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Umweltpreis Für Fische und Flüsse

Umweltpreis: Seit Jahren engagiert sich Heimo Reilein für die Fischbestände in der Bode - nicht nur rund um Oschersleben.

Von Uta Müller 17.07.2020, 12:12

Oschersleben l An der Bode ist Heimo Reilein zu Hause. Seit vielen Jahren als Gewässerwart für den Naturschutz unterwegs, setzt sich Reilein in seiner Funktion als Vorsitzender der Interessengemeinschaft Bode-Lachs in Oschersleben gezielt für die ökologische Durchgängigkeit, die Wiederherstellung von Fließgewässerlebensräumen und den Fischartenschutz in der Bode und deren Zuflüsse ein. Dafür wurde der Dedelebener jetzt mit einem Umweltpreis ausgezeichnet.

„Wir sind nicht nur Gewässerschutzverein, sondern wir kämpfen auch dafür, dass Wanderfische, wie Lachs, Meerforelle und Stör, in unseren Gewässern wieder heimisch werden, wie sie es früher auch waren“, sagt Heimo Reilein. Wenn Gewässer verschmutzt werden, Flüsse abgeleitet werden, so dass Fische sterben oder beispielsweise neue Wasserkraftanlagen geplant werden, die den Fischen schaden, dann kämpft Reilein dagegen an – ehrenamtlich, wie auch die Mitglieder seiner Interessengemeinschaft. Er freue sich über den Ehrenpreis. „Es ist eine Wertschätzung und eine Bestätigung unserer Arbeit“, sagt Reilein.

Die Wertschätzung ehrenamtlicher Tätigkeiten ist der Stiftung für Umwelt und Natur- und Klimaschutz des Landes Sachsen-Anhalt (kurz SUNK) ein großes Anliegen und wird jährlich mit einem Umweltpreis bedacht. Heimo Reilein wurde für die Auszeichnung vom Wildfisch- und Gewässerschutzverein Wernigerode vorgeschlagen. Durch sein hohes Engagement konnten wichtige Lebensräume in ihrem Bestand gesichert und künftige Vorhaben, wie beispielsweise die Wiederansiedlung des Atlantischen Lachses in Sachsen-Anhalt - eine persönliche Herzensangelegenheit - in Angriff genommen werden, heißt es in der Begründung der Jury.

Auch als die Aale in die Bode eingesetzt werden oder künftige Ingenieurökologen den Fluss bei Oschersleben unter die Lupe genommen haben, ist die Interessengemeinschaft Bode-Lachs (IG) vertreten. Ende Juni wurde sie als Naturschutzvereinigung anerkannt. Das bietet ganz neue Möglichkeiten. „Jahrelang mussten wir ziemlich hilflos mit ansehen, wie sich der Zustand unserer Gewässer trotz gegenteiliger Rechtsvorgaben offensichtlich immer weiter verschlechterte“, sagt Reilein. Niemand schien sich wirklich für Fließgewässerlebensräume zu interessieren oder sie konsequent zu schützen, obwohl sie die höchste Artenvielfalt aller Lebensräume beherbergen und ihnen insgesamt eine herausragende ökologische Bedeutung zukomme. Naturschutz schien allgemein an der Wasseroberfläche zu enden, obwohl gerade darunter das Leben nur so pulsiert, so der Vorsitzende der IG.

„Ich versichere in Richtung Politik und Behörden, dass wir uns auch in Zukunft – auch nach dem Preis – weiterhin für unsere Gewässer einsetzen werden. Und ab sofort sogar mit dem Status einer staatlich anerkannten Naturschutzvereinigung“, sagt der Ehrenpreisträger.

Vor mehr als vier Jahren wurde die Interessengemeinschaft als ehrenamtlich tätige Bürgerinitiative ins Leben gerufen. Zunächst als nicht eingetragener Verein gestartet, erlangte er später sogar die Gemeinnützigkeit. „Jahrelang kämpften wir für unsere Flüsse und stießen dabei immer wieder auf große Hindernisse“, sagt Reilein. Während die IG sich mehrfach nach hohem ehrenamtlichen Rechercheaufwand zu fragwürdigen Maßnahmen in Sachen Wasserrahmen- und FFH-Richtlinie, sowohl an den Umwelt-, als auch den Petitionsausschuss des Landtages gewandt habe, blieb dies jedoch nahezu erfolglos. „Ein trauriger Umstand in Zeiten von Artensterben und anderen Umweltproblemen“, resümiert Reilein. In seiner Funktion als Vorsitzender der IG sowie Mitglied des Angelvereins Oschersleben sei er mit vielen Gewässerschutzvereinen der Umgebung befreundet. Mit den Anglern aus dem Harz wurde die Elritze wieder in der Holtemme angesiedelt.

Um den selbst auferlegten Aufgaben zukünftig Nachdruck verleihen zu können, beantragte die IG die staatliche Anerkennung als Naturschutzvereinigung. Nach Erstellung und Einreichung der umfangreichen Antragsunterlagen und nach Klärung aufgeworfener Rückfragen, wurde mit Bescheid vom 25. Juni vom zuständigen Landesamt für Umweltschutz die Interessengemeinschaft Bode-Lachs als „landesweit tätige Naturschutzvereinigung“ anerkannt. „Dieser Status räumt uns jetzt umfangreiche Beteiligungsrechte in Verwaltungsverfahren zu Vorhaben ein und gibt uns zugleich das Recht , strittige Sachverhalte gerichtlich klären zu lassen“, so der Vorsitzende.

Die Anerkennung der IG als staatlich anerkannte Naturschutzvereinigung freut den Vorsitzenden sehr und sei ein Schritt in die „richtige Richtung“. Nun komme noch der Ehrenpreis der SUNK dazu. „Die Preisverleihung erfolgte dank Corona digital“, sagt Reilein. Per Video wurde den Preisträgern von Umwelt- und Landwirtschaftsministerin Claudia Dalbert (Die Grünen) gratuliert.

Vor allem bei seiner Familie wolle sich Reilein bedanken. „Meine Frau hält mir den Rücken frei, wo sie nur kann“, sagt er. Deshalb wolle er sie vom Preisgeld auch zum Essen ausführen. Den anderen Teil werde er für die IG verwenden. „Da stehen in naher Zukunft Sachen an, wo wir das Geld gut gebrauchen können.“