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Sanierung Rosenburger Kirche erstrahlt durch neue Fenster

In der Groß Rosenburger Kirche wurden die östlichen Altarfenster ausgetauscht, deren gelbes Glas vermutlich nur eine Notlösung war. Wie wirkt das Glas auf den Raum?

Von Thomas Linßner 16.08.2023, 19:29
Bleiglasfenstereinbau an der Ostseite der Rosenburger Kirche. Die Ost- und Nordfassade soll in den nächsten Jahren angeputzt werden.
Bleiglasfenstereinbau an der Ostseite der Rosenburger Kirche. Die Ost- und Nordfassade soll in den nächsten Jahren angeputzt werden. Rödiger Ulf

Groß Rosenburg - Im Kirchspiel Rosenburg geht es unorthodox-zeitgemäß zu. Da trifft man einen Pfarrer in kurzen Hosen an seinem Arbeitsplatz (er hat Urlaub, draußen sind schwülwarme 30 Grad), der zwei Piccoloflaschen Sekt auf die Sitzbank stellt und einen Überweisungsträger der Kreissparkasse auf die Abdeckung des alten Taufsteins legt. Neben ihm steht Regina Schöne, die Vorsitzende des Kirchbauvereins ist. Die schwippe Senioren lächelt milde, als ihr Pfarrer Ulf Rödiger den Kugelschreiber in die Hand drückt: „Unterschreib mal bitte hier.“

All das lässt Wohlbehagen an einem Ort vermuten, an dem normalerweise Gottes Wort verkündet, an dem Trauer und Freude dicht beieinander liegen. Normalerweise. Doch jetzt wird der hölzerne Taufsteindeckel zur Schreibtischunterlage.

Wie die Jungen Pioniere

Um auf den Punkt zu kommen: Der 27-köpfige Kirchbauverein Rosenburg beteiligt sich an der Altarfenstersanierung mit stolzen 3000 Euro. Jüngstes Projekt sind die beiden Altar-Ostfenster, deren Neuaufbau rund 187.00 Euro kostet. Die Finanzierung gliedert sich wie so oft scheibchenweise auf: Kirchenkreis, Lotto, Gemeinde, Spenden und eben Kirchbauverein. „Wir bringen das Geld durch Mitgliedsbeiträge und andere Dinge auf“, sagt Regina Schöne. So organisierte der Verein bereits vor gut 20 Jahren Schrottsammelaktionen im Dorf. Sieben Herren im Rentenalter zogen mit dem Handwagen los, und trugen, wie weiland die Jungen Pioniere, Altmetall zusammen. Dafür wurde der Trupp mit dem Ehrenamts-Preis der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland „Goldener Kirchturm“ geehrt. Der Verein beteiligte sich in den vergangenen Jahren eher still an verschiedenen Sanierungen: Türen, Fenster, Fassade, Orgel ...

Die Glasermeister Anja und Werner Gottschalk aus Aken fertigten die neuen Fenster. Hier mit Lutherrose.
Die Glasermeister Anja und Werner Gottschalk aus Aken fertigten die neuen Fenster. Hier mit Lutherrose.
Fotos: Ulf Rödiger

Dann erkläre ich immer wieder, dass es nicht um den Glauben geht. Ein Kirchbauverein ist kein ’Kirchenverein’, sondern kümmert sich um den Erhalt des ältesten Gebäudes in Rosenburg.

Laut Regina Schöne sei das alles gut und schön, aber ein bisschen sei ihr um die Zukunft bang. Denn der Kirchbauverein überaltert immer mehr. Wenn sie Leute auf eine Mitgliedschaft anspricht, hört sie oft das Argument: Ich bin Atheist, ich habe nichts mit der Kirche am Hut. „Dann erkläre ich immer wieder, dass es nicht um den Glauben geht. Unser Kirchbauverein ist kein ’Kirchenverein’, sondern kümmert sich um den Erhalt des ältesten Gebäudes in Rosenburg.“

Pfarrer Ulf Rödiger und Kirchbauvereinsvorsitzende Regina Schöne füllen den Überweisungsträger für die 3000-Euro-Spende auf der Abdeckung des Taufsteins aus.
Pfarrer Ulf Rödiger und Kirchbauvereinsvorsitzende Regina Schöne füllen den Überweisungsträger für die 3000-Euro-Spende auf der Abdeckung des Taufsteins aus.
Foto: Thomas Linßner

Und das mit Erfolg. Bestes Beispiel ist die jüngste Aktion um die Kirchenfenster des Altarraumes. Nachdem die Nordfenster fertig sind, kamen jetzt die beiden Ostfenster hinter dem Altar an die Reihe.

Altarraum lichtdurchflutet

Nach Absprache mit der Denkmalspflege wurden die gelben Bleiglasscheiben durch transparentes „Antikglas“ ersetzt. Dessen Oberfläche ist nicht glatt, sondern erinnert durch Unebenheiten an altes Flachglas. Die neuen Bleiglasfenster werden von Stahlrahmen getragen, die im Schadensfall ausgebaut werden können. In der alten Form waren sie fest in der Wand eingeputzt.

Warum gelbes Glas? Ulff Rödiger fand dazu einen Eintrag von Pfarrer Wilhelm Richter. Das gelbe Glas stammt von 1950. Vermutlich hatte man kein anderes. Es sorgte um den Altar herum immer ein bisschen für Muschebubu-Stimmung.

Jetzt – und das ist keine Floskel – ist der Altarraum lichtdurchflutet. Die Glasermeister Anja und Werner Gottschalk aus Aken setzten zwei „Hingucker“ in die Bleiglasfenster: eine Lutherrose und das Christogramm Chi-Rho. Die Fenster werden von einem umlaufenden rot-grünen „Band“ eingerahmt, für das es laut Rödiger ein historisches Vorbild gibt.

Nun müssen noch die Ost- und Nordfassade angeputzt und ebenda sechs Fenster ausgetauscht werden, Kostenschätzung 168.000 Euro. Dann ist die Kirche „durchsaniert“. Mal sehen, was Pfarrer Rödiger danach noch so alles einfällt ...