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Krumker Pferdesportler hoffen auf Entscheidung des Stadtrates, zeigen aber auch Eigeninitiative Brandschutzkonzept: Verein bittet Stadt um Hilfe

Von Ralf Franke 18.04.2013, 03:14

Am 16.Mai tagt der Osterburger Stadtrat im Reitsportzentrum Krumke. Genau genommen muss das Gremium nicht einmal groß um Erlaubnis bitten. Denn zumindest die große Reithalle, die im Oktober 1995 mit den ersten Krumker Pferdetagen eröffnet wurde, gehört der Kommune. Der Reit-, Fahr- und Tourismusverein ist da nur Pächter.

Krumke l Aber wie das auch bei Mietshäusern so ist, manchmal ist es nötig zu investieren. In der Halle müsste wegen des regen Publikumsverkehrs insbesondere bei den Großveranstaltungen dringend ein Brandschutzkonzept umgesetzt werden. Das gilt auch für die Gaststätte, in die dann wieder Leben einziehen könnte. Interessenten mit einem nachhaltigen Konzept gebe es, ließ Vereinsvorsitzender Dr. Frank Klakow auf Nachfrage der Volksstimme wissen.

Wie teuer die Investition in den Brandschutz wird, berechnen gerade die Fachleute. Klakow hofft, dass es bei einem fünfstelligen Betrag bleibt. Die Pferdefreunde des Osterburger Ortsteiles sind dabei, ein Paket zu schnüren, bei dem die Stadt einen Teil tragen soll. Das meiste will der Verein über Förder- und Eigenmittel schultern.

Vorbeugende Sicherheit nicht zum Nulltarif

Obwohl der Vergleich etwas hinkt, kommt das Prozedere Politikern und Verwaltung sicher bekannt vor. Denn auch in Schulen und Kindertagesstätten wollte das Bauordnungsamt nichts mehr von Bestandsschutz wissen und beauflagte die Verantwortlichen im vergangenen Jahr, die Vorgaben des Gesetzgebers endlich zu erfüllen, in Brandschutztüren, feuerhemmende Decken, zweite Fluchtwege, Brandmeldeanlagen und anderes zu investieren, um nicht das Schließen der Einrichtung zu riskieren.

In Zeiten knapper Kassen erwischte es alle betroffenen Kommunen auf dem verkehrten Fuß. Das war in Osterburg, wo die Weichen auf Konsolidierung gestellt sind, kaum anders. Weshalb nicht alle Entscheidungsträger gern etwas von dem knappen Geld, das kaum für die nötigsten Investitionen in der Stadt und den Umlandorten reicht, indirekt als Vereinsförderung ausgeben wollen. Aber auch da hinkt der Vergleich etwas. Denn viele andere Vereine können Hallen und Anlagen gemäß Sportstättengesetz kostenlos nutzen.

Nicht zu vergessen, dass der Reit-, Fahr- und Tourismusverein etwas Besonderes für die Biesestadt ist, quasi ein Alleinstellungsmerkmal, mit dem sich ebenso werben lässt wie mit Hanse- oder Spargelstadt. Und: In Krumke trainieren regelmäßig unter anderem allein rund 150 Kinder sowie Jugendliche aus Osterburg und Umgebung - auch solche, wo sich die Familie kein Pferd leisten kann.

Osterburg auch durch Krumke bekannt

In der repräsentativen Halle gehen zudem regelmäßig sportliche und kulturelle Höhepunkte über die Bühne, die Besuchermassen anziehen. Neben den Pferdetagen etwa internationale Voltigierturniere, deren Organisation sich in Deutschland nur zwei bis drei Gastgeber im Jahr zutrauen. Demnächst findet in Krumke wieder die Sichtung für die Europameisterschaften der Pferdeturner statt. Die Mitteldeutsche Kaltblutkörung, der sich die süddeutschen Zuchtverbände und einige Nordlichter angeschlossen haben, heißt inzwischen Krumker Kaltblutkörung. Die Landgestüte Brandenburg und Sachsen-Anhalt sind Dauergäste in der Altmark Kurz: Krumke ist weit über die Grenzen Sachsen-Anhalts bei Pferdefreunden ein Begriff. Außerdem sorgen Sportler des Vereins dafür, Osterburg in der Welt bekannt zu machen. Die Voltigierer, als Deutsche Vizemeister im Goldenen Buch der Stadt Osterburg verewigt, sind ebenso gefragt wie die Sulkyquadrille, um nur zwei Beispiele zu nennen.

Einheitsgemeindebürgermeister Nico Schulz wird den entsprechenden Beschlussvorschlag in den Stadtrat einbringen. Denn: "Der Verein hat soviel dafür getan, Osterburg bekannt zu machen, da kann sich die Kommune nicht heraushalten". Auch Ortsbürgermeister Klaus-Peter Gose zieht verbal seinen Hut vor den "überdurchschnittlichen Leistungen der 150 Vereinsmitglieder" und erinnert sich gern an Schauveranstaltungen, die nicht nur Pferdekennern vorbehalten sind. Außerdem sieht er die Stadt bei aller Finanznot als Gebäudeeigentümer irgendwie in der Pflicht, obwohl er auch weiß, "dass sich der Kämmerer die Haare raufen wird".

SPD-Fraktionsvorsitzender Thorsten Schulz wollte sich vor der Diskussion im Stadtrat nicht zur Beschlussvorlage äußern, ließ aber durchblicken, dass er die Aktivitäten des Vereins schätzt und dass es irgendwie weitergehen müsse.

Achim Pierau von der Wählergemeinschaft Land sieht die Sache etwas skeptisch und befürchtet, Befindlichkeiten bei anderen Vereinen zu wecken. Gleichwohl "freundet" er sich auch mit dem Gedanken an, vielleicht keine Entscheidungsalternative zu haben.

Reiten gehört zum Tourismuskonzept

Jürgen Emanuel wollte sich eigentlich schon vor der jüngsten Verlängerung des Pachtvertrages einen Eindruck von dem Objekt verschaffen, um zu wissen, was auf die Stadt noch alles zukommt. Die Verlängerung war nötig, damit der Verein Zuschüsse oder einen Kredit beantragen kann. Emanuel würde gern mehr Möglichkeiten ausloten. Auch die Privatisierung der Halle als eine Option wollte er nicht gänzlich ausschließen. Dass es andere Vereine einfacher haben, ihren Sport auszuführen, weiß er. Aber auch die Kegler oder die Tennisspieler sind Mieter bei der Stadt und machen ihre Forderungen auf. Matthias Fritze (FDP) will der Vorlage zustimmen, weil er es bei allen schon genannten Argumenten merkwürdig fände, viel Geld für ein Tourismuskonzept auszugeben und dann Krumke - ein Leuchtturmprojekt - ein Stück sterben zu lassen.