Jugendlicher lernt in der Straßenmeisterei Führungsaufgaben kennen Kevin tauscht für einen Tag die Schulbank gegen den Chefsessel
Osterburg l "Ich habe hier schon ein Praktikum gemacht und wollte mehr über die Straßenmeisterei erfahren", sagt Kevin Lahmann aus Arendsee. Der 17-Jährige Sekundarschüler nahm am Projekt "Ein Tag Chef" der Wirtschaftsjunioren Altmark teil und begleitete dabei Elke Papendieck, Leiterin der in Osterburg ansässigen Straßenmeisterei des Landes. Von Kaffeekochen oder Bringdiensten gab es keine Spur. Im Gegenteil, Kevin erlebte hautnah, was eine Chefin wie Elke Papendiek an einem normalen Arbeitstag zu tun hat und welche Anforderungen dabei an sie gestellt werden.
Dass der Arbeitstag mit der Zeitungsschau beginnt, verwunderte den Sekundarschüler etwas, doch beim zweiten Blick war ihm klar warum. "Wir müssen wissen, was in unserem Bereich passiert und dann auch schnell darauf reagieren. Das ist unser Tagesgeschäft", sagte Elke Papendieck.
Egal ob ein Schlagloch, Unfälle, umgestürzte Bäume, oder Probleme an Brücken: Die Straßenmeisterei Osterburg muss sich um ihre 286 Straßenkilometer in jeder Hinsicht kümmern und die Funktionsfähigkeit der Straßen gewährleisten. Zudem muss Papendieck auch gegenüber ihren Vorgesetzten informiert sein.
Auch wenn sich täglich die Lage auf den Straßen ändern kann, um die Arbeit der 29 Mitarbeiter, fünf Azubis zu koordinieren, wird ein Jahresplan aufgestellt, bei dem der Einsatz von gut zehn Fahrzeugen geregelt wird. "Der Plan muss bis Mittwoch fertig sein", erklärte Papendieck und Kevin durfte dabei mithelfen. Doch ihre Aufgaben enden nicht am Schreibtisch. Die Straßenmeistereichefin ist auch in der Region unterwegs, um sich vor Ort ein Bild über mögliche Schäden zu machen. Unter anderem ging es nach Krumke, um dort mit Menschen vor Ort über ihre Probleme zu reden. Durch starken Regen standen dort Wege unter Wasser. Viel zu tun gibt es immer für die Chefin der Straßenmeisterei und zeigte dem Teilnehmer einmal mehr, dass Chefs nicht den ganzen Tag die Beine auf den Tisch legen können. Im Gegenteil, meistens müssen sie sogar früh aufstehen. Der Dienst von Elke Papendieck beginnt meistens um 6.30 Uhr und dauert bis mindesten 15.30 Uhr. "Wenn nicht noch was anliegt", fügte sie hinzu. "Das ist kompliziert und anstrengend, man muss schnell umschalten können", beschrieb Kevin Lahmann seine ersten Eindrücke. Doch es hat ihm Spaß gemacht, die Arbeitswelt mal aus einer anderen Perspektive zu betrachten.
Das Projekt "Ein Tag Chef" der Wirtschaftsjunioren läuft bereits zum dritten Mal. Allerdings sei es laut Juniorin Dörthe Bethge-Steffens "ein Kraftakt", die Leute zu mobilisieren. Nach dem Pilotprojekt im Jahr 2010 und immerhin 19 Teilnehmern im vergangenen Jahr, nahmen diesmal nur 12 Schüler an dem Projekt teil. "Es soll kein Massenprojekt sein, aber wir hätten uns noch mehr erhofft", sagte Wirtschaftsjunior Tim Kühne. Dennoch soll es im nächsten Jahr weiter gehen. "Das ist eine exklusive Möglichkeit, um in den Alltag eines Chefs reinzuschnuppern", sagte Bethge-Steffens. Selbst wenn viele junge Erwachsene nach ihrem Abschluss zum Studium gehen, könne es sie bei ihrer Berufsfindung beeinflussen und sie besser auf Führungspositionen vorbereiten.
Kevin Lahmann hat es genutzt und wurde darin bestärkt, sich als Straßenwärter zu bewerben. Er war jedoch der einzige Schüler, der sich bei einem Arbeitgeber im Landkreis Stendal umgeschaut hat.