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Theaterpremiere „Dlei Chinesen mit dem Kontlabass...“

Vorhang auf! hieß es am Sonnabend im Düsedauer Saal für „Das Mühlentheater“. „Im Knast ist (k)ein Zimmer frei“ feierte Premiere.

Von Astrid Mathis 18.10.2016, 01:01

Düsedau l Lampenfieber? Muss sein. Bei Ingo Schulze geht es erst los, wenn der Gong ertönt. So lange liest er hinter der Bühne in Ruhe noch einmal den Text durch. Stellt sich die einzelnen Szenen vor. Uwe Wienroth kitzelt es schon unter den Füßen, so wuselt er herum. Die Frauen um Heike Rix, die diesmal als burschikose Lady die Hosen anhat, ziehen noch einmal den Kajalstift nach. Souffleuse Marion Knappe verschwindet lächelnd hinter ihrem Türchen, während Uwe Karnstedt an der Technik die Regler in Position bringt.

Indessen schenkt Matthias Lenz vom Meseberger Windmühlen- und Heimatverein mit vielen fleißigen Helfern reinen Wein ein. Natürlich von Ute Wienroth, die in Sachen Versorgung die Fäden in der Hand hat. Schmalzstullen und Windbeutel gibt es außerdem. Alle sollen sich wohlfühlen.

Und dann erscheint Torsten Henschel, zum letzten Mal ohne pinkfarbene Perücke an diesem Abend, auf der Bildfläche, um die Gäste zu begrüßen. Acht Vorstellungen sind angesetzt, nach nur einem Tag waren sie ausverkauft.

„Wir bedauern, dass nicht alle Leute Tickets bekommen können und haben deshalb sehr gemischte Gefühle. Aber mehr als 100 passen nicht in den Saal. Und mehr geht einfach nicht“, bemerkt Heike Rix bedauernd. Hilft nur eins: Selber mitmachen! Im Februar haben sie mit der Leseprobe begonnen. In der Garage von Torsten Henschel. Zum ersten Mal war Marion Knappe mit von der Partie. Vor Jahren schon hatte sie gesagt: „Wenn ihr mal jemanden braucht...“ Nun, sie brauchten jemanden, und als echter Mühlentheater-Fan hat sie jetzt regelmäßig Spaß mit dem Ensemble. Nicht nur bei den Auftritten. Zwölf Mitglieder zählt der Verein, und gern können es mehr werden, betont Organisatorin Heike Rix.

Das eingespielte Geld ist gut angelegt: In einem Workshop mit der Theaterpädagogin Johanna Becker vom Theater der Altmark Stendal holten sie sich Anregungen für ihr Spiel. Der Ausflug in den Filmpark Babelsberg in diesem Jahr trug ebenfalls dazu bei. Zu der großen Freude der Mitglieder spendierte das Stendaler Theater zudem Stellwände, die nun die Bühne zieren. Torsten Henschel avancierte mit Thomas Urbscheit zum Bühnenbauer. Längst sind den Gästen die Mikrofone und Scheinwerfer aufgefallen, die einen perfekten Theaterabend bescheren sollen.

In Sachen Requisiten und Kostüme griff der Verein ebenfalls tief in die Tasche. Schicke Dirndlkleider und Sträflingsanzüge, aber auch der bunte Aufzug des Chinesen, machen eben was her. Nach Abschluss der Saison lädt der Verein stets zur Dankeschönveranstaltung ein, und schon ist wieder eine Saison rum. Die dritte für Andrea Lange als Regisseurin.

Einigen Lokalkolorit haben die Theaterleute übrigens dazugedichtet, der die Altmärker besonders freut. Aber zum Lachen haben sie so oder so Grund. Das „Hallöchen“ von der rosaliebenden Petra klingt lange nach, und der Spruch „Am besten geht’s mit Eierlikör“ wird wohl noch öfter die Runde machen. Genauso wie „Dlei Chinesen mit dem Kontlabass“ oder „wenn Mann seien Tlottel, dann tauschen ihn um.“ Die glücklichen Kartenbesitzer können sich wirklich freuen.