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Feldhasen-Population Meister Lampe profitiert von Trockenheit

Von Karina Hoppe 28.03.2021, 14:30
ARCHIV - 03.03.2021, Brandenburg, Sachsendorf: Ein Feldhase (Lepus europaeus) hoppelt in den Morgenstunden über ein Feld im Oderbruch, einer Kulturlandschaft im Osten des Landes Brandenburg. (zu "Wie sich der Feldhasen-Bestand 2020 in Deutschland entwickelte") Foto: Patrick Pleul/dpa-Zentralbild/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
ARCHIV - 03.03.2021, Brandenburg, Sachsendorf: Ein Feldhase (Lepus europaeus) hoppelt in den Morgenstunden über ein Feld im Oderbruch, einer Kulturlandschaft im Osten des Landes Brandenburg. (zu "Wie sich der Feldhasen-Bestand 2020 in Deutschland entwickelte") Foto: Patrick Pleul/dpa-Zentralbild/dpa +++ dpa-Bildfunk +++ ZB

Osterburg/Stendal

Gezählt wurde gerade erst: im Bereich Groß Schwechten, Neuendorf am Speck und Schinne. „Das machen die Stendaler Kollegen“, sagt Lars Falke, Vorsitzender der Jägerschaft Osterburg. Auf einem festgesteckten Quadratkilometer ermittelten sie im Dunkeln mittels Scheinwerfer einmal 17 und zwei Wochen später 19 Feldhasen. Der Durchschnitt wird genommen, also 18. „Damit liegen wir ungefähr im Bereich der Vorjahre“, so Falke. Nachdem der Feldhasenbestand in den 1990er Jahren rapide eingebrochen war, stieg er die letzten Jahre kontinuierlich an. „Ich merke das auch in meinem Jagdrevier in Häsewig/Ziegenhagen. Man sieht wieder mehr Hasen.“

Dabei würde die hiesige Art der Landwirtschaft mit großen Ackerflächen dem Säugetier erstmal nicht zuträglich sein. „Hasen brauchen kleine Felder, Hecken, Büsche“, weiß der Jäger, „aber da möchte ich niemandem die Schuld geben, das mit den großen Feldern ist hier so historisch gewachsen“. Falke sei sehr erfreut darüber, dass viele Landwirte immer mehr Blühstreifen anlegen, Äcker brach liegen lassen, „diese Greening-Streifen sind sehr gut für die Hasen“. Die Landwirte sind dazu verpflichtet, „aber ich weiß auch von einigen, dass sie mehr machen als sie müssten“.

Überdies kümmere sich auch die Jägerschaft selbst immer mehr ums Niederwild, zu dem etwa auch Fasane und Rebhühner gehören. „Wir legen zum Beispiel Wildäcker an“, so Falke. Das wiederum wirke sich positiv auf die Forstwirtschaft aus, denn wenn die Hasen sich auf dem Wildacker satt fressen können, knabbern sie weniger junge Eichen und Buchen an.

Innerhalb der Jägerschaft Osterburg, in der 370 Jäger organisiert sind, werde überdies fast komplett auf die Bejagung von Hasen verzichtet.

Jägerschaft verzichtet fast auf Bejagung

Mit einer Hasen-Strecke von 276 Tieren im Jagdjahr 2019/20 komme nicht mal ein Hase auf einen Jäger, „und die ganzen Unfallhasen sind schon mit eingerechnet“. Den Hasen schonen, heiße die Devise. Der Bestand soll sich weiter stabilisieren, der Feldhase habe abseits der Gefahr durch den Straßenverkehr schon genug sogenannten Prädatorendruck, also natürliche Feinde: Füchse, Wildschweine, Greifvögel, Rabenvögel. „Wenn sich drei Kolkraben einig sind, bleibt nicht viel übrig vom Tier“, so Falke.

In den vergangenen drei Jahren war dem Feldhasen Freud, was den meisten anderen Leid: Er hat von den trockenen und warmen Frühjahren profitiert. „Wenn die Jungen da sind und es ist nass und kalt, überleben das viele nicht“, sagt Falke. Von den milden Frühjahren profitierte der Feldhasen-Bestand deutschlandweit, machte der Deutsche Jagdverband (DJV) gerade öffentlich. „Etwas mehr als 14 Feldhasen pro Quadratkilometer Offenland haben im Frühjahr 2020 durchschnittlich in Deutschland gelebt – zwei mehr als 2019“, heißt es vom Jagdverband, der auch mitteilt, „dass große zusammenhängende Felder negativ sind. Im Innern gibt es keinen Lebensraum für Feldhasen. Zudem fehlen die krautreichen Feldränder, die Nahrung bieten“. Maisfelder meide der Feldhase gänzlich.

Maisfelder meidet Feldhase komplett

Laut DJV sind mehrjährige Brachen mit wertvollen Wildkräutern innerhalb eines Jahrzehnts von fast 9000 Quadratkilometern auf etwa 3000 geschrumpft. Der Verband fordert deshalb, dass Landwirte unbürokratisch entlohnt werden, wenn sie etwa Blühstreifen mit Wildkräutern anlegen. Überdies möchte er, dass Rotfuchs und Marder, also Feinde des Hasen, intensiv bejagt werden. Der DJV fordere „im Sinne des Artenschutzes ein klares politisches Bekenntnis zur Fangjagd“. Also der Jagd mit Fallen.

Bürger können laut Lars Falke auch etwas für den beliebten Feldhasen tun, „die Leinenpflicht für ihre Hunde befolgen. Wir haben gerade Brut- und Setzzeit“. Die Hasen würden einfach in die Landschaft gehören, „sie erfreuen die Menschen“. Nicht nur an Ostern.