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Kleinkunstbühne: Hans-Günther Pölitz und Marion Bach erfreuen in Osterburg "Wo ein Weg ist, fehlt der Wille"

Von Frank Schmarsow 14.10.2013, 01:12

Osterburg l Es hatte sich am Freitagabend wieder einmal bewiesen: Politisches-Satirisches Kabarett gehört zu den vom Publikum der Osterburger Kleinkunstbühne bevorzugten Veranstaltungen. Mit 105 Besuchern waren die Karten ausverkauft, und die Vollblut-Kabarettisten Hans-Günther Pölitz und Marion Bach von der Magdeburger "Zwickmühle" tummelten sich im "Kanzler" auf vielen Wegen - ganz nach dem Motto ihres Programms "Wo ein Weg ist, fehlt der Wille".

Mit geistvollen Spötteleien und zündenden Sarkasmen machte sich das Duo auf den Weg - auf der Suche nach der Macht, die vom Volke ausgeht und deren Weg von Gesetzen geregelt wird, die nicht dem Willen des Volkes entsprechen. Wo ist der Rechtsweg, wohin führt er, keiner weiß es genau, oft endet er als Irrweg in einer Sackgasse, die der Macht den Ausweg für den Rückweg versperrt.

"Wo ein Weg ist, ist ein Wille, wäre als Motto optimistischer gewesen", warf Bach in die Debatte. Pölitz stellte richtig: "Wo ein Weg ist, fehlt der Wille, ist das Programm der Bundesregierung." Und: "Ein Pessimist ist ein Optimist mit Erfahrung." Wortspiele wechselten sich mit zeitkritischen Songs ab, wie dem von der Bedeutung des Kopfes in der Politik, die oft schwer oder gar nicht zu finden sei - Musik Arthur Seymour Sullivan, Text Hans-Günther Pölitz. Der wehrte ab: "Aber nein, aber nein, den Text schrieb das Leben!" Die Wege mangelnden Willens würden nahezu alle Bereiche des Lebens berühren, beispielsweise den Nachrichtensektor mit der Spitzelaffäre der NSA, die sich sogar mit winzigen Akkus in ausgeschaltete deutsche Handys einniste und das Internet nach Daten durchforste, die sie als Amerikaner gar nichts angingen.

Umwandlung von Linsensuppe in Gas als Energieträger

Nach Merkels Aussage "Das Internet ist für uns alle Neuland" müsste gerade das Grammophon erfunden worden sein. Und bei dem Gedanken an frühere Zeiten, so Pölitz: "Wenn früher jemand einen Koffer stehen ließ, also sich unanständig benahm - ihr wisst schon - war er ein Ferkel, heute ist er ein Terrorist." Pölitz und Bach begaben sich satirisch auf den Bildungsweg in Sachsen-Anhalt und trafen dort auch auf Finanzminister Jens Bullerjahn, der einen deutlichen Abbau von Lehrerstellen fordert, um Kosten zu sparen. Beide entwickelten Vorschläge, wie man nach Schließung von Grundschulen, wenn die Wege für die Schüler länger würden, die Zeit im Sinne Bullerjahns nutzen könne. Der Busfahrer könne unterwegs den Kindern die Heimat erklären und den Fachlehrer ersetzen. Beim Tanken könne er anhand der wechselnden Spritpreise auch Mathematikunterricht erteilen.

Bei einem Sketch mit dem 2020 von einem Pflegeheim gesponserten zahnlosen und einer Gehhilfe bedürfenden Lehrer Willi Hempel (Pölitz) bogen sich die Zuschauer vor Vergnügen. Als Pflegegeldempfänger kehrt er in das ehrenamtliche Berufsleben zurück. Geräuschvoll demonstriert er dabei unter anderem am eigenen Leibe die Arbeitsweise einer Biogasanlage - Umwandlung von Linsensuppe in Gas als Energieträger. Und so ging das kabarettistische Wortscharmützel munter weiter auf den Wegen, die im wahren Leben in unserer Gesellschaft ein deutliches Defizit aufweisen: den Willen, mit Hilfe der Politik das Beste für die gesamte Bevölkerung zu wollen und durchzusetzen.