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Tiere in Baben Der Hof, wo alles sein darf

Die Babenerin Claudia Kolbe (62) lebt mit Pferd, Katz' und Storch zusammen und möchte Menschen beim Sich-Erden helfen.

Von Karina Hoppe 21.06.2020, 23:01

Baben l Viele Leute kommen und gucken erstmal nur. Sie sehen die schönen polnischen Konik-Pferde, für die jede Frage der Welt beantwortet scheint, sie sehen die Katzen, die vielen Blumentöpfe, die angemalten Hölzer, diese vielen Dinge, die irgendwie aus dem Rahmen fallen. Die es jedenfalls nicht auf jedem Grundstück gibt. Aber der „Hof am Wald“ in Baben ist auch nicht wie jedes Grundstück. Es ist der „ganz andere Ponyhof“, wie Claudia Kolbe sagt. Acht Hektar Sandboden, ganz viele Tiere und eine Frau, die sich an einem Wendepunkt in ihrem Leben sieht.

Der Umzug nach Baben war auch so ein Wendepunkt. 2004 haben Claudia Kolbe und ihr damaliger Mann die altmärkische Scholle erworben. Es war ein Zufall, eine Bekannte züchtete Pferde in der Nähe. Claudia Kolbe besuchte sie „und war sofort hin und weg von dieser Landschaft“. Von der Altmark, in der sie sich gleich zu Hause gefühlt habe. „Eigentlich das erste mal in meinem Leben.“ Claudia Kolbe, die in Jena geboren wurde und zuletzt im Hessischen wohnte, nahm vier Pferde mit in die Altmark. Ein Traum sollte wahr werden! Polnische Koniks hatten es ihr angetan. „Die Stute war schon für den Metzker vorgesehen.“ Claudia Kolbe kaufte sie, und auch die anderen auf teils abenteuerliche Weise. Das Ziel: in Baben eine kleine Erhaltungszucht aufbauen. Denn die polnischen Koniks, eine kleine, widerstandsfähige und sehr umgängliche Pferderasse, drohten perspektivisch auszusterben. Claudia Kolbe fühlte sich berufen, etwas dagegen zu tun. Das lief die erste Zeit gut, bis Polen der EU beitrat und die Koniks dort gefördert wurden. „Da haben sie alle wie wild angefangen zu züchten.“ Aber die nunmehr 18 Tiere abschaffen? Nepal, Nala, Nazim, Nathan und all die anderen? Niemals. „Ich will sie ja auch nicht irgendwo hingeben.“

Längst hatte Claudia Kolbe, die in Frankfurt/Main Völkerkunde studiert hat, nämlich gemerkt, dass die Pferde ihr selbst über alle Maßen gut tun. „Sie haben ein ganz ausgeprägtes Sozialleben, sich hier in festen Gruppen zusammengefunden. Ich lerne sehr viel von ihnen.“ Von ihnen und von dem abgeschiedenen Leben auf dem „Hof am Wald“ überhaupt. Claudia Kolbe hat ihre Sinne für die Natur geschärft, beobachtet Mauerbienen, lernte den Wiedehopf kennen, den Pirol, den Baumfalken und viele, viele andere Tiere. Sie gibt Löwenzahn und Brennnesseln Raum, päppelte eine verletzte Krähe wieder auf und ist eine kleine Auffangstation für verletzte Störche geworden. Diese kommen vorübergehend bei ihr unter – die Tierliebe hat sich herumgesprochen. Der „ganz andere Ponyhof“ ist der Hof, wo alles sein darf. Und wo perspektivisch auch Menschen eingeladen sind, sich aus der Zivilisation herauszunehmen und herunterzufahren. Durch das Beobachten der Tiere, durch Gespräche mit Claudia Kolbe, die eine Ausbildung zur psychologischen Heilpraktikerin aufgenommen hat. „Ich kann natürlich keine psychologische Problembehandlung mit den Leuten machen.“ Aber Claudia Kolbe könne Impulse setzen, Menschen helfen, einen Weg für sich selbst zu finden. „Ich war schon immer die Kummerkastentante, ich kann sehr gut zuhören.“ Mutter Natur hilft dabei, die Energie auf dem „Hof am Wald“. „Die meisten fühlen sich hier sofort wohl.“

Claudia Kolbe macht sich Sorgen um die Welt, beklagt, wie der Mensch mit ihr umgeht, wie er sie in Gutes und Schlechtes unterteilt. „Dabei ist das Leben bunt.“ So wie die kleinen hölzernen Wächter, die Claudia Kolbe aus „Resten“ zusammengefügt und an ihrer Hofeinfahrt aufgereiht hat. Wer die Babenerin besucht, wird von ihnen empfangen, freundlich empfangen.