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Bald Bergfest bei der ersten Plattdeutsch-Sommerschule in Gladigau "Hochdütsch Geschnobel is uns nicht kumpobel"

Von Ralf Franke 16.07.2011, 06:30

Schüler, aber auch Lehrer in ganz Sachsen-Anhalt haben die Ferien herbeigesehnt. Das heißt, im Hochsommer sollte in den Bildungseinrichtungen bis auf das Geklappere von Handwerkern Ruhe herrschen. Nicht so in Gladigau.

Gladigau. In dem Biesedorf ist die erste plattdeutsche Sommerschule unter dem Dach des Altmärkischen Heimatbundes und unter Regie des örtlichen Dorftheaters auf dem besten Weg, Ende dieses Monats Bergfest zu feiern. Im Oktober geht die erste Auflage, die über das Programm "Stärken vor Ort" gefördert wird und sinniger Weise in der alten Dorfschule (Vereinshaus stattfindet, schon wieder zu Ende. Ein Fortsetzung ist aufgrund der Nachhaltigkeit zumindest nicht ausgeschlossen.

Ein Dutzend Kinder und Jugendliche im Alter zwischen 6 und 14 Jahren erlernen bei Ursula Müller immer freitags über zweimal 45 Minuten quasi die Heimatsprache der Altmark, die eigentlich ein Dialekt ist, auch wenn viele Wörter nicht im Duden zu finden sind. Die Lehrerin auf Zeit hat das altmärkische Platt, das allerdings manchmal schon von Dorf zu Dorf variiert und keine einheitliche Rechtschreibung kennt (auch deshalb nur ein Dialekt), als Kind hautnah miterlebt und sich über die Jahre als Beraterin des Gladigauer Dorftheaters einen Namen gemacht. Zum Beispiel, wenn es darum geht, die Drehbücher der Komödien vom norddeutschen ins altmärkische Platt zu "übersetzen".

Die Frage nach der Motivation für den Platt-Unterricht lässt die Ruheständlerin ein Gedicht beantworten, das in den Altmärkischen Heimatblättern erschienen ist und in dem es unter anderem heißt.

Warüm schnacken wei platt?

Dät ist doch noch wat!

Mokt lustig un warm,

nimmt Menschen in\' Arm,

Da kann\'sick vöstohn

un sicher bei gohn.

Houchdütsch Geschnobel

is uns nicht kumpobel.

Die Zeilen erklären übrigens auch den ungebrochenen Erfolg des Dorftheaters, das im kommenden Jahr seiner zehnten Spielzeit entgegensieht.

Bei der Chefsekretärin im Ruhestand lernen die Schüler unter anderem, dass entzürnt vertörnt heißt oder ganz schnell plattdeusch jangwies gesprochen wird. Platt schreiben üben die kleine und großen Liebhaber der Mundart auch. Selbst die Zahlen müssen die Schüler neu lernen. Nur gut, dass zwei und zwei auch bei den plattdeutschen Arithmetikern vier ergeben. Der Unterricht erfolgt natürlich nicht knochentrocken, sondern mit Hilfe kleiner Lesestücke - auch aus der Feder einheimischer Autoren.

Die Plattdeutsch-Schüler werden zum Ende und als Krönung der Sommerschule ein kleines Programm, unter anderem mit Sketchen, einstudieren, das je einmal beim Heimatbund, für das Dorftheater und als Freilichtvorstellung für die Öffentlichkeit am Mühlenberg aufgeführt werden soll, wusste der Vorsitzende des Heimatbundes, Pfarrer Norbert Lazay,