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Mehr Artenvielfalt Versuch mit weiter Reihe: Landwirte aus Orpensdorf bei Osterburg bringen Blühsaat unters Getreide

Einen Versuch ist es Wert, sagt der Landwirtschaftsbetrieb Salomon aus Orpensdorf und nimmt an einer bundesweiten vierjährigen Studie teil. Auf kleinen Flächen lässt er bei Sommergerste und Winterweizen jede zweite Reihe frei und dort Blühsaat gedeihen. Ein Mehr an Insekten bewirkte dies schon mal.

Von Karina Hoppe 25.06.2021, 17:22
Falk Salomon (l.) und Sven Häger gestern in einem ihrer Versuchsfelder bei Orpensdorf. Zwischenzeitlich erblühte es darin richtig.  Wie wohl die Ernte wird?
Falk Salomon (l.) und Sven Häger gestern in einem ihrer Versuchsfelder bei Orpensdorf. Zwischenzeitlich erblühte es darin richtig. Wie wohl die Ernte wird? Foto: Karina Hoppe
Eine Reihe Weizen, eine Reihe blühende Untersaat. Die Weite-Reihe-Versuchsfelder erblühen zwischenzeitlich.
Eine Reihe Weizen, eine Reihe blühende Untersaat. Die Weite-Reihe-Versuchsfelder erblühen zwischenzeitlich.
Foto: Susanne Wangert

Orpensdorf - Es war eine einfach Anzeige in einer Zeitung. Konventionelle Landwirte für Modellvorhaben gesucht. Ziel: mehr Artenvielfalt auf dem Getreideacker, dazu bessere Bodenfruchtbarkeit und immer noch ein Ernteertrag, mit dem es sich leben lässt. Falk Salomon vom gleichnamigen Landwirtschaftsbetrieb in Orpensdorf sprach das an, „Mischkulturen haben mich immer interessiert, auch konventionelle Landwirte brauchen die Insekten und es sind deutlich weniger geworden, das merke ich auch“. Der Betrieb unter Inhaberschaft seines Vaters Hans-Ulrich Salomon wurde vom Institut für Agrarökologie und Biodiversität für die Studie als geeignet befunden und hat auch schon die ersten Erfahrungen gesammelt.

Mit Sommergerste floppt's erstmal

2020 ging’s los: Falk Salomon, in der Praxis vornan sein Schwager Sven Häger, bestellten drei Flächen à 0,25 Hektar: erstens konventionell mit Sommergerste mit Reihenabstand von 15 Zentimetern, zweitens mit Sommergerste in weiter Reihe (30 Zentimeter Abstand) und drittens mit Sommergerste in weiter Reihe plus blühender Untersaat zwischen den Getreidereihe:

Nun, die erste Bilanz war ernüchternd. Die Gerste stand sehr schlecht. „Aber nicht wegen der weiten Reihe, sondern weil bei uns Sommergerste einfach nicht gut wächst“, sagt Salomon. In diesem Jahr das gleiche noch mal, aber auch mit Winterweizen. Während die Sommergerste abermals schlecht aussehe, lässt der Weizen aufhorchen. Sven Häger habe das Gefühl, dass die Ähren im herkömmlichen Vergleichsfeld etwas größer sind, „aber nicht bedeutend“. Ansonsten bestach das Feld mit legominosedominanter Untersaat (viel Klee) zwischenzeitlich mit wunderschöner Blüte, „und wir hatten deutlich mehr Insekten, vor allem besondere Fliegen, aber auch Vögel“, sagt Salomon. Nun sei spannend, wie der Ertrag aussieht, Ende Juli wird geerntet. Die Hälfte an Getreidereihen dürfte auf jeden Fall nicht nur die Hälfte an Ertrag bringen, denn die Landwirte brachten laut Anweisung 70 Prozent der herkömmlichen Saatmenge auf das Feld. „Die Saat liegt also in den Reihen etwas dichter“, so Häger. Da in diesem Jahr nicht so viel Unkraut gewachsen ist wie im vergangenen, erwarte er, dass es mit dem Dreschen leichter wird. Und im Anschluss soll sich die Untersaat nochmals voll entfalten. Sie bekommt dann die ganze Sonne und damit einen zweiten Frühling. 2020 traten nach der Ernte lauter Ringelblumen zum Vorschein. Die Untersaat fungiert als Zwischenfruchtersatz. „dadurch spart man sich einen Arbeitsgang“, sagt Häger.

Methode verbindet Biotope miteinander

Laut Institut für Agrarökologie und Biodiversität, dem Koordinator des Projektes, lockert die Zwischenfrucht den Boden und verhindert Erosion. „Weitläufiges Ziel ist, zu ermitteln, ob sich diese Form der in-crop-Maßnahme als politisches Instrument zur Steigerung und Stärkung der Biodiversität in der Agrarlandschaft eignet“, heißt es in der Projektbeschreibung. In Gegensatz zu bisher geförderten so genannten off-crop-Maßnahmen, „liegt bei diesem Ansatz der große Vorteil darin, dass die Maßnahme auf einer großen Fläche umgesetzt werden kann, was zudem förderlich für die Vernetzung von Biotopen ist“. Der Landwirt habe bei der Anlage des Feldes einen erhöhten Arbeitsaufwand, könne dafür aber im Jahresverlauf einige Arbeitsgänge sparen. Eine genaue Kosten-Nutzen-Analyse soll Aufschluss darüber geben, welche Fördersummen vonnöten wären, um das Projekt attraktiv zu machen.

Der Betrieb Salomon, der 320 Hektar bewirtschaftet und 110 Milchkühe (insgesamt derzeit 320 Rinder) hat, könnte in einem nächsten Schritt eine einstellige Hektarzahl in weiter Getreidereihe und mit blühender Untersaat bestellen. Es soll nämlich auch die Auswirkung auf Vögel und Säugetiere untersucht werden. „Mal sehen, ob wir das machen, erstmal die Ernte abwarten“, sagt Häger.

 Doris Chalwatzis  (IFAB) begutachtete diese Woche Insekten beim Weite-Reihe-Feldtag in Orpensdorf.
Doris Chalwatzis (IFAB) begutachtete diese Woche Insekten beim Weite-Reihe-Feldtag in Orpensdorf.
Foto: Falk Salomon
Zu den Fängen auf dem Weite-Reihe-Feld gehörte diese prächtige mutmaßliche Beerenwanze.
Zu den Fängen auf dem Weite-Reihe-Feld gehörte diese prächtige mutmaßliche Beerenwanze.
Foto: Falk Salomon