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Heimatgeschichte 1000 Jahre Lagendorf - ein Ort im Altmarkkreis feiert sich selbst

Die Urkunde, die das bezeugt, ist wohl einem Brand zum Opfer gefallen. Sicher ist dennoch: Die Lagendorfer gibt es seit einem Jahrtausend.

Von Anke Pelczarski 26.06.2022, 15:55
Julian (von links) und Robert Kummert sowie Meike Thiele sahen sich historische Fotos aus Lagendorf an. Manch ein Erlebnis wurde dabei wieder lebendig.
Julian (von links) und Robert Kummert sowie Meike Thiele sahen sich historische Fotos aus Lagendorf an. Manch ein Erlebnis wurde dabei wieder lebendig. Anke Pelczarski

Lagendorf - „Der Zusammenhalt der Leute, dass sich alle gut verstehen und dass jeder mit jedem spricht“: Das bezeichnet Horst Panzer als das Besondere an Lagendorf. Er muss es wissen: Denn der heute 88-Jährige, der seit 1952 in Lagendorf lebt, ist der älteste Dorfbewohner. Er darf am Sonnabend gemeinsam mit Bernd Hane, Bürgermeister der Gemeinde Dähre, die Gedenktafel enthüllen, die die nächsten Generationen an das 1000-Jährige erinnern wird.

Die Festorganisatoren um Monika Schulz haben sich einiges einfallen lassen, um die Gäste zu unterhalten. Dazu gehören Schautafeln mit historischen Fotos im Festzelt, vor denen unzählige Besucher verweilen. „Bei der 975-Jahr-Feier waren wir mit dem Kindergarten dabei“, erzählt Meike Thiele, die als Erzieherin arbeitet, beim Blick auf die Bilder. Da habe es die Kita in Lagendorf noch gegeben. Auch das gemeinsame Kartoffelschälen für ein Fest sei in Erinnerung geblieben. „Und der Absacker danach“, fügt sie schmunzelnd hinzu. Michael Olms hat die 950-Jahr-Feier als Achtjähriger erlebt. Damals habe er beim Schmücken der Festscheune mitgeholfen. Für einige Tage sei der Schlagbaum, der zum Sperrgebiet führte, hinters Dorf versetzt worden, so dass auch Besucher aus umliegenden Orten die Festwoche besuchen konnten: mit vielen Künstlerauftritten, einer Museums-Außenstelle und weiteren Höhepunkten.

Horst Panzer, der älteste Lagendorfer (links) und Bernd Hane, Bürgermeister der Gemeinde Dähre, enthüllten die Gedenktafel.
Horst Panzer, der älteste Lagendorfer (links) und Bernd Hane, Bürgermeister der Gemeinde Dähre, enthüllten die Gedenktafel.
Anke Pelczarski

Archäologische Funde beweisen Alter von Lagendorf

Auch wenn die Urkunde nicht mehr existiert, die das genaue Alter von Lagendorf belegt: Sicher ist, dass schon weit vor 1022 hier Menschen gelebt haben. Das bezeugen archäologische Funde. Und die heute hier Lebenden – aktuell seien es 52, berichtet Michael Olms – würden sich für ihren Ort engagieren. Kein Wunder, dass sie vor gut zwei Monaten bei Dähres Bürgermeister nachgefragt haben, ob die Gemeinde etwas zum Finanzieren der Gedenktafel beisteuern könne. „Dass dieses Jubiläum ansteht, hatte ich nicht auf dem Schirm“, gibt Bernd Hane zu. Kein Wunder: Zu seiner Gemeinde gehören insgesamt 17 Ortsteile. „Ich habe die Befürchtung, dass Geschichte verloren geht, wenn die Gemeinde immer größer wird “, sagt er. Deshalb sei Geld im Etat eingeplant, um Einwohnern eine Entschädigung zahlen zu können, wenn diese bereit seien, sich als Ortschronisten mit der Historie beschäftigen und diese für die Nachwelt zu erhalten.

Zu dem Wissenswerten gehört beispielsweise die Kirche. Erbaut im 14. Jahrhundert in Lagendorf, wurde sie im Lauf der Jahre zu klein, schildert Pastor Silvio Scholz. Im Jahr 1845 seien beispielsweise sonntags mehr als 100 Personen zum Gottesdienst gekommen. Deshalb wurde Anfang des 20. Jahrhunderts eine neue Kirche gebaut. Letzter Lagendorfer Pfarrer war übrigens Werner Beuchert, der von 1946 bis 1976 in Lagendorf wirkte. Dann übernahm Pfarrer Werner Kernbach, der für einen viel größeren Bereich verantwortlich war. Zwei Jahre später wurde die Kirche baupolizeilich gesperrt. Sie sollte abgerissen werden. Doch engagierte Einwohner haben es nach der Wende geschafft, das Gotteshaus nicht nur zu erhalten, sondern am Heiligabend 1996 wieder einzuweihen. Silvio Scholz verrät noch einen interessanten Fakt: in den Fenstern der Kirche sind zwölf Apostel zu sehen. Nur einer fehlt: der Jünger Judas. Warum das so sei, das sei offen.

Die Schalmeienkapelle der Freiwilligen Feuerwehr Diesdorf führte den Festzug von der Kirche zur Enthüllung des Gedenksteines am Gerätehaus Lagendorf an.
Die Schalmeienkapelle der Freiwilligen Feuerwehr Diesdorf führte den Festzug von der Kirche zur Enthüllung des Gedenksteines am Gerätehaus Lagendorf an.
Fotos: Anke Pelczarski