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Weihnachtsoratorium Publikum, Chor und Orchester hingerissen

Die Hötensleber Bartholomäuskirche hat sich in einen ganz besonderen Konzertsaal verwandelt. Bachs Weihnachtsoratorium erklang.

Von Angelika Höde 10.12.2018, 23:01

Hötensleben l Bevor es aber soweit war, hatten die Chorgemeinschaft Hötensleben, die Saxonia Music Company Leipzig mit ihrem Direktor Roland Schätz, Organist Andreas Mücksch und die Solisten Susen Schneider (Sopran), Inga Jäger (Alt), Paul Kaufmann (Tenor) und Michael Pommer (Bass) Gelegenheit, sich im Luthersaal bei Kaffee, selbstgebackenem Kuchen und Schnittchen für den großen Auftritt zu stärken. 20 Minuten vor Konzertbeginn nahmen die Musiker in der Kirche Platz, um ihre Instrumente zu stimmen, und das Gotteshaus füllte sich mit erwartungsvollen Musikliebhabern aus nah und fern.

Im Luthersaal zog Pfarrer Mücksch derweil kurzerhand die Schuhe aus, kletterte auf einen Stuhl und ließ eine Glocke erklingen. Nun forderte er die Sänger auf, herzhaft zu seufzen, brummeln und einzelne Noten zu singen. Ja, auch die Stimme als Instrument der Sänger will auf so einen Auftritt richtig vorbereitet sein. „Sie kennen alle die Noten. Wir haben fleißig geübt. Heute Abend möchte ich, dass Sie für das Publikum singen. Haben Sie Spaß!“, gab Peter Mücksch dem Chor mit auf den Weg.

Im ausverkauften Gotteshaus begrüßte der Hausherr wenig später die Musikfreunde: „Schön, dass Sie da sind!“. Er sei im Vorfeld immer wieder gefragt worden, warum die Preise für die Karten so niedrig sind, sagte Mücksch und legte zur Antwort dar: „Wir machen hier Kirchenmusik – und die soll jeder hören können.“

Sein besonderer Dank galt den „Menschen im Hintergrund“, die nicht auf der Bühne stehen, sondern Kuchen backen, Kartoffelsalat vorbereiten oder das Podest in der Kirche aufbauen. Für die vielen fleißigen Helfer, ohne die eine solche Veranstaltung nicht möglich wäre, gab es den ersten Applaus des Abends.

Dann nahm der Pfarrer seinen Platz als Dirigent ein, und schon bei den ersten Klängen und dem „Jauchzet, frohlocket“ sprang der Funke der Begeisterung auf das Publikum über.

Seit ihrer ersten Aufführung im Jahr 1734 hat die Musik Bachs nichts von ihrer Kraft und Ausstrahlung eingebüßt und schafft es auch heute noch, die Menschen in ihren Bann zu ziehen. Die Freude über die Geburt Christi erfüllte die Sankt-Bartholomäus-Kirche.

Der fortlaufende Bibeltext der Evangelisten Lukas und Matthäus wird beim Oratorium durch freie Dichtungen und Choräle unterbrochen, die das Geschehen dem Zuhörer näherbringen. Die Weihnachtsgeschichte beginnt damit, dass Maria und Joseph durch ein Gebot des Kaiser Augustus gezwungen waren, ihre Heimat Galiläa zu verlassen und sich in Josephs Geburtsort Bethlehem zählen zu lassen. Der zweite Teil handelt von der Nachricht der Geburt Jesu an die Hirten. Der dritte Teil beschließt die eigentliche Geschichte der Weihnachtsnacht mit der Anbetung durch die Hirten im Stall zu Bethlehem.

Die Musiker und Sänger haben es auf hohem künstlerischen Niveau und mit viel Herzblut wieder einmal geschafft, die Besucher musikalisch auf das bevorstehende Weihnachtsfest einzustimmen, und so war es nicht verwunderlich, dass, kaum war der letzte Ton verklungen, tosender Applaus einsetzte und es niemanden mehr auf seinem Sitzplatz hielt. „War das schön, nun kann es Weihnachten werden“, war von den restlos begeisterten Besuchern immer wieder zu hören. Viele nutzten die Gelegenheit, sich bei Pfarrer Mücksch persönlich für dieses Konzerterlebnis zu bedanken.

An den strahlenden Augen der Mitwirkenden war deutlich zu erkennen, dass auch ihnen der Auftritt in Hötensleben wieder viel Freude bereitet hat. „Am 13. April zur Johannes-Passion sehen wir uns wieder“, versprach ein sichtlich bewegter Roland Schätz den Musikfreunden.