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Naturschutz Wegen Bauarbeiten: Angler holen alle Fische aus dem Mühlgraben in Krottorf

In diesem Jahr beginnen die Hochwasser-Schutzmaßnahmen in Krottorf. Darum haben die örtlichen Angler den Fischbestand aus dem Mühlgraben umgesetzt.

Von Josephine Schlüer Aktualisiert: 16.06.2021, 16:26
Die Angler vom AVO versetzten am Wochenende mehrere tausend Fische vom Mühlgraben in die Bode.
Die Angler vom AVO versetzten am Wochenende mehrere tausend Fische vom Mühlgraben in die Bode. Foto: Josephine Schlüer

Krottorf - Der Mühlgraben in Krottorf wird aktuell für etwa ein Jahr trocken gelegt. Grund hierfür sind die geplanten Baumaßnahmen zum Hochwasserschutz. Der Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft Sachsen-Anhalt (LHW) möchte unter anderem die freien Ufer des Mühlgrabens durch Spundwände befestigen.

Mit der Bergung des Fischbestandes wurde der Anglerverein Oschersleben/Bode und Umgebung (AVO) beauftragt. „Vor einigen Jahren wurde der Mühlgraben schon einmal beräumt, hatte sich danach jedoch  schnell wieder eigenrenaturiert“, weiß Heimo Reilein, der stellvertretende Vorsitzende und Gewässerwart beim AVO. Bemerkenswert sei, dass sich bis heute 22 Arten in dem Gewässer wieder angesiedelt haben.

Davon konnten am Wochenende mehrere tausend Fische geborgen und unverzüglich in die Bode umgesiedelt werden, sagt Reilein. Besonderes Augenmerk habe hierbei den Bachneunaugen gegolten, die neben der Groppe als Erhaltungsziel des Fauna-Flora-Habitat-Gebietes (FFH-Gebiet) „Bode und Selke im Harzvorland“ ausgewiesen wurde und nach Paragraf 44 des Bundesnaturschutzgesetzes samt Lebensraum „besonders geschützt„ wird, so der stellvertretende Vorsitzende des AVO weiter. Die Bergung von Bachneunaugen sei um ein Vielfaches aufwendiger und schwieriger als die Bergung anderer Fische. Nach mehreren Durchgängen, bei denen die Methode der Elektrofischerei angewendet wurde, setzten die Angler des AVO speziell angefertigte Edelstahlsiebe mit einer Maschenweite von einem Millimeter für das Abfischen der Larven der Bachneunaugen ein, „so dass wir erfreulicherweise eine große Zahl unterschiedlicher Jahrgänge von Bachneunaugen bergen konnten“, zeigte sich Heimo Reilein erfreut. Als weitere FFH-Art seien zwei Bitterlinge gefangen und ebenfalls umgesiedelt worden.

Ein Besitzer hat geklagt

Als Folge des Bode-Hochwassers im Jahr 1994, von dem Krottorf besonders stark betroffen war, sollen unter anderem die Ufermauern des Mühlgrabens sowie das Turbinenhaus auf dem Avacon-Gelände erneuert werden, teilte Christoph Ertl, Flussbereichsleiter Halberstadt im LHW, mit. Der Besitzer einer der betroffenen Privatflächen am Mühlgraben habe gegen die Maßnahme geklagt, weshalb sich das Vorhaben verzögerte, so Ertl weiter. Weiter sei laut des Flussbereichsleiters die Sanierung des linksseitigen Deiches am Bodewehr inklusive Fischaufstiegsanlage sowie die Errichtung einer sogenannten Flutberme im weiteren Bodeverlauf unterhalb der Brücke bis spätestens 2025 geplant.

Zur Befestigung der freien Ufer am Mühlgraben sollen Spundwände in den Boden gerammt werden, weiß der Projektverantwortliche beim LHW, Volker Hamann. Darauf werde das Fundament für die Uferwände befestigt. „Als Anglerverein und staatlich anerkannte Naturschutzvereinigung hätten wir uns stattdessen den Einbau von Gabionen gewünscht“, kritisiert Heimo Reilein, der auch der Interessengemeinschaft IG Bode-Lachs vorsitzt. Mit sogenannten Gabionen, mit Steinen gefüllte Drahtgehäuse, würde laut Reilein nicht nur das umliegend bebaute Terrain geschont, das durch den Einbau der Spundwände geschädigt werden könnte. Auch aus ökologischer Sicht seien Gabionen die bessere Variante, da keine Versiegelung der Ufer erfolgen würde und außerdem eine Verbindung zwischen Ufer und Gewässer bestehen bliebe.

Heute stellt das LHW die geplanten Baumaßnahmen der Verbandsgemeinde Westliche Börde in Gröningen vor.