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28. Landeserntedankfest Rosenburger Damen binden Krone für 28. Landeserntedankfest

Sachsen-Anhalt feiert sein 28. Landeserntedankfest im Elbauenpark Magdeburg. Darunter sind auch die Rosenburger Kreativ-Damen mit ihrer hinreißenden Erntekrone.

Von Thomas Linßner 08.09.2023, 16:36
Die „Rosenburger Knüpper-Damen“ haben sich einheitliche cognacfarbene Kleidung angeschafft. Hier mit ihren männlichen Unterstützern bei einem „Knüpperabend“ vor  Margit Meyers Scheune.
Die „Rosenburger Knüpper-Damen“ haben sich einheitliche cognacfarbene Kleidung angeschafft. Hier mit ihren männlichen Unterstützern bei einem „Knüpperabend“ vor Margit Meyers Scheune. Fotos: Thomas Linßner

Groß Rosenburg - Haben Sie, liebe Leser, schon mal was vom Emmer gehört?

Täte man das Wort aussprechen, statt in der Zeitung zu lesen, würden die Mundartigen den Finger heben und sagen: „Kloar, kenne ich’n Emmer!“ Das sei doch jener Behälter mit dem Henkel, mit dem man alles Mögliche forttragen kann. „Im Jarten, zum Beispiel.“

Doch in Groß Rosenburg ist von keinem Henkelgefäß die Rede. Hier geht es um das Triticum dicoccum, den Emmer, die Pflanzenart aus der Weizen-Gattung.

Die neue Erntekrone aus Groß Rosenburg. Dem Volksstimme-Fotografen war nur ein Detailbild erlaubt, da das Kunstwerk erstens noch nicht ganz fertig war und zweitens eine Überraschung sein soll.
Die neue Erntekrone aus Groß Rosenburg. Dem Volksstimme-Fotografen war nur ein Detailbild erlaubt, da das Kunstwerk erstens noch nicht ganz fertig war und zweitens eine Überraschung sein soll.
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Dessen Blattöhrchen sind groß und bewimpert, Blatthäutchen mittelgroß und stumpfgezahnt. Konkret geht es um den Schwarzen Emmer, der ein Vorfahre des bekannten Hartweizens ist und sich zur Herstellung von Nudeln gut eignet.

Sahnehäubchen auf der Krone

Nun geht es den Rosenburger Knüpper-Damen nicht um Mineralstoffe mit einem hohen Eiweißgehalt. Der Emmer soll quasi das Sahnehäubchen auf der neuen Erntekrone sein.

„Unsere Landwirte Helmut Wieneke und Christian Oßwald haben extra ein paar Quadratmeter Emmer für die Krone angebaut“, sagt Diana Miczka. Denn dieses Urgetreide habe nicht jeder und es sehe sehr dekorativ aus.

Diana zählt zum Trupp der „Rosenburger Knüpper-Damen“, die in wochenlanger Arbeit die Erntekrone ’23 kreierten. Darin sind sieben Getreidearten verflochten. Neben Gerste, Hafer, Roggen und Co. greifen die Rosenburgerinnen nicht bloß beim Emmer tief in die Volksernährungskiste unserer Vorfahren. Auch Durumweizen ist Bestandteil der Krone, die in einer Woche beim Landeserntedankfest in Magdeburg um ein Plätzchen auf dem Podest ringt. Hier gibt es Wettbewerbe um die schönste Erntekrone und den schönsten Erntekranz. Wobei die Erfolgslatte dann hoch liegt.

Im vergangenen Jahr kam die Rosenburger Erntekrone auf Anhieb auf den zweiten Platz und hängt heute im Rathaus Köthen.

Die Rückseite der neuen „Uniform“ weist sie sprachpolitisch korrekter als „Rosenburger Kreativ-Frauen“ aus.
Die Rückseite der neuen „Uniform“ weist sie sprachpolitisch korrekter als „Rosenburger Kreativ-Frauen“ aus.
tli

„Am 13. Juni haben wir mit unserer aktuellen Krone angefangen“, erzählt Diana Miczka. Dann sei von Montag bis Freitag „geknüppert“ worden.

Uniform für den Auftritt

Die Damen haben sich für den Auftritt in Magdeburg extra cognacfarbene „Uniformjacken“ machen lassen. Man wolle ja schick aussehen, wenn Landesvater Reiner Haseloff die Kronenreihe abschreitet, wie Kaiser Wilhelm weiland die Ehrenformation der Husaren. Wobei man sich in Sachen Beschriftung nach zäher Debatte zu einem Kompromiss hinreißen ließ: Derweil auf der Front „Rosenburger Knüpper-Damen“ zu lesen steht, ist auf der Rückseite von „Rosenburger Kreativ-Frauen“ die Rede. Die frühere Bezeichnung „Knüpperweiber“, wie man auf der Straße zwischen Schäferdamm und Georgsplatz salopp sagt, ist damit vom Tisch. Und zwar endgültig!

Die neue Krone ist wieder von solcher Dimension, dass es nicht einfach sein wird, sie in das Transportmobil zu bugsieren. Die Rosenburgerinnen sind zum zweiten Mal in Magdeburg von der Partie. „Wir wären im vergangenen Jahr gar nicht auf die Idee gekommen, dort teilzunehmen“, verrät Margit Meyer, in deren Hof sich das fidele Damenvölkchen trifft. Aber „Nutha“ habe die Idee gehabt. Die Landfrauengruppe Nutha ist quasi Vorreiter beim kollektiven Brauch des Erntekronenbindens und hat schon einige Erfahrung.

Die Krone wird bis zum Erntedankfest optisch unter Verschluss gehalten. Erst dann wird die Katze aus dem Sack, oder besser der Emmer, in die Welt entlassen.