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Literaturtage Dörfler: Der Rabe mag es eher monogam

Mit dem Vortrag "Liebeslust und Ehefrust der Vögel" unterhielt Ernst Paul Dörfler am Donnerstag seine Zuhörer im Kavaliershaus.

Von Frank Schmarsow 09.10.2015, 15:00

Krumke l Dörflers Bücher beschäftigen sich sowohl mit der Ökologie der Elbe und deren Umgebung als auch der Vogelwelt. Bei letztereer kann er auch in Sachen Partnerverhalten mit umfassenden Kenntnissen aufwarten: So flirten manche Vöge im Morgengrauen, manche erst nach Mitternacht. Manche halten viel von einer dauerhaften Beziehung, auch im Herbst und Winter. Andere stehen mehr auf Verlobung, auf Saison-Ehe oder auf freie Liebe. Wenn die Temperaturen steigen und Licht und Sonne im ausreichenden Maße vorhanden ist, dann setze die Hormonproduktion bei den Vögeln ein und sie fingen zu singen an, erzählte Dörfler. „Die meisten Vögel favorisieren die Zweierbeziehung. Mehr als zwei Vögel in einer Beziehung führen in der Regel zu aggressivem Verhalten; man bekämpft sich bis die Federn fliegen.“

Die Kohlmeise und die Amsel fingen früh an zu flirten. Das seien auch die Vögel, die im Winter hier bleiben. „Die Amsel beginnt mit ihrem Flöten manchmal schon im Dezember, wenn es mild ist. Wichtig ist, dass die Temperaturen stimmen“, so Dörfler. Die Vogelweibchen seien im allgemeinen wählerischer als die Männchen. Sie achten je nach Art auf Aussehen, Körperbau, Stimmgewalt und Wohnumfeld des „Hochzeitskandidaten“. Das Weibchen erwarte Geschenke vom Männchen, dem Bittsteller; es will gefüttert werden. Es brauche für die Nachkommenschaft ein Revier mit guter Futtergrundlage. „Das Nachtigallmännchen investiert bei seinem Werben in die Stimme, den Gesang. Bei den Schwalben soll die Länge der Schwanzfedern auf gute Fittness hindeuten.

Jeder zweite Zaunkönig liebe die Bigamie, erklärte Dörfler, „er baut mehrere Nester und lädt die Weibchen ein. Hühnervögel wie die Fasane bevorzugen die Polygamie. Die Hähne kämpfen um die Weibchen, und die wollen sich nur mit dem Sieger paaren.“ Schwäne würden eine Dauerehe führen. Bemerkenswert bei den Kranichen sei die Gleichberechtigung in der Beziehung; sie seien auch sehr familienorientiert. Typisch für den Kuckuck sei die „Unehe“. Er lasse seine Nachkommen von anderen Singvögeln aufziehen.

Auch bei Vögeln gebe es Partnerschaftsanalysen, sagte der Autor. Das sei bei fast 100 Vogelarten festgestellt worden. „Fremdfliegen“ sei eine Art Versicherung vor Totelausfall des Brutergebnisses. Elstermännchen bewachen ihre Weibchen, bei Greifvögeln werde Vertrauen in die Treue der Weibchen groß geschrieben. Bei Beutelmeisen lässt das Weibchen nach der Eibalage das Männchen darauf sitzen und schwirrt ab. Rabenvögel würden die monogame Dauerehe bevorzugen, nach dem Motto: Wenn das Zusammenleben funktioniert, gibt es keinen Grund, es aufzukündigen. Und so gebe es noch mehr Modelle der Vogelbeziehungen. Und nicht selten fänden sich Parallelen zum menschlichen Leben und Lieben