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Angler "Eki" geht, die Mission bleibt

Nach 35 Jahren hat Ekhard Pefestorff den Vorsitz über den Anglerverein Osterburg abgegeben. Nun übernimmt Jens Hoffmann.

Von Karina Hoppe 15.12.2019, 23:01

Osterburg l 35 Jahre! Fünfunddreißig! So lange war Ekhard Pefestorff (75) der Vorsitzende des Anglervereins Osterburg, ließ sich vor vier Jahren nochmal gerne in das Amt wählen, bereitete aber dann sukzessive seinen Rückzug vor. In der Auseinandersetzung mit der Ausweisung des EU-weiten Schutzgebiets „Natura 2000“ erkannten „Eki“ und der Anglerfreund „Hoffi“ alias Jens Hoffmann (48) aus Lichterfelde, dass sie miteinander können. „Vor drei Jahren hat er mich gefragt, ob ich mir den Vorsitz nicht schön denken kann“, so Hoffmann. Vor einem Jahr fiel der positive Entschluss. Seit Freitag hält „Hoffi“ den Vorsitz über den knapp 1300 Mitglieder zählenden Verein in seinen Händen und damit über einen der größten Anglervereine Sachsen-Anhalts.

Aber zunächst war es nochmal „Eki“, der durch die Deligiertenversammlung in der Osterburger Gaststätte „Sachsenfalle“ führte und Rückschau auf 2019 hielt. Im Vordergrund habe neben den Problemen mit der Trockenheit – Fischsterben in Beuster, Verlust rund 500 Kilogramm – die Auseinandersetzung mit Natura 2000 und damit der Kampf um die Beibehaltung der Pachtverträge für Gewässer erster und zweiter Ordnung gestanden. In Kürze wird der Landesanglerverband, dessen Vizepräsident Pefestorff noch ist, beim Oberverwaltungsgericht Magdeburg ein so genanntes Normenkontrollverfahren bezüglich des Schutzgebietes einreichen.

Nach Ansicht der Angler verstößt das Gebiet gegen geltendes Recht, wobei auch Hoffmann betont, „dass wir nicht gegen Natura 2000 sind, aber dagegen, dass Angler durch unnütze Regularien verprellt werden“. Oder wie Pefestorff es am Freitag nochmal sagte: „Angler sind Naturschützer, keine Störenfriede. Fischerei und Angelfischerei ist ein uraltes Gemeingut der Menschheit und zugleich kulturelle Tradition.“ Sie sei tief verwurzelt in der Gesellschaft und nicht nur sinnvolle Freizeitbeschäftigung, sondern auch „soziale Kraft, die Wertvolles für Umwelt-, Natur- und Artenschutz leistet“.

Damit das so bleibt, hat der Anglerverein in diesem Jahr das nunmehr neunte Kinder- und Jugendanglercamp in Neukirchen durchgeführt. 51 Teilnehmer zeugen von großem Interesse, externe Prüflinge dazugenommen, tummelten sich am Anglerheim zur Prüfungszeit 59 Kinder und Jugendliche, die neben der Kunde über Fischarten und Angeltechnik aus dem Munde des Gastreferents Dr. Thoralf Schaffer auch noch vom richtigen Umgang mit dem Nahrungsmittel Fisch (Hygiene) erfuhren und alles in allem laut Silvio Kayatz „ein schönes Wochenende mitten in der Natur verlebten“. 17 Betreuer waren dafür eingespannt. Und die rund 2500 Euro, die der Verein sich das Camp jährlich kosten lässt, zahlen sich in der Mitgliedergewinnung aus. Gunnar Bahlke erinnert er sich daran, „dass wir vor zehn Jahren irgendwo bei 100 Jugendlichen lagen“. Aktuell zählt der Verein 171, wurden in 2019 insgesamt 30 Kinder und Jugendliche über den Anglerverein Osterburg ausgebildet.

Mittels Zuwendungen vom Landesverband konnten die Osterburger Angler 8000 Euro für die Betreuung ihrer Gewässer (500 Hektar Pachtfläche) ausgeben. Dazu rund 11.000 Euro für Satzfische plus 3700 Euro für Satzfische aus eigener Kasse. Alles zusammen geht der Verein mit einem guten Plus von rund 20.000 Euro ins Jahr 2019, ist finanziell gut aufgestellt.

Als Ekhard Pefestorff sich im Oktober 1984 dazu überreden ließ, den Vorsitz zu übernehmen, hatte der Verein 3500 Mitglieder. Vieles hat sich seither geändert, vor allem gibt es mehr Gesetze. „Damit das Angeln wieder einfacher wird“, ist nun auch „Hoffi“ angetreten. Das Angeln sei „ein kleinster gemeinsamer Nenner“ abseits von politischen Einstellungen und weitestgehend unabhängig vom eigenen Portemonnaie. Das Angeln verbinde die Menschen mit der Natur.

„Eki“, der am Freitag zu seiner Überraschung zum Ehrenvorsitzenden auf Lebenszeit ernannt wurde, angelt am liebsten auf Aal und Zander an der Elbe. Oder in Norwegen, Dänemark, „gepaart mit etwas Kultur“.