Achtklässler Tino Müller aus Wahrenberg schrammt dicht am Finale beim Geographie-Leistungsvergleich auf Bundesebene vorbei Kerstin Müller: "Wir brauchen keinen Navi"
Tino Müller ist ein wahres Ass in der Geographie. Im Februar gewann der 14-jährige Wahrenberger die Olympiade an seiner Schule, dem Markgraf-Albrecht-Gymnasium Osterburg. Im März siegte er beim Landesausscheid in Sachsen-Anhalt und am 20. Mai erreichte Tino auf Bundesebene einen hervorragenden 8. Platz.
Wahrenberg. Den internationalen Leistungsvergleich im Fach Geographie veranstaltete die Zeitschrift "National Geographic" bereits zum elften Mal. Bereits 2010 nahm der Wahrenberger Tino Müller daran teil und erreichte an seiner Schule immerhin den zweiten Platz. In diesem Jahr holte sich der Schüler der Klasse 8b (Geographie-Lehrerin: Astrid Schulz) den Sieg und qualifizierte sich damit für den Landesausscheid. Und er konnte sich gegenüber 13790 Schülerinnen und Schülern aus 73 Schulen Sachsen-Anhalts durchsetzen. Auch dieser Wettbewerb fand für die Kinder und Jugendlichen jeweils an ihren Schulen statt.
"Erst die Stichfrage machte mich zum Landesmeister"
"Wie nennt man den nährstoffarmen, gelb bis tiefrot gefärbten Boden, aus dem in Indien Ziegelsteine hergestellt werden?" - "Was ist ein kalbender Gletscher?" Die richtigen Antworten auf solche Fragen, die oft weit über das Schulwissen hinausgehen, führten Tino Müller in die Endrunde des Wettbewerbs auf nationaler Ebene. "Das war ganz schön spannend. Ich hatte gemeinsam mit einem Schüler aus Staßfurt 20 von 25 möglichen Punkten erreicht. Dann entschied die Stichfrage, die ich richtig beantworten konnte, mein ,Konkurrent\' jedoch offenbar nicht", erzählt Tino gegenüber der Volksstimme.
Mit dem Sieg war klar: Der Wahrenberger hatte sich mit 16 weiteren Schülern aus den anderen Bundesländern und von deutschen Schulen im Ausland für den Bundesvergleich qualifiziert. Gemeinsam mit seinem Vater, Remo Müller, ging es am 20. Mai frühmorgens mit dem Zug nach Hamburg ins Verlagsgebäude. Klar, dass die Anspannung dort für die Teilnehmer noch deutlich größer war als beim vorigen Wettstreit.
Und der 14-jährige schlug sich hervorragend. Tino stand zunächst sogar im Finale. Er war unter den besten Vier. "Aber schließlich gab es für mich leider noch Punktabzug, aber nur weil ich Madagaskar mit "c" geschrieben hatte. Das hieß am Ende Platz 8", erinnert sich der Geo-Olympionik noch so genau, als wäre es gestern erst gewesen.
"Wenn dieser Fehler nicht gewesen wäre, hätte Tino sogar die Chance gehabt, noch weiter zu kommen. Aber dass er es überhaupt bis zum Bundesausscheid geschafft hat, ist eigentlich schon unglaublich. Ich war stolz wie Oscar", sagt Remo Müller, der den Hut zieht vor dem Wissen der beteiligten Schüler. "Ich selbst hätte viele der Fragen nicht beantworten können." Als Trost für den Punktabzug hatte der Verlagschef, der bei der Auswertung mit dabei war, Tino 100 Euro überreicht. Das Geld war ursprünglich für die Klassenkasse bestimmt gewesen. Aber die Klasse stimmte ab und entschied, dass Tino das Geld für sich behalten solle. Schließlich habe er alles allein geschafft. "Meine Klasse hat die ganze Zeit voll hinter mir gestanden. Eigentlich wollten sogar alle mit nach Hamburg kommen. Das ging aber aus Platzgründen leider nicht", sagt der Schüler.
"Schon als Kind gern im Atlas geblättert"
Tino Müller hatte schon als kleines Kind offensichtlich eine besondere Ader für die Geographie. "Er hat schon früh sehr oft interessiert statt in Bilderbüchern im Atlas geblättert und sich Karten angeschaut. Auch das Reisen war für Tino immer schon faszinierend. Er war und ist ein Kind, das im Auto oder Zug nie schläft", so Remo Müller über seinen Sohn.
Und Tinos Mutter Kerstin fügt hinzu: "Wir brauchen im Auto keinen Navi. Die Aufgabe übernimmt unser Sohn. Wenn wir irgendwohin fahren, schaut er vorher auf die Karte und dann sagt er uns, wo wir lang fahren müssen - auch in großen Städten." Außerdem habe ihr Kind schon immer viel Interesse an der Natur, an den Bergen oder auch an Natur-Phänomenen gehabt.
Tino selbst glaubt schon jetzt zu wissen, was er später einmal studieren möchte: "Irgendwas mit Geographie."