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Zeremonie Eilsleber Bärburg enthüllt

Das Ausgrabungsareal "Bärburg" in Eilsleben ist nun offiziell der Öffentlichkeit übergeben worden. Das wurde in einer Zeremonie gefeiert.

Von Ronny Schoof 19.09.2018, 01:01

Eilsleben l Ohne die zeit- und regionalgeschichtlich bedeutende Einordnung wäre es nur ein überraschend kreisförmig angeordneter Steinhaufen. Gut also, dass sich seit seiner Entdeckung vor 51 Jahren Forscher und Wissenschaftler eingehend mit dem über Jahrhunderte verborgenen „Bodenschatz“ befasst haben. Damit die Bärburg nicht erneut in Vergessenheit gerät, hat sich der Eilsleber Heimatverein erfolgreich darum bemüht, das wenige Sichtbare beziehungsweise Erhaltene der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Der mittig gelochte Grauwackenhalbkreis spielt nicht nur in Bezug auf Eilslebens Historie eine (ge)wichtige Rolle. „Wichtig ist, dass Eilsleben die Erkenntnis bestätigt, dass in unserer Landschaft früher befestigte Sitze des niederen Adels weitaus häufiger waren, als das nach heutigen Resten scheint“, erklärte schon Heinz Nowak als Leiter des Kreisheimatmuseums Ummendorf (heute Börde-Museum) 1968 in der Volksstimme, einige Monate nachdem der Eilsleber Günter Wagener „auf ein eindrucksvolles Reststück der alten Burg“ gestoßen war. „Hierin spiegelt sich eine ungleich schnellere Entwicklung des Feudalismus als in den anderen Landschaften Deutschlands wider“, so Nowak damals.

Kollegen der Gegenwart sind derselben Ansicht – und haben den Rätseln um die Bärburg zumindest etwas indizienbasierte Lüftung verschafft. So erklärte Dr. Götz Alper vom Landesamt für Vorgeschichte (Halle) am Sonnabend vor Ort: „Wir haben es hier mit einem durchaus mächtigen Exemplar der auch Motten genannten Turmhügelburgen des 12. bis 14. Jahrhunderts zu tun. Der Gesamtdurchmesser beträgt fast zwölf Meter, die Mauerstärke gut vier Meter, wobei ein Großteil aber sicherlich mit anderen Materialien verfüllt war. Es bleibt letztlich alles Vermutung, doch das Bauwerk dürfte mindestens 35 Meter hoch gewesen sein.“

Bei Vernahme dieser Zahl ging ein bewunderndes Raunen durch die Gästereihen, handelt es sich doch um einen Wert beispielsweise deutlich über gemeiner Dorfkirchenhöhe. Götz Alper hatte noch mehr Hintergründiges parat. So habe sich die Bärburg geografisch gesehen im 12. Jahrhundert – gesichert erwähnt wird sie als „Castrum Eylesleve“ für ihr Zerstörungsjahr 1205/06 – in einem Brennpunkt befunden: „Eine stark umkämpfte Grenzregion“, erklärte Alper, „in der die Interessen des Bistums Halberstadt, des Erzbistums Magdeburg und der Welfen aus dem Westen aufeinanderstießen.“

All dies und einiges mehr ist auch der Infotafel zu entnehmen, die am Sonnabend an der Ausgrabungsstätte feierlich enthüllt wurde. Illustriert ist sie mit einem gezeichneten Rekonstruktionsversuch von Bodo Müller aus Bartensleben. Ein plastisches Modell der Bärburg ist im „Hospital“ an der Eilsleber Lorenzkirche ausgestellt.

Seinen Dank an alle Spender und Helfer, die es ermöglicht haben, die Bärburg freizulegen und zu überdachen, brachte noch einmal Entdecker und Heimatvereinsvorsitzender Günter Wagener zum Ausdruck: „Mein Kindheitstraum ist nun mehr als in Erfüllung gegangen. Ohne die Unterstützung so vieler Menschen würde ich hier heute lediglich in mannshohen Brennesseln stehen.“