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Kooperation mit Schauspielschule Titanic-Aufführung in Stendal: Berliner Regie-Studenten bringen Filmklassiker auf TdA-Bühne

Nachwuchsregisseure aus Berlin inszenieren im Theater der Altmark in Stendal den weltberühmten Film als Bühnenstück. So deutlich unterscheidet es sich vom Original.

Von Mike Kahnert 02.07.2025, 08:11
Die Schauspieler Siri Wiedenbusch (von rechts) und Paul Worms tauschen sich für eine Szene des Stücks „Titanic“ mit Nachwuchsregisseurin Olga Benkelmann aus.
Die Schauspieler Siri Wiedenbusch (von rechts) und Paul Worms tauschen sich für eine Szene des Stücks „Titanic“ mit Nachwuchsregisseurin Olga Benkelmann aus. Fotos: Mike Kahnert

Stendal - Es ist eines der tragischsten Seeunglücke in der Geschichte der Menschheit: der Untergang der Titanic. Die Geschichte um den britischen Passagierdampfer und die aus dem preisgekrönten Film bekannte Tragödie von Jack und Rose wird in einer einmaligen Fassung in Stendal auf die Theaterbühne gebracht.

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Sechs Studenten der Schauspielregie, fünf Szenen, eine Vision: Das ist das Rezept, mit dem Zuschauer am Donnerstag, 3. Juli, im Großen Haus des Theaters der Altmark (TdA) unterhalten werden sollen. Es handelt sich dabei um eine erstmalige Kooperation zwischen dem TdA und der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch aus Berlin, erklärt Roman Kupisch, Leiter der Dramaturgie. „Die Busch ist eine der renommiertesten Schauspielschulen“, sagt der stellvertretende Intendant. Dass sich die Nachwuchsregisseure in Stendal ausprobieren und lernen dürfen, sei ein Auftakt für weitere Zusammenarbeit.

Natalie Rothenbächer (links) und Alina Baranowski inszenieren mit vier weiteren Studenten der Schauspielregie aus Berlin am Theater in Stendal ein Stück zum Untergang der Titanic.
Natalie Rothenbächer (links) und Alina Baranowski inszenieren mit vier weiteren Studenten der Schauspielregie aus Berlin am Theater in Stendal ein Stück zum Untergang der Titanic.
Foto: Mike Kahnert

Zu den Studenten gehören Natalie Rothenbächer und Alina Baranowski, die der Volksstimme einen Einblick in die Proben gewähren. „Jack wird nicht immer von der gleichen Person gespielt“, sagt Natalie Rothenbächer. Das liegt daran, dass die Hälfte des Ensembles an fast allen Tagen abends für das Stück „Wrack“ nach Arendsee reisen muss.

Einblick in die Proben am Theater der Altmark in Stendal

Die Aufteilung des Ensembles erlaube vormittags bis mittags, dass die Szenen in unterschiedlichen Proberäumen gleichzeitig eingeübt werden können. In einer sitzen Kerstin Slawek, Fynn Zinapold und Matthias Hinz an einem fein gedeckten Tisch. Es ist der Moment, in dem auch im Film zwei Welten aufeinandertreffen.

Der in armen Verhältnissen geborene Jack (Matthias Hinz) muss sich gegenüber der edlen Gesellschaft beweisen, die ihn mehr wie ein Tier im Zoo betrachtet. Eine Anomalie, der die Schönen und Reichen nur selten begegnen. Jack wird wie ein wertvolles Ausstellungsstück behandelt.

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Fans des Films werden die Szene wiedererkennen. Gleichzeitig unterscheidet sie sich deutlich vom Original. „Wir haben darüber gesprochen. Wie guckt man den Film? Was sind Stationen, die den Leuten in Erinnerung bleiben?“, formuliert Alina Baranowski Fragen im Entscheidungsprozess.

Die 10 bis 15 Minuten langen Szenen sollen für sich stehen, alleine funktionieren, irgendwie anders sein und sich wie eine Collage zu einem Gesamtnarrativ zusammenfügen.

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Die Vision der Nachwuchsregisseure ist bei den Proben deutlich zu erkennen. In einer anderen Szene trifft die Titanic auf den Eisberg. Paul Worms, Siri Wiedenbusch und Puppenspielerin Anastasiia Starodubova werden von Olga Benkelmann angeleitet. „Es ist für uns ein Experiment“, sagt Alina Baranowski über die Zusammenarbeit mit einer Puppenspielerin.

Das Experiment scheint zu glücken. Die Interpretation des Zusammenstoßes ist packend. Was mit Dringlichkeit und Chaos der Katastrophe beginnt, geht mit dem Einsetzen von Geigenmusik in die Tragödie über, der viele Menschen zum Opfer fallen.

Nachwuchs-Regisseure und Schauspieler wohnen zusammen

Zu den restlichen Studenten gehören Hans Spieler, Laura Karle und Kajetan Popanda. Fünf von ihnen teilen sich in Stendal eine Wohnung. „Theaterwohnungen sind klein, billig und schlecht möbliert“, sagt Roman Kupisch mit einem Schmunzeln. „Wir sind zu fünft in einer Wohnung, die für viert ist“, fügt Alina Baranowski hinzu und lacht. Das gehöre laut Roman Kupisch zur Realität von Regisseuren. In Deutschland umherreisen und „ein halbes Jahr in schäbigen, kleinen Herbergszimmern übernachten“.

In Stendal erleben die Studenten, was Arbeit an einem Landestheater bedeutet. Von Profis umgeben, lernen sie, was möglich ist und was nicht. Wer sehen möchte, wie die Nachwuchsregisseure die Titanic in Stendal sinken lassen, sollte am 3. Juli im TdA vorbeischauen.