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Umwelt- und Naturschutz Wulferstedt: Warum Störche GPS-Sender tragen

Michael Kaatz ist Storchenexperte. Er berichtet in Wulferstedt, welche neuen Erkenntnisse es über Störche gibt und wie moderne Technik hilft.

Von Yvonne Heyer 09.03.2024, 10:00
Der Storchenhof Loburg stattet seit 30 Jahren Störche mit GPS-Sendern aus. Auch in Wulferstedt gibt es zwei Storchennester.
Der Storchenhof Loburg stattet seit 30 Jahren Störche mit GPS-Sendern aus. Auch in Wulferstedt gibt es zwei Storchennester. Symbolfoto: dpa

Wulferstedt - Wenn die Vereinigung für Umwelt- und Naturschutz „Großes Bruch“ mit Sitz in Wulferstedt zur Mitgliederversammlung einlädt, dann dürfen sich Vereinsmitglieder und Gäste auch auf interessante Vorträge freuen.

Nach den Rotmilanen und Fledermäusen drehte sich in diesem Jahr alles um den Weißstorch. Schließlich gibt es in Wulferstedt gleich zwei Storchennester.

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Für den Vortrag hat sich die Vereinigung einen bekannten Experten eingeladen. Vom Storchenhof Loburg ist Michael Kaatz in das Dorf am Großen Bruch gekommen. Der Storchenexperte berichtete vom aktuellen Geschehen auf dem Storchenhof. Auch hier sind die ersten Rückkehrer eingetroffen und damit gab es bereits die ersten Rangeleien um die Nester. Auf dem Storchenhof werden kranke und verletzte Störche sowie Waisenkinder versorgt. Man versuche, die Storchenkinder so gut wie möglich vom Menschen zu entwöhnen.

Aus Erfahrung weiß er: „Wenn fünf Eier ausgebrütet werden, können drei Junge groß werden. Die Storcheneltern müssen beachtliches bei der Aufzucht leisten. Ein ein Kilogramm schweres Storchenkind frisst täglich soviel, wie es wiegt, also ein Kilogramm.“

Im vergangenen Jahr hat der Storchenhof 81 Vögel aufgenommen. In der Regel sind es Weißstörche, im Vorjahr waren gerade zwei Schwarzstörche dabei.

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Michael Kaatz stellte einen Sender der neuen Generation vor. „Ein kurze Antenne, Solar, GPS und sogar eine SIM-Karte sorgen dafür, dass wir viele Informationen über die Störche auf ihrem Weg in das Winterquartier bekommen“, berichtete er. Viele Störche würde heute in Spanien überwintern, auch deshalb sind sie so früh zurück. Seit 30 Jahren werden Störche mit Sendern ausgestattet. Mit der heutigen Technik seien die Informationen natürlich viel exakter. Viele Fragen, beispielsweise, ob ein Jungstorch alleine seinen Weg in das Winterquartier findet, können so beantwortet werden.

Der Bestand der Störche in Deutschland erfährt eine sehr positive Entwicklung, hat sich in den vergangenen 20 Jahren verzehnfacht. Vor allem in den alten Bundesländern sei eine große Zunahme zu verzeichnen.

Viele Storchennester seien heute allerdings auch regelrecht vermüllt. „Wir haben schon Mägen gesehen, die voller Gummiringe waren“, sagt der Storchenexperte nachdenklich.

Nach dem Vortrag von Michael Kaatz zogen die Vereinsmitglieder Bilanz und blickten auf die geplanten Aktionen für dieses Jahr.

Gänseanger soll umgestaltet werden

Im vergangenen Jahr hatte sich die Vereinigung für Umwelt- und Naturschutz „Großes Bruch“ wieder einiges vorgenommen und auch umgesetzt. So wurde gleich zu Beginn des Jahres 2023 eine neue Informationstafel am Schradergraben in Wulferstedt aufgestellt.

Nach dem Abschluss einer Pflegevereinbarung mit der Gemeinde konnte im Januar 2023 ein erster Arbeitseinsatz gemeinsam mit den Jägern am Gänseanger starten. Die Umzäunung des Komposthaufens wurde entfernt mit dem Ziel, diesen zu entfernen. Für eine kostenlose Abfuhr des Komposts sorgte Firma Dippe. Nachdem Ende März die Reste abgefahren wurden, konnte das Areal hergerichtet, die Fläche planiert und Gras angesät werden.

Am Rand des Gänseangers befindet sich ein Teich. Hier wurde durch das Vereinsmitglied Bernd Röder der Weidenwildwuchs entfernt. Ein Ziel der Vereinigung sei es darüber hinaus, den Teich, der komplett trocken gefallen war, zu entschlammen. Aktuell jedoch ist der Teich durch den hohen Grundwasserspiegel und durch das Hochwasser wieder gut gefüllt. „Warten wir es ab, wie sich das entwickelt“, meint Vereinsvorsitzender Harald Schuhfuß.

Steinkäuze züchten

Im März des vergangenen Jahres holte die Vereinigung aus Quedlinburg ein neues Zuchtpaar Steinkäuze. Auch das ist eine Aufgabe, der sich der Naturschutzverein weiter stellen möchte: Die Aufzucht von Steinkäuzen, um die Art zu erhalten. Danach werden sie ausgewildert. „Um die Aufzucht der Steinkäuze noch erweitern zu können, planen wir den Bau einer zweiten Voliere“, berichtet Harald Schuhfuß. Darüber hinaus soll im Park eine weitere Info-Tafel aufgestellt werden.

Der Gänseanger hat in den vergangenen Jahren immer mehr sein Gesicht gewandelt und sich zur Streuobstwiese entwickelt. Weitere zwölf Obstbäume konnten im Vorjahr gemeinsam mit den Jägern gepflanzt werden.

Die Bruchwanderung mit der Vereinigung für Umwelt- und Naturschutz ist alljährlich beliebt und gefragt. Im vergangenen Jahr nahmen insgesamt 51 Personen daran teil. Den Termin für die diesjährige Wanderung dürfen sich Interessierte schon eintragen: Es ist Sonntag, 12. Mai.

Weitere Aktionen im laufenden Jahr

Während im Mai des vergangenen Jahres die erste Grasmahd am Gänseanger erledigt werden musste, gab es Wochen später eine erhebliche Arbeitserleichterung durch Schafe.

Am Schwanebecker Weg konnte Ende Mai 2023 die Informationstafel Nummer 12 in Zusammenarbeit mit der Heimatstube aufgestellt werden.

Nicht erst seit der Mitgliederversammlung vor wenigen Tagen sind die Mitstreiter der Vereinigung für Umwelt und Naturschutz „Großes Bruch“ mit weiteren Aktionen im neuen Jahr angekommen.

Auf der Fläche am Teich auf dem Gänseanger wurden Büsche ausgerodet. Am 16. März findet ein Arbeitseinsatz statt, um die Fläche aufzuräumen. Ziel für 2024 soll es sein, die Streuobstwiese am Gänseanger zu erweitern, Wildwuchs zu entfernen und eine Blumenwiese anzulegen.