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Polnischer Zwangsarbeiter wurde vor 70 Jahren von den Nazis erhängt und zur Schau gestellt Ummendorf gedenkt des Mordes an Josef Smuda

Zum Volkstrauertag morgen werden in den Obere-Aller-Gemeinden wieder
mehrere Gedenkstunden abgehalten. In Ummendorf widmet man den Sonntag in
besonderer Weise der Erinnerung an den polnischen Kriegsgefangenen
Josef Smuda.

Von Ronny Schoof 16.11.2013, 02:07

Ummendorf l Ermordet wegen einer kleinen Menge Milch. Das war das traurige Schicksal des Kriegsgefangenen und Zwangsarbeiters Josef Smuda am 21. Januar 1943. Als Melker war er tätig bei einem Ummendorfer Großbauern, und weil er seiner jungen Tochter ein wenig Milch gab, kam es zum Streit mit der Bauernfamilie. Dieses "Vergehen" führte schließlich dazu, dass Smuda von Gestapo- und SS-Offiziellen aus Magdeburg an einer Pappel am Ummendorfer Thie erhängt wurde. Die Widerwärtigkeit jener Willkür erlangte eine fatale Note auch noch dadurch, dass Hunderte polnische Kriegsgefangene aus Ummendorf und Umgebung gezwungen wurden, an dem hängenden Leichnam vorbeizugehen - zur Abschreckung.

Die Geschehnisse jener Zeit hat die Gemeinde Ummendorf anlässlich des 70. Todestags Smudas in einer 40-seitigen Broschüre aufgearbeitet, die zum Volkstrauertag am morgigen Sonntag herausgegeben wird. "Diese schreckliche Tat damals hat Tausende Polen und Deutsche gleichermaßen erschüttert", sagt Bürgermeister Reinhard Falke, auf dessen Initiative die Erinnerungsschrift nun erstellt wurde. "Der Mord wurde anschließend verschleiert, im Sterberegister wurde Atemlähmung als Todesursache angegeben." Auch mit dieser abstoßenden Verklärung setzt sich die Broschüre auseinander.

Im Dorf, so ist Zeitzeugenberichten zu entnehmen, stieß die Tat auf Entsetzen und Ablehnung. Nach Kriegsende bekam Smuda einen Grabhügel samt Kreuz, und infolge eines Freundschaftsvertrags zwischen der Ummendorfer und einer polnischen Jugendorganisation wurde ihm zu Ehren im Sommer 1976 eine Gedenkstätte errichtet, welche seit Jahrzehnten von der Gemeinde und örtlichen Vereinen gepflegt wird. An dieser Stelle an der Thiemühle findet morgen ab 14 Uhr auch die Trauer- und Erinnerungsfeier der Gemeinde statt. Die Broschüre, an der das Ummendorfer Bürgerforum, Pfarrer Gunther Hirschligau und Ortschronist Reinhard Ahrend mitgewirkt haben, wird dort gegen einen Spendenobolus erhältlich sein, teilte Reinhard Falke mit.