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Leipziger stößt am Dienstagabend mit seinem Vortrag in der Stadt- und Kreisbibliothek Osterburg auf sehr großes Interesse Robby Clemens erzählt Altmärkern von seinem Lauf um die Welt

09.02.2012, 04:23

Osterburg (ama) l Schlangestehen in der Bibliothek! Leiterin Anette Bütow staunte nicht schlecht, als sie sich am Dienstagabend den zahlreichen Interessenten gegenübersah, die an der Veranstaltung mit Robby Clemens teilnehmen wollten. Denn der Leipziger zog an. Clemens war 2007 um die ganze Welt gelaufen und berichtete am Dienstagabend in der Osterburger Stadt- und Kreisbibliothek von seinen Erfahrungen.

"Wir hatten einfach nur einen Traum", begann der passionierte Läufer, "wir wollten keinen Rekord aufstellen, waren Amateure und bodenständig." Letztlich wurde der Lauf zu einer Begegnung mit Menschen, die ihn bis heute prägt.

Doch fangen wir von vorne an. Robby Clemens machte sich in den 80er-Jahren als Klempnermeister selbstständig und verzockte nach der Wende alles; ohne, dass ihm bewusst war, was er tat. Sogar das Haus seiner Eltern verlor er. Frustessen ließ ihn schließlich 125 Kilogramm auf die Waage bringen. Zigaretten und Alkohol gehörten zum täglichen Luxus, so lange, bis sein Arzt ihm ins Gewissen redete. Eine Woche mit Fitness-Gurus brachte seine persönliche Wende. Er kaufte sich Laufschuhe und rannte los. Zunächst schaffte er nur 400 Meter, später dann 500 Kilometer. Seit seinem ersten Benefiz-Lauf wusste er, was er wollte: Mit dem Laufen Gutes tun.

Das hörten auch andere. So wurde der Leipziger 2003 gebeten, von Basra nach Bagdad zu rennen. Das tat er und überbrachte der Kinderorganisation in Bagdad die unterwegs gesammelten Spenden. Die Resonanz überwältigte ihn. Als in ihm die Idee reifte, die Welt zu Fuß zu umrunden, suchte er Sponsoren. Alles Absagen, dann hatte er Christopher Billington von der Firma Brooks an der Strippe: "Bist du der, der 2003 nach Bagdad gelaufen ist?" Die beiden waren sich im Irak begegnet, als Billington dort britischer Soldat war. Von da an lief\'s: Trainingslager in Oberhof und Warnemünde, Fernsehsendung, Startschuss am 3. Januar 2007 in Leipzig. Mit seinem Sohn Oliver, dem Physiotherapeuten Petr Sinkora, dem Fotografen Marco Mittag und Geldgeber Rolfeckhard Giermann. Die medizinische Betreuung erfolgte durch vier Berliner Ärzte. Gleich im ersten Land Tschechien nach der Übernachtung im Hotel war der Tourenwagen mit dem Material aufgebrochen. "Ich rief Christopher an, und Gott sei Dank kam bald die Nachlieferung", erzählte Clemens. Unterwegs lernte er, im Gehen Nudelsuppe zu essen, um auf die nötigen Kilokalorien zu kommen, und vieles mehr. Ihn eskortierten die Leute gern, ob in der Slowakei oder in Ungarn. In Rumänien angekommen, musste er seine Fußverletzung auskurieren. Nach 14 Tagen Pause reiste das Team über Serbien und Bulgarien in die Türkei. Mit Polizei und Krankenwagen wurden sie dort begleitet, und sogar ein Dolmetscher bot sich an, an Clemens\' Seite zu bleiben. Mit der türkischen Fahne durfte er sogar in Istanbul eine berühmte Brücke zu Fuß überqueren. In Asien wurde das Team von 17 Grad Minus überrascht, "aber jeden Tag passierten Dinge, die uns warm ums Herz werden ließen", blickte Clemens froh zurück: Die neugierigen Kinder in Syrien, die wollten, dass er mit dem Auto fährt; der Besuch der Felsstadt Petra in Jordanien; ein Bad im Toten Meer; die Polizeieskorte in Ägypten und viele andere Erlebnisse mehr.

Kontakt zu seiner Frau Bärbel und der Familie hatte er per Handy und Skype. Über Weltgeschehen informierte er sich bei neun Stunden Laufen täglich vorsichtshalber nicht. Am 9. November 2007 kam er wieder wohlbehalten in Leipzig an.