Robert Jubert junior (83) bekam 1972 seinen Meisterbrief überreicht Der älteste aktive Elektromeister Deutschlands ist ein Bismarker
Ob der Bismarker Robert Jubert mit seinen 83 Jahren der älteste aktive Elektromeister Deutschlands ist, kann nicht belegt werden. Dennoch ist es nicht ausgeschlossen. "Das ist schon möglich", stellt Ehefrau Marga fest.
Bismark. "Manchmal würde ich morgens auch gern mal eine Stunde länger schlafen", erzählt Robert Jubert. Mit 83 Jahren wäre es dem gebür-tigen Bismarker auch vergönnt. Doch der Elektromeister steht noch jeden Tag seinen Mann, auch wenn er die Arbeiten auf den Baustellen nicht mehr verrichten kann. "Ich bin jeden Morgen der Erste im Betrieb", erzählt Jubert. Und so wird es auch noch eine Weile bleiben. "Er kann nicht loslassen", erklärt Ehefrau Marga, die mit dem Bismarker Handwerksmeister auf eine 47-jährige Selbständigkeit zurückblicken kann.
1943 hat Robert Jubert bei seinem Vater Robert Jubert die Lehre zum Elektriker begonnen. Jubert senior war seit 1936 selbständig. 1946 legte Jubert junior seine Gesellenprüfung ab. 1963 kauften der gebürtige Bismarker und seine Frau Marga, die aus einer Handwerkerfamilie (Schmied) aus Ostpreußen stammt, das Haus in der Breiten Straße, in dem sie heute noch wohnen.
In besagtem Haus eröffneten die Eheleute Jubert 1964 ihr Geschäft. "Das war gar nicht so einfach", erinnert sich Robert Jubert. Der damalige Bürgermeister Horst Balder wollte, dass Jubert junior vor der Selbständigkeit in die Partei (SED) und die Produktionsgenossenschaft des Handwerks (PGH) eintritt. Beidem verweigerte sich Robert Jubert. "Eines Abends klingelte es um 19 Uhr bei uns", erzählt Jubert. "Es war der Bürgermeister. Er brachte mir die Gewerbegenehmigung."
Seinen Meisterbrief hielt Robert Jubert dann im März 1972 in den Händen. "Als Privater war man immer benachteiligt", erinnert sich der 83-Jährige an seine Selbständigkeit in der DDR. Die volkseigenen Betriebe wurden besser mit Material versorgt, die Privaten bekamen es nur auf Zuteilung. Damit die seinerzeit acht bis zehn Angestellten von Elektro-Jubert kontinuierlich arbeiten konnten, wurde bei der Materialbeschaffung auch schon mal der altmärkische Spargel als Tauschobjekt eingesetzt. "Je mehr die Bürokratie gegen uns gearbeitet hat, je größer wurde unser Ehrgeiz", stellt Marga Jubert fest.
"Wir haben die DDR überlebt", blickt Robert Jubert zurück. "Die ersten zehn Jahre nach der Wende waren aber auch sehr schwer." Ehefrau Marga, die im September 80 Jahre alt wird, ergänzt: "Robert hat immer voll mitgearbeitet, hat Lehrlinge und Meister ausgebildet." Heute hat Jubert junior nur noch seinen Altgesellen Erhard Gille (Jubert: "Der kann was") an seiner Seite. Der gehört zur Familie, genau wie die drei Kinder, sieben Enkel und vier Urenkel der Eheleute Jubert.
"Solange wir den Betrieb haben, ist Robert nicht einmal zu spät gekommen", erzählt Marga Jubert. Da ein Nachfolger kurzfristig nicht in Sicht ist, wird Robert Jubert auch mit 84 Jahren morgens der Erste im Betrieb sein und muss auf das etwas längere Schlafen weiterhin verzichten. Und so lange kein älterer aktiver Elektromeister auftaucht, kann sich der Bismarker auch als ältester aktiver Elektromeister Deutschlands fühlen.