Gunnar Leue und Achim Mentzel begeistern mit dem Programm "Dann macht es bumm!" Jede Fußballgeschichte ein Volltreffer
In der "Kaiserstube" in der Seehäuser Bahnstraße regierte am Freitagabend König Fußball. Nach dem Motto des Gerd-Müller-Schlagerhits "Dann macht es bumm!" ließen Sänger Achim Mentzel und Autor Gunnar Leue Fußballerherzen höher schlagen.
Seehausen. Punkt 19.30 Uhr war Anpfiff. Und Gunnar Leue ging in die Offensive, indem er Material einspielte, das seinen Show-Kollegen wie folgt ankündigte: "Achim sorgt, falls nötig, für Stimmung. Er hat aber auch ein Gespür für leise Töne." Damit hatte das Duo sein Publikum sofort für sich gewonnen. Ausschlaggebend für das heitere Stelldichein in Seehausen war das von Leue 2010 veröffentlichte Buch "Football‘s coming home - die großen Momente der Fußballpop- geschichte". Mentzel verzichtete für diesen Auftritt in Seehausen auf einen Termin bei einem Fernsehsender in Köln. Er wüsste eben Prioritäten zu setzen, erklärte er schmunzelnd. Und Gunnar Leue wollte nicht zuletzt als gebürtiger Seehäuser seine fußballbegeisterte Heimat mit dem Programm erfreuen.
Fröhliche Gesichter gab es von Anfang bis Ende. Achim Mentzel erzählte Anekdoten, während Gunnar Leue die größten Fußball-Schlager ertönen ließ und dazu via Projektor Bildmaterial beisteuerte. Den Anfang machte Ernst Gröschels "Fußballmarsch" aus dem Jahr 1920. Das Grammophon knatterte hörbar. Besonders lustig fanden die Zuhörer allerdings den Titel "Was macht die Fußballbraut am Sonntagnachmittag?" von Lucy Millowitsch (1942) aus dem Film "Das große Spiel". Theo Lingens Knaller vom "Theodor im Fußballtor" durfte bei dem Rundumschlag natürlich nicht fehlen. Dass der Fußballer Charly Dörfel, der zu Zeiten von Uwe Seeler aktiv war, mit einem Lied Karriere machen wollte, das so gar nichts mit Fußball, sondern eher mit einer Schnulze zu tun hatte, nämlich "Das kann ich dir nicht verzeihn", überraschte das Seehäuser Publikum sichtlich. Ebenso das Fußballtalent von Achim Mentzel.
Tatsächlich hatte es der Berliner bis in Juniorenteams gebracht, sich dann aber klar für die Musik entschieden, Rock‘n‘Roll und Beatles, um genau zu sein. Später stand er mehr auf die Rolling Stones, denn die waren noch verrückter. Mit seiner Band "Diana Schauquartett" ("Diana", weil sie die Göttin der Jagd symbolisiert und die Jungs wild sein wollten) stieß der Musiker der Regierung frühzeitig bitter auf. Da half auch die Interpretation von Walther von der Vogelweides "Es geht eine dunkle Wolk" nichts. Frustriert war Achim Mentzel trotzdem nicht lange. Seinen zwischenzeitlichen "Ausflug" ins Saarland beschrieb der Unterhaltungskünstler humorvoll. Hatten ihm die Behörden dort doch glatt gesagt: "Gaukler und Fallensteller haben wir genug hier." Und schließlich machte er 1985 eine Single für Union Berlin, die noch heute erklingt. Und zwar mit echten Union-Fans, die nachts ins Studio gebeten wurden. In Nina Hagen, die "Eisern Union" aufnahm, fand er eine Verbündete, mit der er manches schrille Duett sang, bis Hagen die damalige DDR verließ.Gunnar Leue indessen brachte in seinem Vortrag natürlich die Briten ein, die bis heute mit "You‘ll never walk alone" (Gerry and the Peacemakers) einen echten Klassiker des Fußballs haben. 1963 veröffentlicht, folgte bald darauf die Legende vom Spiel in Liverpool, bei dem die Musik ausfiel und tausende Fans das Lied einfach weitersangen. Seitdem ist es der Hit überhaupt. Auch der Klassiker unter den Zitaten ist einem englischsprachigen Fußballer zuzuschreiben. George Best aus Nordirland sagte einmal: "Ich habe eine Menge Geld, für Alkohol, Frauen und schnelle Autos ausgegeben. Den Rest habe ich einfach verprasst."
Fußball und Musik, Leue und Mentzel - eine tolle Kombination bis zum Abpfiff.