Gedenken Auf jüdischen Spuren: „Seehausen links“ plant Stadtrundgang und lädt zu Fahrt nach Isenschnibbe
Ein Stadtrundgang und eine Gedenkstättenfahrt sollen in Seehausen und darüber hinaus das Gedenken an die Opfer des Nationsozialismus wach halten.

Seehausen - Die Initiative „Seehausen links“ informiert über Veranstaltungen im Sinne einer antifaschistischen Erinnerungskultur:
So wird für Sonntag, 27. März, zu einer Gedenkstättenfahrt in das Dokumentenhaus in der Feldscheune Isenschnibbe ein. „Der Leiter der Gedenkstätte, Herr Froese-Karow, wird uns durch die Ausstellung führen“, teilt Bernd Kloss als Sprecher von „Seehausen links“ mit. Für die Rückfahrt ist ein Zwischenstopp in Bismark am Gedenkstein von Elise und Otto Hampel vorgesehen. Ihr Widerstand gegen das NS-Regime ist Vorlage für den berühmten Roman „Jeder stirbt für sich allein“ von Hans Fallada.
Lichterkette habe etwas bewegt
Das zivilgesellschaftliche Engagement vieler Bürger aus Seehausen habe laut Kloss nicht unwesentlich dazu beigetragen, dass das Dokumentenhaus der Gedenkstätte Isenschnibbe nach langer Vorbereitungszeit endlich eröffnet werden konnte. „Als Ende 2016 bekannt wurde, dass keine Mittel für den Bau im Landeshaushaltsplan 2017/18 bereitgestellt werden sollten, haben über 50 Bürger aus Seehausen mit einer Lichterkette vor Ort dagegen protestiert“, erinnert sich Kloss. Das habe auch in Magdeburg Eindruck gemacht, die Mittel zum Bau wurden bewilligt. „Nach der Coronapause wollen wir nun Gelegenheit bieten, das Dokumentenhaus mit der Ausstellung zu besuchen.“ Treffpunkt für die Fahrt ist um 9 Uhr an der Wischelandhalle. Anmeldungen unter Telefon 039395/91888.
Um 1860 zählt Seehausen 60 Juden
Im Rahmen einer landesweiten Aktionswoche zur jüdischen Geschichte in Sachsen-Anhalt ruft „Seehausen links“ überdies für den 22. Mai zu einem Stadtrundgang „Jüdisches Leben in Seehausen“ auf. Die kleine jüdische Gemeinde von Seehausen gründete sich laut Pressemitteilung im 19. Jahrhundert neu. Um 1860 lebten rund 60 jüdische Seehäuser hier. Erhalten geblieben ist der jüdische Friedhof und die kleine Synagoge in der Tempelstraße. Folgende Stationen sollen Teil des Stadtrundgangs sein: jüdischer Friedhof, Mahnmal für die Opfer des Faschismus im Schillerhain, Klosterschule, ehemalige jüdische Geschäfte, ehemalige Synagoge. Auch am 9. November 2019 fand am Aland ein ähnlicher Stadtrundgang auf den Spüren jüdischen Lebens statt.
Bernd Kloss informiert in diesem Zusammenhang an einen Todesmarsch von KZ-Häftlingen „vor unserer Haustür“. Am 12. April 1945 habe sich ein Zug von mehr als 100 Häftlingen von Arendsee in Richtung Seehausen bewegt. „Dazu wollen wir mit jungen Leuten recherchieren und an das Geschehen erinnern“, sagt Kloss. In welcher Form dies stattfindet, wer dann Veranstalter ist, werde man noch sehen.
Anlässlich des Holocaust-Gedenktages am vergangenen Donnerstag hatten Schüler des Gymnasiums Osterburg gerade eine Video-Collage präsentiert, die sie auf Basis eines Besuchs der Gedenkstätte Isenschnibbe anfertigten.