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Bürgermeister-Abwahl Werbens Rat einstimmig gegen Tacke

Der Stadtrat Werben hat sich am Dienstag geschlossen für den Abwahlantrag gegen Bürgermeister Wolfgang Tacke ausgesprochen.

Von Karina Hoppe 27.09.2017, 18:00

Werben l Der Werbener Stadtrat saß vollzählig am Tisch. Zwölf Ratsmitglieder plus Bürgermeister Wolfgang Tacke. Drumherum Bürger, Vertreter der Verwaltung und weitere – die Anspannung war groß. Wie würde sich der Stadtrat positionieren? Immerhin wurden, nachdem er in der vergangenen Ratssitzung einen Antrag auf Abwahl Tackes gestellt hatte, nicht wenige kritische Stimmen laut. Die ehemaligen Bürgermeister Jochen Hufschmidt und Volkmar Haase initiierten gar eine Unterschriftensammlung gegen die Abwahl, 145 Bürger haben unterzeichnet. Man solle vielleicht lieber den Stadtrat austauschen, als den Bürgermeister hieß es zudem in einem in der Volksstimme abgedruckten Leserbrief. So gehe man nicht mit Bürgermeistern um, wenn es auch berechtigte Kritik gebe, war der Tenor.

Der Stadtrat aber scheint sich seiner Einschätzung sicher, trat sehr geschlossen auf. Verteilt auf mehrere Stimmen begründete er noch einmal, warum dieser Bürgermeister untragbar sei. Das Verhältnis zwischen Stadtrat und Tacke sei total zerrüttet, führte etwa Wolfgang Trösken an. Er erlebe Tacke in seinem Amt „uninteressiert und uninformiert“. Bernd Schulze, der Tacke wegen dessen längerer Krankheit gerade nach der Wahl sehr häufig vertrat, sprach unter anderem von im Rathaus offen herumliegenden Schuldnerinformationen und von einem Schlüsselschrank, der für jedermann zugänglich sei, was einfach nicht gehe. Michael Schnelle zeigte sich „massiv enttäuscht“. Er vermisse eine qualifizierte Zusammenarbeit. „Der politische Betrieb ist ja praktisch zum Erliegen gekommen“, äußerte er sich. Michael Nix monierte, dass die Mitarbeiterin des Tourismusbüros Sekretärinnenarbeiten für Tacke machen müsse und dass er einfach zu oft nicht da sei. „Gespräche mit den Bürgern müssen auch unter der Woche stattfinden, nicht nur in der Sprechstunde am Freitag“.

Tacke ließ Dr. Michael Moeskes, seinen Magdeburger Fachanwalt für Verwaltungsrecht und Mediator, für sich sprechen. Trösken bezweifelte, dass dies zulässig sei. Schernikau betonte, dass sich die Verwaltung in dieser Frage mit der Kommunalaufsicht abgestimmt habe. Moeskes stand im Zuschauerbereich auf und führte aus, dass er die Begründung als an den Haaren herbeigezogen erachtet. „Machen Sie sich doch mal Gedanken darüber, warum die Vorgänger von Herrn Tacke gegangen sind“, so Moeskes. „Oder befassen Sie sich mit wichtigen Themen wie dem Abwasser.“ Das Abwahlverfahren führe zu einer Blockade über Monate. Mit Blick gen Trösken, der die Stichwahl gegen Tacke verlor, sagte er, dass es „völlig daneben“ sei, auf diese Weise nachzukarten.

Moeskes sprach nochmal, obwohl er nicht mehr durfte. Die Sitzungsleitung wechselte zwischen Tacke und Schulze hin und her. Die Luft war dick, schließlich fiel die Entscheidung. Bis auf Tacke selbst waren alle für die Abwahl. Wie Moeskes gestern mitteilte, werde Tacke die Amtsgeschäfte weiter wahrnehmen. „Danach soll die Bevölkerung entscheiden. Ich bin guter Dinge, dass sie eine realistischere Sicht auf die Dinge hat.“

So geht's weiter: Wolfgang Tacke könnte binnen einer Woche freiwillig gehen, was er aber nicht möchte. So muss innerhalb der nächsten drei Monate eine öffentliche Wahl stattfinden. Tacke ist abgewählt, wenn sich die Mehrheit gegen ihn ausspricht, wobei diese Mehrheit mindestens 30 Prozent der Wahlberechtigten betragen muss. Der Wahltermin wird in der nächsten Sitzung festgelegt.