Abschied von Calberwisch, aber nicht von der Kulturszene
Calberwisch l Eher privat als öffentlich, aber definitiv zum letzten Mal unter der Regie von Michael Dihlmann wurde am Sonnabend auf Schloss Calberwisch noch einmal richtig gefeiert. Nämlich Abschied.
Abschied vom Schloss. Abschied von vier stürmischen Jahren. Abschied von Weggefährten und Mitarbeitern. Denn der Buscher Biobauer will künftig wieder mehr Landwirt und Familienvater als Gastronom sein. Das Schloss soll seinen Besitzer wechseln.
Wenn das Geschäft im zweiten Anlauf so abläuft, wie es eingefädelt ist, dann ist es mit der Öffentlichkeit in und um die historische Immobilie, die die Berliner Familie Grimm kurz nach der Wende zum Leben erweckt hatte, auf unbestimmt Zeit wieder vorbei.
Weder die Laune Dihlmanns noch die seiner Gäste litt unter dem Trennungsschmerz. Denn in der Zeit "haben wir die Kulturszene aufgemischt", ließ der künftige Ex-Schlossherr schon in seiner Einladung wissen, die er per SMS an Freunde, Mitstreiter und Unterstützer versandt hatte.
Bei seiner Begrüßung bekräftigte er das mit dem Verweis auf vier Schlossmaibowlen, drei Oldtimer-Treffen (inklusive des ersten Grünen Wochenendes), mehr als 150 Hochzeiten und viele andere Veranstaltungen von Himmelfahrt bis zu anspruchsvollen Kulturterminen, bei denen neben dem von Dihlmann ins Leben gerufene Oldtimer-Stammtisch vor allem der Kulturförderverein "Östliche Altmark" mit Pate stand.
Die Liste seiner Unterstützer ist lang und spiegelte sich in der Gästeliste wider. Kommunalpolitiker und Behördenvertreter waren darunter die Ausnahme. Und auch am Sonnabend machte er keinen Hehl aus seinem besonders "innigen" Verhältnis zum Osterburger Ordnungsamt oder zur Stendaler Kreisverwaltung, die Dihlmann nicht nur in Calberwisch mit aus seiner Sicht überzogenen Auflagen und Rechnungen mehr als einmal in Rage gebracht haben. Auf seinem Gutshof in Busch herrscht bekanntlich seit Jahren Hausverbot für unangemeldete Behördenvertreter. Das weithin leuchtende Messingschild ist schon legendär.
Da der 41-jährige Beute-Altmärker, der seine schwäbischen Wurzeln nicht verbergen kann und wohl auch nicht will, das Herz auf der Zunge trägt, erinnerte er an die Landratswahl ineiner Woche. Eine namentliche Empfehlung verkniff er sich, aber wer Veränderungen haben wolle, sollte sich die Alternativen beim Urnengang genau ansehen.
Dass Michael Dihlmann nicht mit allen Verwaltungen auf Kriegsfuß steht, bewies die Anwesenheit des Arneburg-Goldbecker Verbandsgemeindebürgermeisters Eike Trumpf und seines Ordnungsamtleiters Karsten Rottstädt. Allerdings zieht er mit beiden auch im Kulturförderverein "Östliche Altmark" und im neuen Altmärkischen Brauchtum-Verein am selben Ende des Seiles. Und daran, versicherte er, ändere sich auch mit dem Abschied von Calberwisch nichts.
Weil der Schwabe bei seinen Mitstreitern offenbar sehr beliebt ist, bekam er von den ehemaligen Schloss-Mitarbeiterinnen ein paar Erinnerungs-T-Shirts und von seinen Oldtimerfreunden den Auftritt von Uli Kirsch geschenkt, der für die Musik steht, die der Landwirt besonders mag. Wie sehr bewies er, als er am Sonnabend nach seiner Frau Marianne noch viele andere Damen der Gesellschaft aufs Tanzparkett entführte, nachdem er das warme Büfett freigegeben und das Restetrinken an der Schlossbar eröffnet hatte.