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Brunnenwasser in der Börde VSR-Gewässerschutz: Brunnen in der Region Oschersleben mit Nitrat belastet

Der VSR-Gewässerschutz hat Mitte April 2024 Brunnenwasserproben aus der Region Oschersleben auf Nitrat untersucht. Jetzt liegen die Ergebnisse vor. Wo wird der Grenzwert überschritten?

22.06.2024, 12:00
Heinz-Theo van Wickeren (mitte) und Harald Gülzow (rechts) nehmen von einen Brunnenbesitzer eine Wasserprobe entgegen.
Heinz-Theo van Wickeren (mitte) und Harald Gülzow (rechts) nehmen von einen Brunnenbesitzer eine Wasserprobe entgegen. Foto: VSR-Gewässerschutz

Oschersleben/Westliche Börde - Ein gelbes Labormobil stand Mitte April 2024 auf dem Marktplatz der Bodestadt. Das Fahrzeug gehört zur gemeinnützige Organisation VSR-Gewässerschutz. Vor Ort hatten Interessierte die Möglichkeit, ihr eigenes Brunnenwasser aus dem Garten untersuchen zu lassen. Die Ergebnisse sind nun veröffentlicht worden.

Demnach sinke die Nitratbelastung im Brunnenwasser trotz vielen Auflagen zur Düngemenge und Düngezeitpunkt nicht so wie gehofft. Das habe der VSR-Gewässerschutz bei der Auswertung der am 22. April in Oschersleben abgegebenen 29 Brunnenwasserproben festgestellt. Die gemeinnützige Organisation fordert noch mehr Unterstützung für das Anlegen von Baumstreifen auf den Feldern. Diese Agroforstsysteme führten nachweislich zu einer erheblichen Senkung der Nitratbelastung, ohne den Ertrag auf dem Acker zu verringern, heißt es in einer Mitteilung der Organisation.

Die Brunnenwasserergebnisse vom diesjährigen Termin in Oschersleben hat der Physiker Harald Gülzow ausgewertet. Nach eigenen Angaben stellte er in jeder zweiten Probe aus den privat genutzten Brunnen eine Überschreitung von 50 Milligramm Nitrat pro Liter fest. Das sei ein Grenzwert, der in der deutschen Grundwasserverordnung verankert wurde. Denn ein zu hoher Nitratgehalt könne laut Umweltbundesamt, besonders für Säuglinge gesundheitsgefährdend sein.

Ergebnisse der Brunnenwasser-Proben im Raum Oschersleben

„Besonders erschreckend“ fand der Gewässerexperte Gülzow die festgestellte Belastung in den Gartenbrunnen in Wefensleben mit 375 Milligramm Nitrat pro Liter (mg/l), in Hamersleben mit 184 mg/l, in Gröningen mit 137 mg/l, in Barneberg mit 123 mg/l, in Klein Oschersleben mit 120 mg/l und in Drackenstedt mit 117 mg/l.

Etwas weniger hoch belastet sei das Wasser demnach in Klein Wanzleben mit 60 mg/l Nitrat und in Ausleben mit 50 mg/l im Grundwasser. Doch auch dort sieht Harald Gülzow noch Handlungsbedarf. Er betont, dass die Nitratrichtlinie dazu verpflichte, eine Überschreitung des Nitratgrenzwertes von 50 Milligramm pro Liter im Grundwasser zu verhindern. „Im letzten Moment konnte gerade noch ein Vertragsverletzungsverfahren mit hohen Strafzahlungen wegen der Nichteinhaltung der Richtlinie letztes Jahr abgewendet werden. Bis zur nächsten Überprüfung muss die Nitratbelastung deutlich sinken“, fordert Harald Gülzow.

Im Kreis Börde bestünden die landwirtschaftlichen Flächen zu 89 Prozent aus Ackerflächen, teilt der VSR-Gewässerschutz mit. Es dominierten demnach Felder ohne Bäume. Das leichtlösliche Nitrat im Dünger werde so durch Regenfälle schnell in tiefere Bodenschichten verlagert. Dort könnten die Feldfrüchte die Nährstoffe nicht mehr zum Wachstum verwenden. Im Gegensatz dazu könnten Bäume mit ihren tiefen Wurzeln das in die Tiefe transportierte Nitrat für sich nutzen. „Bäume auf den Feldern helfen, das Nitrat wieder an die Oberfläche zu befördern und so in der Zukunft die Nitratbelastung im Brunnenwasser zu verringern“, schildert Gülzow.

Landwirte könnten seit Anfang 2023 für Agroforstflächen, die etwa aus Baumstreifen mit schnellwachsenden Bäumen wie Pappeln, Weiden oder Erlen bestehen, Förderungen beantragen. Gülzow habe jedoch festgestellt, dass die Höhe und die Bedingungen zum Erhalt dieser Fördergelder nicht zu einer bedeutenden Zunahme der Agroforstfläche führten. Das liege daran, dass die Neuanlage von Agroforstsystemen sehr teuer sei und erst nach Jahren das Holz verkauft werden könne. „Deshalb erhalten die Landwirte in Bayern und Mecklenburg-Vorpommern für die Neuanlage von Baumstreifen auf den Feldern bereits weitere Unterstützung. Das muss unbedingt auch für die Landwirte in Sachsen-Anhalt erfolgen. Die Landwirte dürfen mit den hohen Investitionskosten nicht allein gelassen werden“, betont Harald Gülzow.