1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Osterburg
  6. >
  7. Nicht nur ein Stein kehrt in die alte Heimat zurück

Neue Ausstellung in der Werbener Salzkirche / Plastiken, Bilder und Drucke noch bis zum 9. Juni zu besichtigen Nicht nur ein Stein kehrt in die alte Heimat zurück

Von Ivonne Bolle 27.05.2013, 01:19

Werben. Die Wahl-Werbenerin hatte gemeinsam mit dem Kulturförderverein "Östliche Altmark" Brigitte Dannehl und Margret Sander (beide aus Köln) für einen visuellen Dialog gewinnen können. 13 Bilder liegen derzeit aneinandergereiht am Boden und verbinden zwei Steine miteinander. "Diese Arbeiten wurden extra für Werben angefertigt", informierte Ingrid Bahß bei der Ausstellungseröffnung.

Stein des Anstoßes lag am Elbufer

Margret Sander fand vor 30 Jahren einen Stein am Elbufer während eines Arbeitsaufenthaltes im Schloss Bleckede in Niedersachsen. Ihre Künstlerkollegin Brigitte Dannehl, die dort zur selben Zeit als Stipendiatin tätig war, fand Gefallen an diesem über Jahrhunderte lang fast schon rund geschliffenen Gebilde und formte diesen Stein nach.

Beide Objekte stehen sich nun in der Werbener Kirche gegenüber, verbunden mit den Grafiken der Künstlerinnen, aufgebaut wie ein Zeitstrahl: Sechs Arbeiten stammen aus den Händen von Brigitte Dannehl. Mit braunen warmen Erdtönen und in verschiedenen Techniken wie zum Beispiel mit Feder, Pinsel und Finger stellte sie immer wieder den gleichen Stein dar. Auf der anderen Seite sind sechs verschiedene abstrakte Farbdrucke, Radierungen von Margret Sander zu sehen. In der Mitte liegt ein Tintenstrahldrucker, der eine digitale Verschmelzung von Original und Plastik zeigt.

Musikalisch begleitete Biljana Vitanovic die Ausstellungseröffnung auf ihrem Akkordeon. Die Meisterschülerin von Professor Elsbeth Moser der Musikhochschule Hannover spielte Werke der russischen Komponistin Sofija Gubaidulina und von Johann Sebastian Bach. Zum einen erklang auf ihrem Instrument, der Seemannslaute, Melodien mit einer kraftvollen Schwermütigkeit, zum anderen erinnerten Töne mit ihrer zaghaften Leichtigkeit an das Zirpen von Grillen. "Eine Idylle und Natürlichkeit auf Zeit." So beschrieb Brigitte Dannehl die Landschaft rund um Schloss Bleckede, nahe der Grenze zu Ostdeutschland.

Während ihres Künstleraufenthaltes führte sie Tagebuch. Sie gewährte den Gästen einen Einblick und nahm sie in ihrer Lesung mit in die Zeit, als noch Wachtürme, Flieger und Militär das Bild am damaligen Todesstreifen prägten. Als Kleinkind hatte sie mit ihren Eltern die DDR verlassen. Ihre Familie war wie das Land geteilt. Die Großeltern kannte sie nur von Erzählungen und Fotos. "Es ist Wahnsinn, was in diesen 30 Jahren passierte - was wir damals empfunden haben und was wir heute wissen." Aber sie hatte trotz des Verlustes immer einen Begleiter, den sie stets und ständig antraf, wie sie erzählte.

"Labadorch" kam mit über die Grenze

Der Storch. Er war es den sie in ihrer ersten Heimat, der DDR, liebevoll als "Labadorch" (Klapperstorch) bezeichnete und er kam auch mit über die Grenze. In ihrer neuen Heimat war sie damals ganz aus dem Häuschen, das sie ihn dort wieder sah. "Als wir vor wenigen Tagen hier die Ausstellung aufbauten, begrüßte uns das wundervollen Klappern des Storches. Nur hier in Werben gibt es auf dem Dach eines Ausstellungsortes einen Storch. Danke für diese Einzigartigkeit."

Die Werke sind in der Salzkirche noch bis Sonntag, 9. Juni, täglich in der Zeit von 10 bis 17 Uhr zu sehen.