbegrundstück an der Kreisstraße favorisiert. „Nach vielen Diskussionen und einer ganzen Reihe von privaten Aktivitäten ist es schließlich doch gelungen, die Stadtverwaltung davon zu überzeugen, das Grundstück vom Land Sachsen-Anhalt zu erwerben“, berichtet Kurzel. Der Entwurf für den Kaufvertrag sei fertig.