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Tradition Der Maibaum ist Ehrensache

Das Aufstellen des Maibaums hat in Rochau eine lange Tradition. Auch die Corona-Pandemie hat daran nichts geändert.

Von Ingo Gutsche 04.05.2020, 15:34

Rochau l Einige Einwohner schauten aus den Fenstern ihrer Häuser, als der bereits geschmückte Maibaum auf dem Wagen am Maifeiertag durch das Dorf rollte. Ziel war wie immer am 1. Mai der Platz an der Kreuzung zur Straße des Friedens - mit Unterstützung der Fördervereinsmitglieder unter Einhaltung der aktuellen Vorschriften wurde er aufgestellt.

Die Maibaum-Tradition wollten die Förderer als Organisatoren auch in diesem Jahr pflegen, entschieden sich kurzerhand, mit einigen wenigen Leuten den Baum aus dem Wald zu holen. So wie immer. Traditionell leistete die Säge wieder ganze Arbeit. Bevor sie beladen wurde, schmückte sich die Birke mit bunten Papierblättern. Am Dorfplatz wartete wie immer Martin Riep, der viele Jahre für diese Maifeiertags-Aktion in Rochau verantwortlich zeichnete und sich gern zurückerinnert. Viele Jahre, so seit den 50ern, „grüßte“ der Maibaum die Einwohner und Gäste vor dem Sportplatz. Der Wagen, auf dem die Birke zum Ort des Geschehens befördert wurde, blieb damals an der Sportstätte stehen. „Er diente für die Kundgebung, die immer um 13 Uhr begann“, sagt Martin Riep. Anschließend begann ein kleines Dorffest. Jung und Alt kamen dort zusammen, auch die Kinder aus dem Kindergarten. „Nach der Kundgebung gab es mehrere Angebote, unter anderem Luftgewehrschießen oder Fußballspiele.“

1966 entstand im Ort die Schule, 1975 konnte die Mehrzweckhalle eingeweiht werden. Fortan sollte der Maibaum auch an der Halle aufgestellt werden, entschied der Rat der Gemeinde. Und so erhielt er nur einige Meter vom ersten Standort seinen nächsten. Die Maifeiertage liefen jedoch auch in den Folgejahren, den 70er und 80er, in bewährter Volksfest-Manier ab. Martin Riep, ehemaliger Wehrleiter im Ort, führte für die Abholung und das Aufstellen des Baums weiterhin Regie. „Ich bin zum Rat der Gemeinde. Dort habe ich dann 50 Mark für die Erledigungen erhalten. Das hat natürlich nicht ausgereicht“, erinnert er sich zurück.

Dann kam die Wende. Und mit ihr ein Jahr, an dem der Maifeiertag für viele ob der Neuerungen in den Hintergrund rückte. „Im Jahr 1990 ist nichts passiert“, blickte Martin Riep auf jenes Jahr zurück, an dem die Feierlichkeiten ausfielen, kein Baum aufgestellt wurde. Das war allerdings nur einmal der Fall. Und auch von Corona ließ sich der Förderverein der Feuerwehr, der zusammen mit David Riep, dem Enkel Martin Rieps, die Organisation übernahm, nicht aufhalten. Mittlerweile wurde für den Maibaum auch ein neuer Standort auserkoren. Auf dem jetzigen Areal an der Straße des Friedens, mitten im Ort. „Hier stand einmal ein Konsum, der weggerissen wurde“, sagt Martin Riep. Seit 10, 15 Jahren ist das Ziel der Maibaum-Organisatoren nun dieses Areal. In diesem Jahr half Technik eines in Rochau ansässigen landwirtschaftlichen Betriebes beim Aufrichten des 14 Meter hohen Baumes, da nur wenige Männer ob des Kontaktverbots mitmischten. Und auch die obligatorische Erbsensuppe und Bockwurst als Stärkung für alle Einwohner musste aufgrund der Einschränkungen ausfallen. Aber die Einwohner und Durchfahrenden können sich an der geschmückten Birke erfreuen.