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Land unter Das Wasser findet einen Weg

Tatsache ist, dass Unwetter vielleicht nicht häufiger als früher, aber dafür heftiger auftreten. Auch in und um Seehausen.

Von Ralf Franke 11.06.2016, 01:01

Seehausen l Bei Starkregen läuten an der Waldemar-Estel-Straße/Ecke Waldesfrieden bei Tino Rubbert inzwischen alle Alarmglocken. Spätestens seit er das Haus vor ein paar Jahren übernommen hat, ist er bei der Stadtfeuerwehr gut bekannt.

Erst vor drei Wochen, als in der Nacht teilweise über 40 Liter Regen pro Quadratmeter vom Himmel fielen, alarmierte er das vorerst letzte Mal die Blauröcke. Dieses Mal ging es glimpflich aus. Im Sommer 2014 stürzte das Wasser von der Straße gleich drei Mal in den Keller, spülte Schlamm ins Haus und zerdrückte eine große Glastür (wir berichteten).

Rubbert wohnt indes auch denkbar ungünstig. Alle Wege an der Kreuzung haben ein Gefälle in seine Richtung. Die unbebaute Straßenseite gegenüber könnte zwar jede Menge Wasser aufnehmen, was derzeit indes das stark anwachsende Höhenprofil verhindert. Nachbarn wie Wolfgang Parkitny sind auch besorgt. Bislang hat das Eckgrundstück von Tino Rubbert aber alle Unbilden „abgefangen“.

Dass solche Mengen nicht alltäglich sind, ist beiden klar, aber sie monieren auch, dass die Gullys an der Straße seit weit über zehn Jahren nicht mehr gespült worden seien. Richtige Abläufe in einen Vorfluter (Graben) gibt es offenbar auch nicht. Die Anlieger meinen sogar, dass das Wasser aus den Straßeneinläufen über Sickergruben auf ihren Grundstücken abfließt. Aber abgesehen davon, dass das Wasser schon in der Leitung vorher staut, wäre das eine sehr ungewöhnliche Praxis. Normalerweise fließt der Niederschlag von bebauten Grundstücken in die Kanalisation, für deren Unterhalt die Kommune Gebühren erhebt.

Die oberidischen Sickerflächen, die die Stadt inzwischen am Brennpunkt Estel-Straße angelegt hat, sind ein Anfang. Bei den beschriebenen Mengen der Vergangenheit ist deren Kapazität aber schnell erreicht.

Außerdem setzt das stauende Wasser der Fahrbahn zu, für deren Erneuerung die Anlieger über die Straßenausbaubeitragssatzung besonders kräftig zur Kasse gebeten würden, weil die Piste überwiegend von den Anliegern genutzt wird.

Neben der Feuerwehr war auch die Verwaltung schon vor Ort. Bislang allerdings ohne nennenswerte Ergebnisse zu präsentieren, kritisiert Parkitny. Bürgermeister Detlef Neumann kennt das Problem auch, kann aber keine schnelle Änderung versprechen.

Das Spülen der Kanäle scheitert demnach am maroden Zustand der Leitungen. Die Verantwortlichen fürchten mehr Schaden als Nutzen anzurichten. Wohin das Wasser aus den Gullys abfließt, daran scheiden sich die Geister scheinbar auch.

Die Grünflächen auf der unbebauten Seite zum Versickern zu nutzen, sei gut denkbar, aber für eine oberirdische Lösung müsste sehr viel Erde bewegt werden. Und: Das betreffende Grundstück gehört nicht der Stadt. Zumindest sichert das Stadtoberhaupt zu, dass Kommune und Bauverwaltung nach einer Lösung suchen.