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Luchstein Zurück aus dem Vergessen

Fast schon zugewachsen, haben Roswitha (67) und Uwe Bach (67) den Osterburger Luchstein aus der Vergessenheit zurückgeholt.

Von Nico Maß 26.04.2019, 01:01

Osterburg l Ein ausgedehnter Morgenspaziergang gehört für Roswitha und Uwe Bach zum Tag dazu. So ungefähr 15 Jahren schon. „Zu Hause auf der Couch bleiben, geht einfach nicht. Wir haben einfach zu viel Spaß daran, uns in der Natur zu bewegen“, erzählt Roswitha Bach über den Rundgang, der sie gewöhnlich vom Neubaugebiet über die Bürgertannen und Stadtrandsiedlung zurück in die heimischen vier Wände führt. Auf der „4,7 Kilometer langen Strecke“, wie Uwe Bach einwirft, passieren die beiden Osterburger auch das Luch. Und machen gern Halt am Luchstein. Den ließ der damals von Bürgermeister August Hilliges geführte Magistrat im Jahr 1894 aufstellen, um der Entwässerung des Luchs ein bleibendes Andenken zu setzen. Das so bezeichnete insgesamt 42 Hektar große Sumpf- und Ödlandgebiet war nach Auftrag aus dem Osterburger Rathaus in Acker- und Weideland verwandelt worden.

In den folgenden Jahrzehnten geriet diese Tat aber immer mehr aus dem Blick. Bis Gerhard Beninde und Friedrich Henning im Jahr 2000 Initiative zeigten, den schon leicht im Erdreich versunkenen Stein renovierten und an seinem heutigen Standort aufstellten. 2005 frischten die beiden Osterburger in Eigenregie noch einmal den Schriftzug auf dem Stein auf.

Zudem erneuerten sie eine dazugehörige Schautafel, die Eckdaten aus dem Leben Hilliges und einen Lageplan des Luchs enthielt. Während diese Tafel schon 2006 spurlos verschwand, ergriff die Natur in den Folgejahren immer mehr Besitz von dem Stein. Er war bereits zugewachsen, als Roswitha und Uwe Bach irgendwann im Jahr 2016 bei einer Rast auf der Bank gegenüber beschlossen, sich um den vergessenen Hingucker zu kümmern. „Die grobe Arbeit haben aber ABM-Beschäftigte erledigt, die gerade in dem Gebiet tätig waren. Sie haben den Stein auf unsere Bitte hin von dem dornigen Heckengestrüpp befreit“, ist Roswitha Bach dankbar. Seitdem pflegen sie den Standort. Ein- oder zweimal die Woche kommt am Ort auch eine Harke zum Einsatz, mit Blumen „hier aus dem Wald“ wurde das Umfeld weiter aufgehübscht. „Aber das ist doch keine große Sache“, wiegeln die Eheleute bescheiden ab. Zumal sie sich ohnehin gern am Luchstein aufhalten. Schließlich taugt das Gelände auch bestens, um Vögel zu beobachten und ihrem Gezwitscher zu lauschen.

Der frühere Bademeister und seine ehemals beim Landkreis beschäftigte Frau sind seit vielen Jahren begeisterte Ornithologen (Vogelkundler), kartieren ehrenamtlich für eine Vogelschutzwarte Brutvögel und erfreuen sich insbesondere auch im Gebiet an der Stadtrandsiedlung an einer sehr vielfältigen Population. Vögel einbezogen, „die nicht jeden Tag hier sind“, haben Roswitha und Uwe Bach dort schon um die 50 verschiedene Arten beobachtet. „Das ist schon eine ziemlich ordentliche Dichte“, schätzt Uwe Bach ein. Angefangen bei Feldlerchen, Ortolanen oder Kranichen seien ihnen auch schon Wiedehopf, Zaunkönig oder Waldlaubsänger vor die Augen und Ohren gekommen, nennt der Vogelkundler spontan Beispiele.

Früher, als das Luch ein Sumpf war, müsse die Vogelwelt noch viel bunter gewesen sein. Schließlich dienen Feuchtgebiete als Rast- und Nahrungsplätze für durchziehende Wasser-, Wat- und Wiesenvögel und bieten vielen weiteren Arten Lebensraum. Mit der Entwässerung des Luchs sei das für ihn aus Sicht eines Ornithologen deshalb „so eine Sache. Da schlagen zwei Herzen in meiner Brust“, gibt Uwe Bach schmunzelnd gemischte Gefühle zur einstigen Initiative der Stadt zu. Das Andenken daran halten die Eheleute aber gern in Schuss. Und sie haben einen Wunsch: „Die Schrift auf dem Luchstein verblasst allmählich. Vielleicht hat ja die Stadt ein bisschen Farbe übrig und kümmert sich darum, den Schriftzug auf dem Stein zu erneuern.“ Roswitha und Uwe Bach würden sich darüber freuen.